«Sowohl die Unsicherheit über den Leitzinskurs der Fed als auch geopolitische Entwicklungen und damit die Befürchtung, dass deutlich steigende Ölpreise die Inflationsraten wieder befeuern könnten, veranlassen viele Anleger vorerst zu vorsichtigerem Agieren», sagt Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. In der alten Woche verlor der Dax bei einem Stand von 17'715 Punkten am Freitagabend 1,1 Prozent.
Für Verunsicherung sorgten Berichte über einen Angriff Israels auf den Iran. Die Islamische Republik hatte Staatsmedien zufolge in der Nacht zu Freitag im Zentrum des Landes einen Luftangriff abgewehrt und drei Drohnen abgeschossen. Auch die Ungewissheit über den Zinspfad der Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks treibt Investoren weiter um. «Der April erweist sich in diesem Jahr offensichtlich als Korrekturmonat», sagt Helaba-Strategin Claudia Windt. «Dahinschmelzende US-Zinssenkungsfantasien und geopolitische Störfeuer treffen auf eine anfällige US-Leitbörse.»
Konjunktur im Blick
Neue Konjunkturdaten werden zeigen, ob sich der Trend mit einer schwächelnden Wirtschaft in Europa und überraschend starken Daten in den USA fortsetzt. Am Mittwoch warten Anleger auf das Konjunkturbarometer des Münchner Ifo-Instituts für April. Im März hatte sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft kräftig aufgehellt und war so gut wie seit Mitte 2023 nicht mehr. Die Wirtschaft ist derzeit wegen sinkender Investitionen und einer Flaute am Bau im Konjunkturtal. Doch gibt die für Juni erwartete Zinswende der EZB den Führungskräften Hoffnung auf eine konjunkturelle Besserung.
Am Donnerstag folgt die Prognose der Konsumforscher der GfK für die deutsche Verbraucherstimmung im Mai. Das Barometer für das Konsumklima war im April zwar den zweiten Monat in Folge gestiegen. Die Erholung kommt jedoch nur langsam voran. Verunsichert von geopolitischen Krisen halten die Konsumenten laut den Nürnberger Konsumforschern in der anhaltenden Konjunkturflaute ihr Geld zusammen.
Ebenfalls am Donnerstag gibt es vorläufige Daten zum US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal. Trotz der Hochzinspolitik der Fed dürfte die Wirtschaft weiter deutlich wachsen, wenn auch nicht mehr so stark wie vor der Jahreswende. Zum Wochenausklang stehen die Daten zu den Konsumausgaben der US-Verbraucher im März an. Von Reuters befragte Experten erwarten ein Plus von 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat. Neben Fed-Chef Jerome Powell hatten auch andere Vertreter der Notenbank zuletzt klargestellt, dass es angesichts der starken Wirtschaft noch nicht an der Zeit für Zinssenkungen ist.
Im Fokus in der neuen Woche steht auch die Geldpolitik in Asien. Chinas Zentralbank berät über den geldpolitischen Schlüsselzins - die sogenannte Loan Prime Rate (LPR) - am Montag. Japans Notenbank tagt dagegen zum Wochenschluss. Sie hatte die Zinsen im März erstmals seit 17 Jahren angehoben.
Zahlreiche Konzerne legen Zahlen vor
Die Bilanzsaison nimmt indes weiter Fahrt auf. In der Schweiz präsentiert am Montag Aryzta ihre Zahlen. Am Dienstag folgen Kühne+Nagel, Novartis, Phoenix Mecano und Romande Energie. Am Mittwoch sind U-blox, Kuros und Roche an der Reihe. Bucher, Ems-Chemie, Holcim, Inficon, Nestlé, Santhera, Vontobel und SNB geben am Donnerstag Einblick. SGS, BB Biotech und AMS Osram am Freitag.
In Deutschland warten Anleger zum Wochenauftakt auf den Bericht des Dax-Konzerns SAP für das erste Quartal. Am Dienstag präsentiert die Deutsche Börse ihre Zahlen. Am Donnerstag geben der Essenslieferdienst Delivery Hero, der Chemiekonzern BASF, der Dufthersteller Symrise und die Deutsche Bank Einblick.
In den USA stehen Bilanzen von Technologiefirmen im Terminkalender. Am Mittwoch legen die Facebook-Mutter Meta und der IT-Konzern IBM Zahlen vor. Am Donnerstag sind es die Google-Mutter Alphabet, der Online-Händler Amazon, der Softwarekonzern Microsoft, der Chiphersteller Intel und die US-Tochter der Deutschen Telekom, T-Mobile.
(Reuters/AWP/cash)