Abnehmende Inflationsraten lassen die Investoren auf kleinere Schritte der Notenbank Fed setzen. Eine wahrscheinlich erneut besser als befürchtet verlaufene Gewinnsaison dürfte den Aktienmarkt zudem kurzfristig weiter unterstützen, sagt Commerzbank-Stratege Andreas Hürkamp.

Investoren richten sich darauf ein, dass es im Mai noch eine Zinsanhebung der Fed um einen Viertel-Prozentpunkt geben wird und der Zinsgipfel in den USA damit erreicht sein wird. Die Zinsanhebungen zeigten erst jetzt richtig Wirkung in der Wirtschaft, sagte Raphael Bostic, der Präsident des Fed-Ablegers in Atlanta.

Das sei ein guter Grund, nach einer weiteren Zinserhöhung innezuhalten, um zu untersuchen, wie sich Wirtschaft und Inflation entwickelten, und zu versuchen, den Schaden für Wachstum und Arbeitsplätze zu begrenzen. Am Mittwoch wird die Fed ihren Konjunkturbericht Beige Book vorlegen, am Donnerstag stehen unter anderem der Philly-Fed-Index und die Frühindikatoren auf der Agenda.

Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) sind die Zinssignale derzeit widersprüchlich, sagt Helaba-Analyst Ulf Krauss. Während der geldpolitische Oberfalke Robert Holzmann für einen weiteren großen Zinsschritt im Mai trommele, scheine die Ratsmehrheit nach den Turbulenzen an den Finanzmärkten zur Vorsicht zu neigen.

Insidern zufolge denken die Währungshüter über kleinere Zinsschritte nach. Die EZB hat im Kampf gegen die hartnäckig hohe Inflation seit Juli 2022 die Schlüsselsätze bereits sechs Mal in Folge hochgesetzt - zuletzt im März um 0,50 Prozentpunkte.

Bank of America und Goldman Sachs mit Zahlen

Zum Start der Bilanzsaison in den USA bleibt die Stimmung angesichts der steigenden Kosten bei den Unternehmen allerdings angespannt. "Insbesondere die Gewinnentwicklung wird für das vergangene Quartal, aber auch für das aktuell laufende, skeptisch betrachtet", sagt Portfolio-Manager Sascha Rehbein von der Weberbank.

In der neuen Woche stehen weitere Bankenbilanzen auf dem Plan, unter anderem von Bank of America und Goldman Sachs, die von Unternehmenszahlen aus anderen Industriezweigen ergänzt werden. Aus Europa gewähren unter anderem SAP, Heineken und Just Eat Takeaway Einblick in ihre Bücher. In der Schweiz bringen unter anderen Holcim, Sika, Vontobel, Sulzer und Bossard Zahlen zum ersten Quartal.

Ob sich die Konjunkturerholung in Deutschland fortsetzt, dürften der ZEW-Index am Dienstag und die Einkaufsmanagerindizes der Eurozone am Freitag zeigen. Der Weg dürfte holprig bleiben, meint Krauss. "Denn immer noch ist der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Unsicherheit nicht beendet - Energie ist für deutsche Unternehmen und Haushalte weiterhin teuer und protektionistische Maßnahmen beschränken den Welthandel."

Auch die am Dienstag erwarteten chinesischen Wachstumszahlen für das erste Quartal dürften für Spannung sorgen. Anleger fragen sich, wie sich die Pandemiewelle und die anschließende Öffnung ausgewirkt haben.

(Reuters)