Die Aktie von Richemont hatte zuletzt einen guten Lauf. Um mehr als 5 Prozent ging es im Vorfeld der Veröffentlichung der Umsatzzahlen für das Weihnachtsquartal nach oben.
Und das nicht ohne Grund, wie sich am heutigen Mittwochmorgen zeigt. Mit 4,19 Milliarden Euro liegt der Umsatz zwar nur geringfügig über jenem vom Vorjahr. Dennoch übertrifft der Luxusgüterhersteller damit die bei 4,05 Milliarden Euro liegenden Markterwartungen klar. Der eigentliche Lichtblick ist aber das organische Wachstum von 5 Prozent. Hier hatten die Analysten durchschnittlich mit einem leichten Rückgang um 0,4 Prozent gerechnet.
Wie aus Expertenkreisen verlautet, habe China dem Unternehmen das Weihnachtsquartal gerettet. Der Absatz dort stieg nämlich um satte 80 Prozent, wobei insbesondere der als margenstark geltende Schmuck reissenden Absatz fand.
Bestes Weihnachtsquartal der Firmengeschichte
Nach einem frühen Vorstoss auf fast 88 Franken gewinnt die Richemont-Aktie zur Stunde noch 1,7 Prozent auf 85 Franken.
Vontobel zufolge blickt Richemont auf das stärkste Weihnachtsquartal der Firmengeschichte zurück. Die Zürcher Bank hebt einerseits das starke Wachstum in China, andererseits aber auch das überraschend gut laufende Schmuckgeschäft hervor. Vontobel fühlt sich in der Kaufempfehlung für die Aktie bestärkt. Sie nimmt das 86 Franken lautende Kursziel in positive Revision.
Bryan Garnier fackelt nicht lange und erhöht das Kursziel für die mit "Neutral" eingestufte Aktie auf 80 (zuvor 74) Franken. Auf Basis des vorliegenden Zahlenkranzes erhöht der Broker seine Gewinnerwartungen um bis zu 7 Prozent. Auch die DZ Bank lässt nichts anbrennen und errechnet neuerdings einen fairen Wert von 88 (zuvor 69) Franken für die Aktie. Das Anlageurteil "Halten" bleibt jedoch bestehen.
Die Zürcher Kantonalbank räumt hingegen reumütig ein, die Umsatzerholung unterschätzt zu haben. Selbst in Europa sei die Umsatzentwicklung vor dem Hintergrund der teilweisen Boutiquenschliessungen besser als befürchtet ausgefallen. Die Zürcher Bank will ihre Gewinnschätzungen für das laufende Jahr deshalb um gut 10 Prozent erhöhen. Dennoch stuft sie die Aktie gar mit "Untergewichten" ein.
Aktie mit reichlich Vorschusslorbeeren bedacht
Treibende Kraft hinter den Kursavancen der letzten Tage waren gleich mehrere Kaufempfehlungen. Alleine seit vergangenem Mittwoch raten nicht weniger als vier Banken zum Einstieg, darunter die UBS (cash berichtete). Die grösste Schweizer Bank traut der Richemont-Aktie über die kommenden 12 Monate einen Anstieg auf 94,50 (zuvor 73,60 Franken zu. Die Deutsche Bank rechnet gar mit Kursen von bis zu 100 (zuvor 81) Franken, die britische HSBC und die französische BNP Paribas gehen immerhin noch von Kursen von 94 bis 97 Franken aus.
So unterschiedlich die Beweggründe für diese vier Kaufempfehlungen auch sein mögen, so einig sind sich die genannten Banken in einem Punkt: Dank der starken Marktstellung der Schmuck-Tochter Cartier hat Richemont vielen anderen diversifizierten Luxusgüterkonzernen etwas voraus.
Es überrascht deshalb nicht, bereitete das Schmuckgeschäft dem Mutterhaus Richemont auch im Weihnachtsquartal wieder viel Freude. Im Jahresvergleich resultiert in dieser Produktkategorie beim Umsatz gar ein organisches Plus von 14 Prozent.