Für Jason Bloom von Invesco wird der Herbst am Markt für ein “böses Erwachen” sorgen. Gegenwind von verschiedener Seite werde die Rohstoffpreise in die Höhe treiben, erwartet der Stratege.
In den USA endet im Oktober die Freigabe der strategischen Erdölreserven - während der bevorstehende Winter einen Nachfrageanstieg verheisst. Zudem verweist Bloom auf die Auswirkungen der hohen Erdgaspreise in Europa auf andere volatile Märkte, wie z. B. Hüttenschliessungen und Engpässe bei Industriemetallen.
Der Krieg in der Ukraine indessen dürfte die diesjährige Ernte dort belasten. Daher sei eine weitere Teuerung von Lebensmitteln zu erwarten, zumal die Exporte Russlands abnehmen und Dürren die Landwirtschaft in den USA belasten.
“Das ist es, was alle anderen sagen: Die Rohölpreise steigen nicht mehr, und deshalb werden wir für nächstes Jahr eine Preisstagnation bei Rohstoffen einpreisen”, sagte Bloom. “Auf welcher Grundlage gehen Sie davon aus, dass die Rohstoffpreise stagnieren werden, nur weil sie von ihrem Höchststand nach dem Krieg zurückgegangen sind?”
Kein Jahrzehnt der Knappheit
Auch wenn der Verbraucherpreisindex keine neuen Höchststände erreicht, dürfte der anhaltende Druck von Seiten des Rohstoffmarktes laut Bloom verhindern, dass die hartnäckig hohe Inflation so schnell nachlässt, wie es der Anleihemarkt vermuten lässt. Der Stratege verweist auf Engpässe bei Metallen und Energie und höhere US-Leitzinsen.
“Wir leben jetzt in einem Umfeld der Knappheit”, sagt Bloom. “Uns geht alles aus. Wir haben Engpässe. Warum also sollte man vor diesem Hintergrund ein Modell aus dem letzten Jahrzehnt heranziehen? Das war kein Jahrzehnt der Knappheit.”
Optimistisch zeigt sich Bloom indessen zur US-Konjunktur. “Das Wachstum scheint sich besser zu halten, als alle erwartet haben. Und das liegt zum Teil daran, dass wir weiterhin all diese fiskalischen Anreize erhalten”, so der Stratege. Er verweist auf Washingtons Infrastrukturgesetz des letzten Jahres und Bidens neues Gesetz für saubere Energie. “Das ist eine Menge an Kapitalinvestitionen, um nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu sichern, während die Fed versucht, den Konsum zu dämpfen.”
(Bloomberg)