"Unser Job ist Preisstabilität, das steht über dem Erwirtschaften von Gewinnen oder dem Vermeiden von Verlusten", sagte Nagel dem Magazin "Capital" laut Bericht vom Dienstag. Notenbanken müssten alles unternehmen, um die Preise stabil zu halten und die aktuelle Inflation einzudämmen. "Wenn dadurch Verluste entstehen, darf uns das nicht von diesem konsequenten Anti-Inflationskurs abbringen."

Die EZB und nationale Notenbanken der Euro-Zone hatten in den vergangenen Monaten bereits vor Bilanzverlusten im Zuge des eingeschlagenen Zinserhöhungskurses gewarnt. Die Währungshüter hatten in den vergangenen Jahren massive Bestände an Staatsanleihen und Unternehmensanleihen erworben, die derzeit eher geringe Zinsen abwerfen. Auf der anderen Seite müssen sie im Zuge der Zinswende den Geschäftsbanken nun wieder kräftig Zinsen zahlen für deren Einlagen bei der Notenbank. Der Einlagensatz steht aktuell in der Euro-Zone bei 2,0 Prozent - noch im Juni 2022 war er negativ, was Strafzinsen für die Geschäftsbanken bedeutet hatte.

Nagel hatte darauf hingewiesen, dass die Bundesbank Rückstellungen von rund 20 Milliarden Euro für den Fall gebildet hat, dass die Zinsen wieder steigen. Verluste für die Bundesbank schloss er nicht aus. Ein Novum wäre das nicht. Die deutsche Notenbank hatte bereits in den 70er Jahren rote Zahlen geschrieben. Im vergangenen Jahr hatte Nagel allerdings ausgeschlossen, dass der Staat Kapital für die Bundesbank nachschießen muss. Für die Corona-Jahre 2020 und 2021 war der Bundesbank-Scheck an den Bund ausgeblieben, da die deutsche Notenbank lediglich nur jeweils ein ausgeglichenes Ergebnis erwirtschaftet hatte. Noch für 2019 hatte sie einen Bilanzgewinn von fast 5,9 Milliarden Euro an den Bundeshaushalt überwiesen.

(Reuters)