Auf dem Höhepunkt des Booms chinesischer M&A-Transaktionen in Europa gab es 2016 noch 309 Zukäufe chinesischer Betriebe. Auch das Transaktionsvolumen sank im vergangenen Jahr erneut: Der Wert der Beteiligungen und Übernahmen fiel demnach von 4,3 auf 2,0 Milliarden Dollar – bei den meisten Übernahmen liegen allerdings keine Angaben zu Kaufpreisen vor. In Deutschland hingegen stieg die Zahl von Übernahmen und Beteiligungen chinesischer Investoren von 26 auf 28, lag aber deutlich unter dem Rekordwert von 68 aus 2016.

Das Investitionsvolumen in Deutschland lag mit 202 Millionen Dollar auf dem niedrigsten Stand seit 2010. Nicht enthalten sind hier laut EY Risikokapitalinvestitionen in Startups, bei denen chinesische Firmen Teil internationaler Investorengruppen waren.

«Das leichte Plus bei der Zahl chinesischer Unternehmensübernahmen in Deutschland ist noch keine Trendwende», sagte Yi Sun, Partnerin und Leiterin der China Business Services in Westeuropa bei EY. «Nach wie vor sind chinesische Unternehmen zurückhaltend, wenn es um Übernahmen in Europa geht.»

Das liege unter anderem an der konjunkturellen Situation in China und der Finanzlage der Firmen. So habe eine Expansion nach Europa durch M&A Aktivitäten derzeit oft keinen hohen Stellenwert mehr. Die Unternehmen konzentrierten sich auf ihr bestehendes Beteiligungsportfolio und darauf, die eigenen Geschäftslage zu verbessern. «Zum Teil gehört dazu auch die Trennung von Beteiligungen in Europa, etwa in der Automobilindustrie.» Während Zukäufe weniger wichtig würden, fokussierten sich einige chinesische Investoren darauf, «Mega-Fabriken in Europa zu bauen, besonders in den Bereichen Elektroautos und Batterien».

Die Corona-Pandemie hatte in China zu massiven Einschränkungen bei Aus- und Einreisen und bei M&A-Aktivitäten geführt. Zum erwarteten Nachholeffekt sei es dann später allerdings nicht gekommen, sagte Sun. Grund sei der teilweise erhebliche politische Gegenwind für chinesische Unternehmen in vielen europäischen Ländern. «Potenzielle chinesische Investoren prüfen sehr sorgfältig, ob die Wahl bestimmter Übernahmekandidaten zu Widerstand bei Regierungen und zu Diskussionen in der Öffentlichkeit führen könnten.» Die Hürden für ausländische Beteiligungen – gerade in kritischen Branchen – seien inzwischen vielfach so hoch, dass schon in einem frühen Stadium von einer ansonsten strategisch sinnvollen Übernahme abgesehen werde.

(Reuters)