Die Valoren des Finanzdienstleister Cembra Money Bank notiert am Mittwoch 1,75 Prozent tiefer bei 67,35 Franken, während der Swiss Performance Index (SPI) 0,10 Prozent zulegt. Seit Anfang 2023 haben die Cembra-Titel 18 Prozent an Wert verloren.

Die Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) machen zwei Gegenwinde aus, mit denen Cembra konfrontiert ist und dabei auch verantwortlich für die unterdurchschnittliche Performance der Aktie im letzten Jahr sein dürfte. Erstens scheint das Defizit an Kreditkartenkommissionen durch den Verlust der Migros-Partnerschaft grösser als erwartet, und zweitens steigen die Finanzierungskosten schneller als die Renditen auf den Aktiva.

In ersten Halbjahr sanken die Kreditkartenkommissionen um 9 Prozent, obwohl sich die Reisetätigkeit seit Anfang 2022 weiter erholt hat. Der ZKB-Analyst Daniel Regli mutmasst, dass entweder die Margen auf dem neue Kreditkartenprogramm Certo niedriger als erwartet ausfallen oder dass Cembra mehr Marktanteile bei den Transaktionsvolumina insbesondere wegen dem starken Franken verloren hat, als es die Anzahl Kreditkarten vermuten lässt.

Die Finanzierungskosten sind von 42 Basispunkte im ersten Halbjahr 2022 auf 97 Basispunkte im ersten Halbjahr 2023 gestiegen. Die ZKB erwartet nun einen weiteren Anstieg auf 135 Bp im zweiten Halbjahr 2023 und 167 Bp in 2024. Aufgrund von Höchstsätzen für Verbraucherkredite können Preiserhöhungen aber nur verzögert umgesetzt werden, so Regli. «Daher dürfte die Nettozinsmarge von Cembra im zweiten Halbjahr 2023 weiter auf etwa 5,0 Prozent sinken, bevor sie sich 2024 wieder auf 5,1 Prozent erholt.»

Das Fazit ist gesamthaft aber positiv: Das Kurs-/Gewinnverhältnis (KGV) von 13 für 2023 und 11.5 für 2024 zusammen mit der hohen Dividendenrendite von 6.1 Prozent für 2023 sind attraktiv. Deshalb sieht der ZKB-Analyst langfristig Aufwärtspotenzial, sollte die Firma gute Fortschritte beim Kostenmanagement machen. Aufgrund der kurzfristigen Gegenwinde bleibt die Einstufung aber auf «Marktgewichten».

Robuster Halbjahresabschluss

In einem herausfordernden Umfeld mit steigenden Zinsen erzielte Cembra im ersten Halbjahr 2023 ein solides Ergebnis. Der Reingewinn lag bei 75,1 Millionen Franken, was gegenüber dem Rekordergebnis in der Vorjahresperiode einem Rückgang von 17 Prozent entspricht. Dieser ist auf die erwartete Normalisierung der Verlustquote nach der Corona-Pandemie sowie auf die strategische Anpassungen zurückzuführen.

Der Finanzdienstleister konnte die Nettomarge um 1 Prozent steigern, wobei der niedrigere Zinserfolg durch höhere Einnahmen aus Kommissionen und Gebühren kompensiert werden konnte. Die Verlustquote auf Ausleihungen blieb mit 0,7 Prozent weiterhin tief, während die Eigenkapitalrendite bei 12,2 Prozent lag. 

Besonderes Wachstum verzeichnete der Bereich Buy Now Pay Later (BNPL). In diesem Geschäftsbereich hat sich das Rechnungsvolumen im ersten Halbjahr 2023 auf 446 Millionen Franken mehr als verdoppelt (H1 2022 CHF 197 Millionen), was sowohl auf die Konsolidierung von Byjuno als auch auf organisches Wachstum zurückzuführen war. Infolgedessen stieg der Ertrag aus Kommissionen und Gebühren im BNPL-Geschäft auf 19.0 Millionen, gegenüber CHF 6.5 Millionen im ersten Halbjahr 2022.

Cembra teilt das Jahresergebnis am 22. Februar 2024 mit. 

Thomas Daniel Marti
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