Das mit dem US-Partner Translate Bio entwickelte Vakzin werde in diesem Jahr nicht zur Verfügung stehen, sagte der Chef des Arzneimittel-Herstellers, Paul Hudson, der Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche". Bislang war Sanofi davon ausgegangen, dass eine Zulassung schon in der zweiten Jahreshälfte 2021 möglich sei. Frankreich und damit auch die EU hatten große Hoffnungen in Sanofi gesetzt.
Der Kandidat basiert auf der neuartigen mRNA-Technologie, die auch das Mainzer Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer sowie der US-Konzern Moderna für ihre bereits zugelassenen Impfstoffe nutzen. Klinische Studien sollten noch in diesem Quartal beginnen. "Dieser Impfstoff wird nicht in diesem Jahr fertig sein, aber er könnte zu einem späteren Zeitpunkt von Nutzen sein - umso mehr, wenn der Kampf gegen Mutationen weitergeht", sagte Hudson.
Sanofi kämpft bereits mit einer Verzögerung bei seinem anderen Covid-19-Impfstoffkandidaten, der zusammen mit dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline entwickelt wird. Die beiden Unternehmen hatten im Dezember mitgeteilt, dass das Mittel bei älteren Erwachsenen keine ausreichende Reaktion des Immunsystems hervorrief.
Unterdessen stellte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides ein Schnellverfahren für die Anpassung bereits zugelassener Corona-Impfstoffe an Virus-Mutationen in Aussicht. "Wir haben nun entschieden, dass ein Impfstoff, der vom Hersteller auf der Basis des bisherigen Vakzins zur Bekämpfung neuer Mutationen nachgebessert wurde, nicht mehr den ganzen Zulassungsprozess durchlaufen muss", sagte sie der "Augsburger Allgemeinen". "Es wird also schneller gehen, geeignete Impfstoffe verfügbar zu haben, ohne bei der Sicherheit Abstriche zu machen." Die USA und Großbritannien hatten - anders als die EU - die ersten Corona-Impfstoffe wesentlich schneller in einem Notfallverfahren zugelassen und sind deswegen jetzt deutlich weiter bei der Impfung von Risikogruppen als etwa Deutschland und Frankreich.
Der Kommissarin zufolge sollen bis Ende September mindestens 700 Millionen Dosen zur Verfügung stehen. Das sei mehr als genug für 70 Prozent der EU-Bevölkerung. Bis Ende Juni stünden 300 Millionen Dosen der bislang drei zugelassenen Impfstoffe für mehr als ein Drittel der EU-Bürger bereit. "Diese Zahl könnte sich sogar noch erhöhen, wenn der Impfstoff von Johnson & Johnson hinzukommt", so Kyriakides mit Blick auf den US-Konzern.
In Japan wurde inzwischen als erster Impfstoff das Mittel von Biontech zugelassen. Das teilte das dortige Gesundheitsministerium am Sonntag mit, nachdem ein Regierungsgremium am Freitag die Zulassung empfohlen hatte. Mit dem Impfstoff, den die Mainzer zusammen mit Pfizer entwickelt haben und vertreiben, will Japan seinen Kampf zur Eindämmung einer dritten Infektionswelle im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele verstärken.
(Reuters)