Die vorgeschlagene Bewertung von gut 10 Milliarden Euro sei keine Grundlage für weitere Gespräche, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Agentur Bloomberg hatte darüber ebenfalls berichtet. Zudem frage man sich bei Covestro, ob der staatliche Energieriese aus den Vereinigten Arabischen Emiraten für einige Teile des Unternehmen als Eigentümer geeignet sei. Dies habe der Covestro-Vorstand Adnoc-Chef Sultan Al Jaber in einem Brief mitgeteilt. Covestro und Adnoc wollten sich zu den Informationen nicht äussern.
Reuters hatte am Dienstag von einem informellen Angebot von Adnoc für Covestro erfahren, das etwa bei 55 Euro je Aktie liege. An der Börse sind viele Investoren aber skeptisch, ob es wirklich zu einer Offerte kommen wird. Die Covestro-Aktie war zwar nach oben gesprungen, blieb aber auch am Donnerstag mit 48,35 Euro unter der kolportierten Höhe des Angebots. Um die 60 Euro je Aktie müsse Adnoc mindestens bieten, um erfolgreich zu sein, hatte Analyst Markus Mayer von Baader Helvea gesagt. Er hält eine Übernahme von Covestro aber schon seit längerem für wahrscheinlich.
Bayer hatte seine ehemalige Kunststoff-Tochter 2015 unter dem Namen Covestro an die Börse gebracht. Grösste Anteilseigner des Leverkusener Unternehmen sind laut Refinitiv-Daten die Investmentbank Goldman Sachs und der Vermögensverwalter BlackRock mit jeweils über fünf Prozent. "Covestro ist ein sehr gut aufgestelltes, zyklisches Unternehmen, das günstig bewertet ist. Das liegt daran, dass der Zyklus eher am Boden ist", sagte Fondsmanager Arne Rautenberg von Union Investment, die zu den 15 grössten Covestro-Aktionären gehört. Von einer feindlichen Übernahme könne keine Rede sein: "Die Aktie ist im Streubesitz und es wäre wohl nur eine Preis-Frage, ob die Bestandsaktionäre ein solches Übernahmeangebot annehmen."
Nach Einschätzung der Analysten der UBS könne Adnoc mit Covestro zwar seine Abhängigkeit von der Öl- und Gasindustrie verringern und von den Nachhaltigkeitsinitiativen des deutschen Unternehmens profitieren. Die Synergien seien aber begrenzt. Adnoc sei kein wichtiger Lieferant der wichtigsten Rohstoffe von Covestro. Auch grössere Einsparungen durch Überschneidungen in der Produktion oder Logistik seien nicht zu erwarten.
(Reuters)