Schlechte Nachrichten für den um seinen Job kämpfenden Premierminister Rishi Sunak: Kurz vor den Parlamentswahlen ist der Aufschwung der britischen Wirtschaft zum Stillstand gekommen. Das Bruttoinlandsprodukt stagnierte im April im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch mitteilte.

Im März hatte es noch zu einem Wachstum von 0,4 Prozent gereicht. Die starken Rückgänge in der Industrie- und Bauproduktion verhinderten diesmal eine Fortsetzung des Aufschwungs, während die Dienstleister zulegen konnten.

Für Sunak häufen sich damit vor der Wahl am 4. Juli die schlechten Konjunkturnachrichten. Die Arbeitslosenquote für den Zeitraum Februar bis April stieg auf 4,4 Prozent und erreichte damit den höchsten Wert seit den Sommermonaten 2021, wie das Statistikamt zuvor mitteilte. Die Zahl der Erwerbstätigen ist seit Ende 2023 um 207.000 gesunken, während die der Arbeitslosen um 190.000 gestiegen ist.

Die Opposition nutzte die schwachen Konjunkturdaten zu Angriffen auf die regierenden Konservativen. «Rishi Sunak behauptet, wir hätten die Kurve gekriegt», sagte Rachel Reeves, die im Falle eines Wahlsiegs der oppositionellen Labour-Partei Finanzministerin werden will. «Aber die Wirtschaft ist ins Stocken geraten, und es gibt kein Wachstum.»

Laut Meinungsumfragen wird Labour die Wahl im kommenden Monat voraussichtlich gewinnen. Demnach hat die Partei von Keir Starmer einen Vorsprung von rund 20 Prozentpunkten vor den Konservativen.

«Insgesamt werden die doppelten Belastungen des Wirtschaftswachstums durch höhere Zinsen und Inflation trotz des Abflauens der Konjunkturerholung im April im Jahresverlauf weiter nachlassen», sagte der Chefvolkswirt von Capital Economics, Paul Dales. «Das wird der nächsten Regierung etwas wirtschaftlichen Rückenwind geben.»

Die Bank of England, die am 20. Juni wieder über die Leitzinsen entscheidet, strebt einen nachhaltigen Rückgang der Inflation in Richtung ihres Ziels von zwei Prozent an. Sie achtet insbesondere auf den Arbeitsmarkt und die Entwicklung des Lohnwachstums.

(Reuters)