Wie die Zentralbank am Donnerstag mitteilte, sinkt der einjährige Zinssatz der mittelfristigen Kreditfazilität (MLF) um 0,20 Prozentpunkte auf 2,30 Prozent. Es ist die erste Senkung des Leitzinses MLF seit dem vergangenen Sommer und der stärkste Zinsschritt seit April 2020.

Analysten wurden von der Entscheidung überrascht. Erst zu Beginn der Woche hatte die People's Bank of China mehre Kreditzinsen gesenkt, darunter ein mittelfristiger Zins, der vor allem für die Immobilienwirtschaft wichtig ist.

Neben der Senkung des MLF-Zinssatzes stellte die Notenbank dem Bankensystem des Landes zudem mehr Liquidität zur Verfügung. Wie die Notenbank ebenfalls am Donnerstag mitteilte, wurden netto 200 Milliarden Yuan (rund 25,5 Milliarden Euro) bereitgestellt. Dies ist die stärkste Finanzspritze seit Januar.

China leidet seit geraumer Zeit unter einer vergleichsweise schwachen konjunkturellen Entwicklung. Vor allem die Krise des Immobilienmarktes, eine damit verbundene Konsumzurückhaltung der Verbraucher und die hohe Verschuldung von Unternehmen belasten die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt.

Im zweiten Quartal war Chinas Wirtschaft denn auch unerwartet schwach gewachsen - um 4,7 Prozent. Zu Beginn des Jahres hatte die Wirtschaftsleistung des wichtigen deutschen Handelspartners noch 5,3 Prozent zugelegt.

Am Wochenende war ein Treffen der Kommunistischen Partei zum künftigen Wirtschaftskurs des Landes nach Einschätzung von Beobachtern enttäuscht beendet worden. Beim sogenannten «Dritte Plenum» der Partei sei der von einigen erhoffte «grosse Wurf» auf Basis der bisher vorliegenden Informationen ausgeblieben, kommentierte Experte Patrick Franke von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) die Ergebnisse in einer jüngst veröffentlichten Analyse.

(AWP)