Wieder aufgeflammte Zinssorgen haben die US-Börsen am Donnerstag teils deutlich belastet. Die anfängliche Freude über die boomenden Geschäfte des Chipherstellers Nvidia verpuffte im Handelsverlauf. Als Folge darauf eröffnete der Swiss Market Index (SMI) am Freitag knapp 1 Prozent tiefer. 

Am letzten Handelstag der Woche haben die Anleger hingegen erneut etwas Zuversicht geschöpft. Die wichtigsten US-Indizes legten zum Teil spürbar zu. Der Dow Jones Industrial schaffte ein Plus von 0,01 Prozent auf 39'069,59 Punkte. Der S&P 500 stieg um 0,70 Prozent auf 5304,72 Punkte und für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es gar um 0,99 Prozent auf 18'808,35 Punkte nach oben. Auch der SMI erholte sich im Handelsverlauf und schloss mit einem Minus von 0,3 Prozent.

Der Boden für die Fortsetzung der Börsenrally dürfte nach Ansicht von Experten dank stabiler Firmenbilanzen und aufklarenden Konjunkturaussichten bereitet sein. Der Dax könnte die Marke von 19'000 Punkten in der neuen Woche erneut ins Visier nehmen. Zweifel an raschen Zinssenkungen könnten jedoch für Kursschwankungen sorgen.

«Angesichts der weitestgehend abgeschlossenen Gewinnberichterstattung werden die Impulse nun in erster Line von makroökonomischen Daten und den Äusserungen wichtiger Notenbankvertreter ausgehen», sagt Helaba-Stratege Markus Reinwand. Dabei stehen vor allem die Preisdaten im Fokus, die den Märkten Rückschlüsse auf die Zinsperspektiven liefern könnten.

Insgesamt blieben die weiteren Dax-Aussichten gut, sagt Carsten Klude, Chefvolkswirt bei M.M. Warburg. «Die Berichtssaison ist so positiv verlaufen, dass die Unternehmensanalysten ihre Gewinnerwartungen für das Jahr 2024 nach oben revidiert haben», erläutert er. Zudem sei der deutsche Leitindex trotz einer Kurssteigerung von rund zwölf Prozent seit Jahresbeginn immer noch recht günstig bewertet. «Unser Jahresendziel von 19.500 Punkten könnte bald erreicht werden.»

Stimmungsindikatoren auf dem Prüfstand

Auch von konjunktureller Seite haben die Aktienmärkte aktuell Rückenwind. Jüngst verdichteten sich die Hinweise auf eine Frühjahrsbelebung. Am Montag wird das Ifo-Institut den Geschäftsklimaindex für Mai vorlegen. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hatte sich im April aufgehellt und war so gut wie seit fast einem Jahr nicht mehr.

Auch die gedämpfte Verbraucherlaune hatte sich zuletzt zumindest verbessert. Ob der Trend im Juni anhält, werden die am Mittwoch anstehenden Prognosen der Konsumforscher der GfK und des Nürnberger Instituts für Marktentscheidungen (NIM) zeigen. Laut den Forschern bewegte sich das Barometer immer noch auf einem überaus niedrigen Niveau. «Die steigenden Konjunkturerwartungen untermauern das Kursplus am Aktienmarkt, aber viel ist schon eingepreist», sagt Helaba-Stratege Reinwand.

Anleger nehmen Preisdaten genau unter die Lupe

Die Verbraucherpreisdaten der Euro-Zone für Mai werden am Freitag veröffentlicht. Von Reuters befragte Fachleute erwarten einen Anstieg auf 2,5 von 2,4 Prozent im April. Die Europäische Zentralbank (EZB), die auf eine Zinswende im Juni zusteuert, peilt einen Wert von zwei Prozent an.

Deutlich unsicherer sind sich die Anleger in Bezug auf den Zeitpunkt einer Zinssenkung der US-Notenbank Fed. In den Fokus rückt deswegen unter anderem am Mittwochabend der Konjunkturbericht der Fed, das Beige Book. 

Am Donnerstag folgen die zweite BIP-Schätzung sowie Arbeitsmarktdaten und ein Update zur Inflation. Am Freitag folgen die Zahlen zum privaten Konsum sowie der PCE-Preisindex, ein von der Fed stark beachtetes Inflationsmass. 

Die Federal Reserve will die hohe Inflation eindämmen und bekämpft die Teuerung mit einer anhaltenden Hochzinspolitik. An den Märkten wird frühestens für September mit einer Zinswende nach unten gerechnet. 

Am Dienstagmorgen veröffentlicht die Bank of Japan die Kerninflation für den Monat Mai.
 

(Reuters/cash)