Zahlreiche Firmenbilanzen, ein prall gefüllter Datenkalender und dazu noch der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed - in der neuen Woche dürfte am Schweizer Aktienmarkt keine Langeweile aufkommen. Sollte der SMI seinen jüngsten Aufwärtstrend fortsetzen, ist laut Experten ein Aufschliessen zum Hoch vom Mai 2023 bei 11'600 Punkten nicht auszuschliessen. Auf Wochensicht verbuchte der Leitindex bis Freitagmittag bei einem Stand von 11'367 Punkten ein Plus von rund knapp zwei Prozent.

Allzu grosse Kurssprünge trauen Händler den Aktienmärkten aber nicht zu. Margen und Gewinnperspektiven vieler Unternehmen sowie der starke Franken dürften vor dem Hintergrund der mauen konjunkturellen Entwicklung in den kommenden Quartalen etwas schwächer ausfallen und damit das Aufwärtspotenzial begrenzen. 

Neben Fed Konjunktur in Europa im Fokus

Zum Gesprächsthema Nummer eins sollte in der neuen Woche die Zinssitzung der US-Notenbank Fed avancieren. Experten erwarten, dass nach der Europäischen Zentralbank (EZB) auch die US-Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell am Mittwoch die Füsse stillhalten werden. Die Notenbank tastete die Leitzinsen zuletzt auf drei Sitzungen in Serie nicht an, nachdem sie diese zuvor in teils aggressiven Schritten nach oben getrieben hatte. Da angesichts der anhaltend soliden US-Konjunkturdaten eine Rezession immer unwahrscheinlicher werde, habe die Fed mehr Zeit, den weiteren Inflationstrend abzuwarten, meint Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck. «Daher halten wir die vom Markt bereits für Frühjahr gepreiste erste Leitzinssenkung für unwahrscheinlich – wir rechnen damit weiter erst zur Jahresmitte.» Seiner Einschätzung nach dürften die Fed wie die EZB dieses Jahr ihre Leitzinsen um insgesamt einen Prozentpunkt senken.

Am Tag nach dem Zinsentscheid in den USA beraten auch die Währungshüter in London über den geldpolitischen Kurs. Sie sind mit einer im Dezember überraschend wieder angestiegenen Inflationsrate konfrontiert. An den Finanzmärkten wird daher vorerst nicht mit einer Zinswende nach unten gerechnet.

Bei den Konjunkturdaten rückt am Dienstag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für Deutschland und die Euro-Zone ins Rampenlicht. Einer ersten groben Schätzzahl des Statistischen Bundesamtes zufolge dürfte die Wirtschaftskraft der Bundesrepublik im Schlussquartal 2023 um 0,3 Prozent gesunken sein. Für das laufende Jahr erwarten Experten bestenfalls ein leichtes Wachstum. Die Zahlen für die Euro-Zone zeigen, ob auch die Währungsgemeinschaft in die technische Rezession - also ein Rückgang des BIPs in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen - gerutscht ist. Im Sommer war der Wohlstandsindikator im Euroraum um 0,1 Prozent zurückgegangen.

Die schwache Konjunktur habe aber auch eine positive Seite, sagt Commerzbank-Analyst Christoph Weil. «Sie schränkt den Spielraum der Unternehmen ein, die Preise zu erhöhen, und bremst somit den unterliegenden Preisauftrieb.» Die Inflationsrate ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel, die am Donnerstag zur Veröffentlichung ansteht, dürfte im Euro-Raum laut Coba-Schätzung im Januar auf 3,2 Prozent zurückgegangen sein.

Aus den USA stehen in der neuen Woche unter anderem das Verbrauchervertrauen für Januar (Dienstag), der Arbeitsmarktbericht und die Auftragseingänge der US-Industrie (beides Freitag) auf der Agenda.

US-Tech-Riesen legen Zahlen vor

Auch das Bilanzkarussell dreht sich in der neuen Woche fröhlich weiter. Im Fokus steht erneut der Tech-Sektor mit Zahlen der Google-Mutter Alphabet, des Software-Riesen Microsoft und des Chipkonzerns AMD am Dienstag. Die boomende Nachfrage nach Künstlicher Intelligenz (KI) beschert der Branche derzeit rosige Aussichten. Zur Wochenmitte warten die Investoren mit Spannung auf die Jahreszahlen des dänischen Pharmakonzerns Novo Nordisk.

Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr mit seiner Abnehmspritze Wegovy für Aufsehen gesorgt, die dem Konzern zusammen mit dem Diabetesmittel Ozempic Milliardenumsätze beschert. Am Donnerstag gewähren der iPhone-Anbieter Apple, der Online-Händler Amazon und die Facebook-Mutter Meta Einblick in ihre Bücher.

(cash/Reuters)