Die iranische Armee griff am Samstag israelische Ziele mit rund 300 Raketen und Drohnen an. Das israelische Militär wehrte nach eigenen Angaben die Attacke erfolgreich ab. Israel hatte Unterstützung der USA, Grossbritanniens, Frankreichs und Jordaniens. Mit einer militärischen Antwort Israels ist zu rechnen. Weltweit gab es Warnungen vor einer weiteren Eskalation des Konflikts.

Das Ausmass der Belastung für den Schweizer Aktienmarkt dürfte entscheidend davon abhängen, ob es bei zeitlich beschränkten Aktionen bleibt oder ob es zu einem Krieg zwischen Israel und Iran kommt. In diesen könnten dann weitere Länder des Nahen und Mittleren Ostens hineingezogen werden. Die Region ist insbesondere wegen ihres Ölreichtums von hoher Bedeutung für die Weltwirtschaft.

Der Konflikt ist geeignet, selbst das bisher am Aktienmarkt bestimmende Thema Zinsentwicklung zumindest vorübergehend in den Hintergrund zu drängen. Auch die Quartalsberichterstattungssaison, die mit der Zahlenvorlage mehrerer US-Banken am Freitag begonnen hat, könnte zunächst nicht die übliche grosse Rolle spielen. Hinzu kommt, dass Börsenexperten nach dem starken ersten Quartal und einem bisher schwachen April ohnehin von einer vorerst launisch bleibenden Stimmung am Aktienmarkt ausgehen. 

Ganz verschwinden dürften die Themen Zinsentwicklung und Quartalszahlen aber trotz des Konflikts nicht aus den Köpfen der Anleger. In den USA sind nach den März-Inflationsdaten, so glaubt zumindest Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets, «sowohl der Juni- als auch der Juli-Termin für eine Zinssenkung vom Tisch». Dies habe nur deshalb nicht zu einer grösseren Talfahrt an den Börsen geführt, da die Mehrheit am Markt davon ausgehe, dass die US-Wirtschaft höhere Zinsen für einen längeren Zeitraum vertragen könne. «Nun muss die Berichtssaison zeigen, ob das auch für einzelne Unternehmen gilt».

Bilanzsaison nimmt Fahrt auf

Nach den ersten Bilanzen der US-Grossbanken für das Auftaktquartal stehen in der neuen Woche weitere Konzernergebnisse an. Im Fokus in den USA sind weitere Berichte wichtiger Geldhäuser wie Goldman SachsBank of AmericaBank of New York Mellon und Morgan Stanley.

Auch in der Schweiz stehen die ersten Quartalsberichte an. "Diese dürfte angesichts der für 2024 klar positiven Gewinnschätzungen der Analysten zu einem Realitäts-Check für die Finanzmärkte werden", heisst es in einem Marktkommentar von Raiffeisen. In der vergangenen Woche sorgten der Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan und der Schokoladenkonzern Barry Callebaut für positive Überraschungen. Die Erwartungen verfehlt hat dagegen der Vakuumventil-Hersteller VAT

Von den Schweizer Blue Chips melden sich kommende Woche der Industriekonzern ABB, der Liftbauer Schindler sowie der Baustoffhersteller Sika zu Wort. Zudem liefern Unternehmen wie BystronicSulzer oder DocMorris Eckdaten zum Geschäftsgang in den ersten drei Monaten. Die deutschen Investoren warten unterdessen auf die Ergebnisse des Hamburger Konsumgüterkonzerns Beiersdorf am Dienstag und des Göttinger Laborausrüsters Sartorius am Donnerstag.

US-Einzelhandel und europäische Inflation im Blick

Weitere Konjunkturdaten in der neuen Woche dürften das Bild der Wirtschaft in Europa und den USA im ersten Quartal abrunden, sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. Wichtig seien dabei insbesondere die am Montag anstehenden US-Einzelhandelsumsätze im März, die Experten zufolge leicht gestiegen sein dürften. «Dies würde unser Bild bestätigen, dass der private Konsum nur noch mit moderatem Tempo expandiert», kommentierte Balz.

Am Dienstag legt das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Umfrage zur Konjunktureinschätzung der Investoren im April vor. Dann wird sich zeigen, ob der Optimismus der Anleger weiter zunimmt oder nicht. Angesichts der absehbaren EZB-Zinswende beurteilten Börsenprofis die Konjunkturaussichten in Deutschland im März deutlich besser als zuvor.

Ebenfalls am Dienstag steht das chinesische Bruttoinlandsprodukt für das erste Quartal an. Die Experten erwarten im Schnitt, dass sich das Wachstum von Deutschlands wichtigstem Handelspartner gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 4,6 von 5,2 Prozent im Schlussquartal 2023 abgeschwächt hat.

Zur Wochenmitte präsentiert das EU-Statistikamt die endgültigen Daten zu den Verbraucherpreisen in der Euro-Zone im März. Nach vorläufigen Daten hat sich die Teuerungsrate mit 2,4 Prozent dem Ziel der Europäischen Zentralbank angenähert.

Zum Wochenschluss veröffentlicht das Statistische Bundesamt die deutschen Erzeugerpreise für März. Diese Daten lassen frühe Rückschlüsse auf die Entwicklung der Verbraucherpreise zu. Die Erzeugerpreise waren im Februar auch wegen günstigerer Nahrungsmittel deutlich gefallen und sorgten damit für abnehmenden Inflationsdruck.

(cash/AWP/Reuters)