Das Barometer für deren Einschätzung zur Konjunktur in den nächsten sechs Monaten sprang im November um unerwartet starke 22,5 Zähler nach oben. Auch nach diesem zweiten Anstieg in Folge verharrt der an den Finanzmärkten stark beachtete Indikator allerdings mit minus 36,7 Punkten tief im negativen Bereich, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 193 Analysten und Anlegern mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg auf minus 50,0 gerechnet. Die Börsianer bewerteten die aktuelle Lage ebenfalls besser: Dieses Barometer legte um 7,7 um auf minus 64,5 Punkte zu.

"Dies dürfte vor allem mit der Hoffnung auf einen baldigen Rückgang der Inflationsraten zusammenhängen", fasste ZEW-Präsident Achim Wambach die besser als erwartet ausgefallenen Umfrageergebnisse zusammen. "Allerdings ist der konjunkturelle Ausblick für die deutsche Wirtschaft immer noch deutlich negativ." Die meisten Experten - darunter auch die der Bundesbank - rechnen im Winterhalbjahr mit einer Rezession.

Die verbesserten ZEW-Konjunkturerwartungen seien angesichts einer Reihe von Lichtblicken dennoch gerechtfertigt, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Vor allem die Aussicht auf eine Deckelung der Energiepreise lässt hoffen, dass ein scharfer Einbruch der deutschen Wirtschaft ausbleibt." Auch die Möglichkeit eines milden Winters helfe der Konjunktur. "Je weniger Energie benötigt wird, desto unwahrscheinlicher wird eine Energierationierung", sagte Gitzel.

Der Chefvolkswirt von Union Investment, Jörg Zeuner, nennt noch einen weiteren Grund für den gestiegenen Optimismus der Börsenexperten: "Wir erleben gerade, wie resilient die deutsche Wirtschaft trotz vieler Probleme noch ist." Die energieintensive Produktion leide zwar. "Aber Wirtschaftszweige und Unternehmen mit geringeren Energiekosten profitieren weiter von hohen Auftragsbeständen, geringeren Engpässen bei Vorprodukten oder einer stärkeren Nachfrage", sagte Zeuner. Stabilisierend wirkt, dass die Einkommen aufgrund der robusten Lage am Arbeitsmarkt steigen und den Konsum stützen dürften. In den kommenden Monaten werde sich die Lage allerdings erst noch einmal verschlechtern. "Wir erwarten einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von 1,5 Prozent über das Winterhalbjahr", sagte Chefvolkswirt Zeuner.

Die Inflationsrate hatte im Oktober mit 10,4 Prozent auf dem höchsten Stand seit 1951 gelegen. In der Euro-Zone liegt sie sogar auf einem Rekordhoch. Die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich mit Mammut-Zinserhöhung gegen die im gesamten Euro-Raum von Rekord zu Rekord eilende Inflation, was wegen teurer werdender Kredite die Konjunktur zusätzlich hemmen könnte. 

(Reuters)