Am Mittwochmorgen, kurz nach Handelseröffnung, war es soweit: Die Aktie der Cembra Money Bank knackte die 100-Franken-Marke. In Ihrem Höchst erreicht sie einen Wert von 100,80 Franken. Bis zum Mittag gaben die Titel wieder leicht nach und bewegen sich derzeit um 99 Franken. Trotzdem: Die jüngste Performance der Cembra-Aktie lässt sich sehen. Seit Anfang Jahr verzeichnet sie eine Wertsteigerung von rund 28 Prozent.

Der Aktienhöhenflug kommt nicht von ungefähr. Im als schwierig geltenden Konsumkreditgeschäft - eines ihrer Hauptgeschäftsfelder - schlägt sich Cembra seit Jahren erstaunlich gut. Solide Nettozinsmargen, die mit 6 bis 7 Prozent im Niedrigzinsumfeld geradezu gigantisch klingen, sowie eine niedrige Kosten-Ertrags-Relation zwischen 42 und 45 Prozent haben das Betriebsergebnis seit 2013 stetig steigen lassen.

Solide Halbjahreszahlen

Im ersten Halbjahr konnte die Bank das gute Ergebnis aus 2018 nochmal steigern. Neben einem Ertrag von 222 Millionen Franken (213 Millionen im Vorjahr) resultierte mit 79 Millionen Franken ein Reingewinn knapp über Vorjahr.   

Kursverlauf der Cembra-Aktie seit Anfang Jahr, Quelle: cash.ch.

Gemäss ZKB-Analyst Michael Kunz hat es Cembra geschafft, aus einem Geschäft, für das die Grossbanken aus Reputationsgründen ihren Namen nicht hergeben wollten und deswegen in Tochtergesellschaften auslagern, eine "erstaunlich ergiebige Ertragsquelle" zu machen. Die drei Hauptgeschäftsfelder der Bank sind neben dem Geschäft mit Konsumkrediten noch Autoleasing und die Ausgabe von Kreditkarten.

Cashgate-Akquisition

Anfang Juli kam dann die Ansage: Die Bank gab mit dem Kauf von Cashgate die Übernahme eines ihrer Hauptmitbewerber bekannt. Cashgate ist eine fest im Konsumkreditgeschäft verankerte Tochtergesellschaft der Aduno-Gruppe und gehört zu den Schweizer Top-5-Anbietern im Bereich Privatkredite, Autoleasingverträge und Autokredite. Kaufsumme: stolze 277 Millionen Franken.

Durch die Akquisition erhöht Cembra ihr Finanzierungsvolumen um rund 1,4 Milliarden Franken (Konsumkreditbuch +677 Millionen, Leasingvolumen +760 Millionen) auf über 6 Milliarden Franken. Das macht sie zur unangefochtenen Marktführerin. Ziel ist es, die Integration bis Ende des dritten Quartals 2020 abzuschliessen. Cembras Rechnung sieht so aus: Bis 2020 werden Integrationskosten in Höhe von 25 Millionen Franken anfallen. Ab 2021 sollen Synergieeffekte dann für einen zusätzlichen Konzerngewinn von 30 Millionen pro Jahr Franken sorgen.

Die Bank Vontobel ist indes auch von der Zweckmässigkeit der Transaktion überzeugt. Neben dem hohen Synergiepotenzial hält sie den Kauf für einen "effizienten Kapitaleinsatz". Zudem hebt sie die günstigen Finanzierungskonditionen hervor.

Künftige Dividendenperle?

Der zusätzliche Konzerngewinn könnte zudem das Dividendenpotenzial massiv erhöhen. Cembra verspricht, die Ausschüttungsquote von 60 bis 70 Prozent des Reingewinns auf jeden Fall beizubehalten. 2018 wurden pro Aktien 3,75 Franken ausgeschüttet (aktuelle Dividendenrendite 3,8 Prozent). Es sollen jedoch noch Sonderausschüttungen hinzukommen, sobald eine "Tier1"-Kapitalquote (hartes Kernkapital) von 19 Prozent erreicht wird. Analysten glauben, dass diese Schwelle erst 2023 erreicht wird.

Dann aber winkt den Aktionären eine regelrechte Dividendenperle. ZKB-Analyst Kunz erwartet, dass 2023 "ceteris paribus" Dividenden von "deutlich jenseits der 6 Franken je Aktie" zu erwarten sind.

Einstieg ins KMU-Geschäft

Und: Cembra plant, ihr Geschäft weiter zu diversifizieren. Für das vierte Quartal 2019 will sie in Zusammenarbeit mit dem Berliner Spotcap Global Services in das Onlinekreditgeschäft für kleine Unternehmen einsteigen. Dabei soll der Fokus auf Onlinekredite mit kurzer Laufzeit liegen. Analysten erwarten allerdings durch den Einstieg ins KMU-Geschäft allein keine grossen Gewinnsprünge.

Das mag daran liegen, dass die Kundengruppe KMU nicht komplett neu ist. "Über Privatkredite und im Autoleasing haben wir heute bereits Selbständigerwerbende und KMU in unserem Portfolio", sagte selbst Cembra Risiko-Chef Volker Gloe.

Geht der Höhenflug weiter?

Die Bank Vontobel hält fest, dass Cembra durch die Akquisition von Cashgate ihre Position im Bereich Auto- und Privatkredite beträchtlich ausgebaut hat. Zudem seien die Wachstumsaussichten im Kreditkartengeschäft weiterhin ungebrochen. Vontobel setzt das 12-Monats-Kurziel auf 118 Franken, was derzeit ein Plus von rund 18 Prozent bedeuten würde.

Auch die ZKB stuft die Titel auf übergewichten ein. Ähnlich optimistisch ist Julius Bär, die ein Kursziel von 110 Franken herausgeben. Pessimistischer gibt sich die UBS, die das Kursziel auf 91 Franken setzt. Sie erwarte kurzfristig keine grossen Gewinnsprünge, weswegen sich kein Kauf aufdränge.

Insgesamt erscheinen die Cembra-Titel durchaus als zukunftsträchtiges Investment. Kurz- bis mittelfristig könnte sich die Cashgate-Übernahme negativ auf den Gewinn auswirken. Allerdings: Spätestens, wenn die Integration vollständig abgeschlossen ist, könnte der Gewinn zu neuen Höhenflügen ansetzen – und damit auch der Aktienkurs.