«Nachdem die chinesische Notenbank mit einem Paukenschlag und einem breit angelegten geldpolitischen Massnahmenpaket den Markt kurzzeitig in die Höhe schiessen liess, sind wir nun wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt», sagt Hannah Thielcke, Portfoliomanagerin bei der Weberbank in Berlin. Investoren warten auf weitere Details zu den fiskalischen Stützungsmassnahmen der politischen Entscheidungsträger. Konkrete Pläne könnten Ende Oktober oder Anfang November nach der Sitzung des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses vorliegen, prognostiziert Chaoping Zhu, Stratege bei der Vermögensverwaltungssparte der US-Grossbank JP Morgan in Shanghai.

Die Börsianer beschäftigt auch das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Donald Trump und Kamala Harris im US-Präsidentschaftswahlkampf. Der Ex-Präsident konnte in den Umfragen zuletzt leicht zulegen. «Gleichwohl ist sein Vorsprung in den 'Swing States' nicht gross genug, um ihn bereits als sicheren Sieger anzuerkennen», schreiben die Experten der Helaba. Bei den «Swing States» handelt es sich um US-Bundesstaaten, in denen sowohl Demokraten als auch Republikaner eine realistische Chance haben, die Mehrheit der Stimmen zu gewinnen. Die Nervosität an den Börsen im Vorfeld der Stimmabgabe am 5. November drückte die Börsen in den vergangenen Tagen, am Freitag lag der Dax mit 19.443 Punkten rund ein Prozent unter dem Vorwochenschluss.

BIP und Inflation in Euro-Zone und USA im Blick

«Die jüngsten Marktbewegungen sind aber nicht ausschliesslich auf die US-Politik zurückzuführen», sagt Mark Dowding, Chefanleger beim Vermögensverwalter RBC BlueBay. «Auch die wirtschaftlichen Entwicklungen prägen das Geschehen.» Daher warten die Investoren ebenfalls mit Spannung auf die Flut an Konjunkturdaten, die in der neuen Woche anstehen. Am Dienstag prognostizieren die Konsumforscher der GfK auf Basis ihrer aktuellen Umfrage die deutsche Verbraucherstimmung für November. Experten erwarten einen leichten Anstieg des Barometers auf minus 20,5 Punkte von minus 21,2 Punkten im Oktober.

Am Mittwoch stehen die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt in Deutschland, der Euro-Zone und den USA im dritten Quartal an. Ebenfalls zur Wochenmitte werden die vorläufigen Inflationsdaten für Deutschland im Oktober veröffentlicht. Am Donnerstag folgen die Zahlen für den gesamten Euroraum. In den USA blicken Investoren indes auf den sogenannten PCE-Index der persönlichen Ausgaben der Verbraucher im September. Dieser gilt als ein Inflationsmass, das die US-Notenbank Fed mit Blick auf ihre Zinspolitik besonders stark beachtet.

Weitere Hinweise auf die nächsten Schritte der Währungshüter erhoffen sich Anleger aus dem US-Arbeitsmarktbericht für Oktober, der am Freitag veröffentlicht wird. Die Fed versucht, mit hohen Zinsen die hohe Inflation einzudämmen und den heiss gelaufenen Jobmarkt abzukühlen. Doch die anstehenden Zahlen dürften Experten zufolge durch einmalige Faktoren verzerrt werden. «Stürme und Streiks haben im Oktober die Beschäftigung in den USA gedrückt, der Stellenaufbau dürfte deutlich nachgelassen haben», sagte Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. In den Folgemonaten wird sich das wieder normalisieren, und erst dann lässt sich wieder ein klareres Bild der Situation auf dem US-Arbeitsmarkt gewinnen.

Bilanzsaison geht weiter

Ausserdem geht es mit der Bilanzsaison weiter. Geplant zur Veröffentlichung in Deutschland sind unter anderem die Quartalszahlen von Volkswagen, Adidas, BASF und Covestro.

In den USA stehen etwa die Finanzberichte der Technologieriesen Microsoft, Amazon, Apple und Intel an. Im Blick behalten die Anleger auch die Ergebnisse des Autobauers Ford, der Fastfood-Kette McDonald's, der Kreditkartenanbieter Mastercard und Visa sowie der Pharmakonzerne Pfizer und Eli Lilly.

In der Schweiz gehören unter anderem Novartis, UBS, Geberit und Swisscom dazu.

(Reuters/cash)