In der neuen Börsenwoche werden die Märkte vor allem die Konsumentenpreise jenseits des Atlantiks unter die Lupe nehmen. Ein nachlassender Teuerungsdruck dürfte den Währungshütern Argumente liefern, bei Zinserhöhungen weniger aggressiv vorzugehen. Experten setzen darauf, dass sich der Trend zu niedrigeren Verteuerungen in den USA fortgesetzt hat. Schon Daten aus der alten Woche zeigten nach der stark gesunkenen Inflation in Deutschland und Frankreich auch in der gesamten Euro-Zone einen deutlich kleineren Druck auf die Verbraucherpreise. 

"In den USA hat die Inflationsrate gemessen am Vorjahresvergleich den Höhepunkt mit neun Prozent bereits im Juni durchschritten und fällt seitdem – vor allem wegen weniger stark steigenden Energiepreisen", sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Diesem Muster müsse der Euroraum im neuen Jahr weiterhin folgen, zumal viele Staaten die Preise für Strom und Gas deckeln.

Auch die Infektionswelle nach den Lockerungen der Null-Covid-Strategie in China bleibt in der neuen Woche ein Thema. Die überbordenden Corona-Fälle dürften kurzfristig die Konjunktur belasten, und zwar auch wenn die Stimmungsindikatoren nicht einheitlich schlecht ausfallen, schreiben Analysten der Helaba. "Womöglich ist aber in einigen Wochen oder Monaten Corona selbst in China kein Thema mehr, was bei uns die Lieferkettenprobleme weiter entspannen würde. Sicher ist das jedoch nicht."

US-Inflationsdaten und Wachstum in Europa

Die US-Inflationsdaten für Dezember stehen am Donnerstag auf dem Plan. Im November hatte sich der Preisauftrieb nach dem Höhepunkt von 9,1 Prozent im Sommer weiter abgeschwächt - auf eine Jahrsteuerungsrate von 7,1 Prozent. Mark Dowding, Chef-Anleger des Vermögensverwalters BlueBay, mahnt allerdings zur Vorsicht in Bezug auf die mögliche Reaktion der grössten Zentralbanken. "Selbst wenn die Nachrichten zur Gesamtinflation ermutigender aussehen: Die Kernraten deuten darauf hin, dass die Teuerung weiterhin deutlich über den geldpolitischen Zielen liegt." Es sei verfrüht zu vermuten, dass die Entscheidungsträger zu einer lockereren Haltung übergehen würden, wenn keine stärkere Abschwächung der Wirtschaftstätigkeit zu verzeichnen ist.

Am Freitag gibt in Deutschland die zentrale Statistikbehörde bekannt, wie sich das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2022 entwickelt hat. Das vorige Jahr, das wirtschaftlich im Schatten des Ukraine-Krieges stand und von hoher Inflation geprägt war, dürfte konjunkturell eher durchwachsen ausgefallen sein. Die Bundesbank erwartet, dass das BIP um 1,8 Prozent zugelegt hat. 2021 war noch ein Plus von 2,6 Prozent herausgesprungen – trotz Lieferproblemen und der Corona-Pandemie. Die Statistiker werden auch eine erste grobe Schätzzahl dafür angeben, wie die Wirtschaft im letzten Quartal des vorigen Jahres gelaufen ist.

Zudem veröffentlicht zum Wochenauftakt die Investment-Beratungsfirma Sentix ihr Barometer zu den Konjunkturerwartungen der Börsianer im Januar. Im Dezember blickten die Investoren so optimistisch auf die Wirtschaft im Euroraum wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Dennoch gilt dies noch nicht als ein Wendesignal, zumal die Rezessionsgefahr nicht gebannt ist. Zudem legt das Statistische Bundesamt Zahlen zur deutschen Produktion im November vor. Trotz Materialknappheit, Energiekrise und hoher Inflation hatten die deutschen Unternehmen ihre Produktion im Oktober nahezu stabil gehalten. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 0,1 Prozent weniger her als im Vormonat.

Umsatzzahlen und Quartalsberichte der US-Banken

Für Ende der Woche stehen auch Firmenbilanzen auf dem Plan. Am Donnerstag stehen unter anderem der die Geschäftszahlen des dänischen Biotechnologie-Unternehmens Chr Hansenund der britischen Supermarktkette Tesco im Terminkalender. Der Wochenausklang ist dagegen von US-Grossbanken dominiert. Am Freitag legen unter anderem Bank of America, Citigroup, JP Morgan und Wells Fargo ihre Quartalszahlen vor.

In der Schweiz werden im lauf der Woche Sika und U-Blox ihren Umsatz berichten. Der Flughafen Zürich wird Verkehrszahlen und Partners Group die Höhe der verwalteten Vermögen publizieren. Zudem wird am Montag die Schweizerische Nationalbank (SNB) das provisorische Ergebnis 2022 veröffentlichen.

(Reuters/cash)