Die Übungen hatten nur wenige Tage nach dem Amtsantritt des neuen taiwanischen Präsidenten Lai Ching-te begonnen und waren für zwei Tage angesetzt. Sie seien die Strafe für Lais Antrittsrede am Montag und die separatistischen Handlungen Taiwans, hiess es aus Peking.

Lai hatte bei seiner Amtseinführung die Unabhängigkeit der demokratisch regierten Inselrepublik betont und erklärt, das die beiden Seiten der Taiwanstrasse einander nicht untergeordnet seien. China hatte das als Erklärung aufgefasst, dass es sich um zwei Länder handele. Die Volksrepublik betrachtet Taiwan jedoch als eigenes Territorium.

An dem Manöver waren Armee, Marine, Luftwaffe und Raketentruppen beteiligt. Ziel war laut chinesischem Militär die Erprobung der Kampffähigkeit der Teilstreitkräfte im Verbund durch See-Luft-Patrouillen, von Präzisionsschlägen auf wichtige Ziele sowie von Operationen innerhalb und ausserhalb der zu Taiwan gehörenden Inselkette.

In Taiwan wurden die Manöver eher als politische Machtdemonstration denn als konkrete militärische Gefahr gewertet. China hat in den letzten Jahren mehrere Militärübungen rund um Taiwan abgehalten, darunter grossangelegte Manöver 2022 und 2023.

Auf dem chinesischen Festland hatten die Kommunisten 1949 die Macht übernommen, während sich auf Taiwan damals die vorherige Regierung hielt. Taiwan wird von den USA und anderen Staaten unterstützt, die allerdings mit Rücksicht auf China von einer offiziellen diplomatischen Anerkennung des Landes absehen. Das Schicksal der Insel ist auch wegen ihrer Rolle in der Halbleiterindustrie von grosser Bedeutung für die Weltwirtschaft. In Taiwan ist unter anderem der weltgrösste Auftragschiphersteller TSMC ansässig.

(Reuters)