Nein, die letzte Woche war keine zum Vergessen. Alle Anleger werden sich noch lange Zeit an das Kursdebakel der letzten fünf Handelstage erinnern. 12 Prozent verlor der Swiss Market Index vom 24. bis 28. Februar. Der Dow Jones, der deutsche Dax oder der Euro Stoxx 50 verloren etwa ähnlich viel.

Niemand weiss, wie es nun weitergeht. Die Verunsicherung bleibt gross, und Verunsicherung ist der grösste Feind der Aktienmärkte. Es kann in den kommenden Tagen zu einer Zwischenrally kommen, das zeigen ähnliche Aktienabstürze in der Vergangenheit. Verbessert sich die Situation mit der Verbreitung des Coronavirus nicht wesentlich, besteht aber die latente Gefahr einer weiteren Verschlechterung an den Märkten.

Die Hoffnung der Anleger in solchen Krisensituationen geht immer in Richtung Notenbanken. "Wir werden unsere Werkzeuge nutzen und angemessen handeln, um die Wirtschaft zu unterstützen", sagte Fed-Chef Jerome Powell am Freitag. Tatsächlich könnte die US-Zentralbank eine notfallmässige Zinssenkung schon vor der regulären Fed-Sitzung am 17. und 18. März vollziehen. Aber ein solcher Schritt hätte wohl lediglich psychologische Bedeutung.

Ein Blick auf das Kurstableu des SMI von letzter Woche zeigt, dass die Aktien von Alcon und LafargeHolcim etwas weniger verloren als der Rest. Beide Unternehmen überzeugten die Anleger mit ihren Jahresabchlüssen 2019, die Alcon-Aktie stieg am Mittwoch gar über 7 Prozent. Analysten sehen im momentanen Kursniveau des Augenmittelherstellers aber schon einiges eingepreist.

Am anderen Ende fällt die Aktie der Credit Suisse - wieder einmal in einer solchen Phase - deutlich ab. Sie sackte letzte Woche fast 20 Prozent ab. Die Aktie war sogar die achtschlechteste aller 215 im Swiss Performance Index enthaltenen Titel (siehe SPI-Tabelle weiter unten).  Falls es zu einer Erholungsrallye kommt, hat diese Aktie sicher Aufholpotenzial.

Aber auch die UBS, Zurich und Swiss Life haben letzte Woche deutlich verloren. Da stellen die relativ moderaten Kursverluste von 9 Prozent bei Swatch und Richemont schon ein Funken Hoffnung dar. Sie waren in den letzten Wochen mit ihrem China-Exposure die Hauptleidtragenden im SMI.

Performance des SMI und seiner Mitglieder vom 24. bis 28. Februar 2020 (Quelle: Bloomberg)

Implenia war mit einem Gewinn von 15 Prozent die beste SPI-Aktie. Der Baukonzern will die Hälfte seines Entwicklungsportfolios in eine neue Immobiliengesellschaft auslagern und Mitte Jahr an die Börse bringen. Auch Immobilienaktien hielten sich letzte Woche gut, als Ausdruck dafür steht der 2-Prozent-Kursgewinn von Züblin.

Ebenso symbolisch, aber negativ, steht lastminute.com für die Reisebranche. Es kommen non-stop Meldungen von Kapazitätsreduktionen der Airlines, reisen und in die Ferien gehen will kaum noch jemand. Die Aktie des Online-Reiseanbieters schmierte 32 Prozent ab, das Ende ist da wohl noch nicht erreicht. Verlockend für einen Einstieg könnte allenfalls Idorsia sein. Das Biotech-Start-up, das bei der Übernahme durch Johnson & Johnson aus Actelion herausgelöst wurde, verlor 21 Prozent.

Performance des SPI und seiner Mitglieder vom 24. bis 28. Februar 2020 (Quelle: Bloomberg)

Im US-Leitindex Dow Jones gab unter den 30 Mitgliedern wie beim SMI ausschliesslich Wochenverlierer. Mit je rund 10 Prozent minus hat es auch defensive Aktien wie McDonald's, Johnson & Johnson, Coca Cola oder Procter & Gamble erwischt. Microsoft war nur wenig besser, aber die Aktie ist mit 2,7 Prozent Plus immerhin jetzt noch die einzige Dow-Jones-Aktie in diesem Jahr mit einer positiven Performance.

Die Aktie des Kreditkartenherausgebers American Express, wo Warren Buffett seit den 1960er Jahren investiert ist, fiel am Freitag den siebten Tag in Folge und war die schlechteste Dow-jones-Aktie. Weil weniger gereist wird, kommen auch weniger Kreditkarten zum Einsatz, so die Überlegung. Und Walt Disney spürt Besucherrückgänge in seinen Parks, Anleger preisen dies nun ein (Aktie minus 15 Prozent). Die Aktie von Apple verlor 13 Prozent.

Performance des Dow Jones und seiner Mitglieder vom 24. bis 28. Februar 2020 (Quelle: Bloomberg)

Im breit gefassten S&P 500 Index mit seinen 505 Mitglieder gab es nur zwei Wochengewinner. Regeneron Pharmaceuticals, ein Biotech-Unternehmen unweit von New York City, soll an Wirkstoffen zur Bekämpfung des Coronavirus arbeiten. Fast alle Analysten haben ihre Kursziele für die Aktie erhöht. Das Anti-Virus-Medikament Remdesivir von Gilead ist seit Anfang Februar für klinische Versuche gegen das Coronavirus zugelassen (hier der Bericht), daher die relativ gute Performane der Gilead-Aktie (0 Prozent). Bei Netflix (nur minus 3 Prozent) gehen Anleger offenbar davon aus, dass die Leute nicht mehr oft ausghen und sich zu Hause Filme anschauen.

Untendurch muss American Airlines (minus 32 Prozent letzte Woche). Hier preisen die Anleger massive Umsatzeinbussen ein. Zurecht, denn am Sonntag gab die Fluggesellschaft zum Beispiel die Streichung ihrer Flüge von New York und Miami nach Mailand bekannt - vorerst bis Ende April. Die Aktie ist nicht nur aus Wochensicht ein Trauerspiel. Sie stand im Januar 2018 noch bei 58 Dollar, nun sind es 19 Dollar - der tiefste Stand seit 2013. Wenn als Anleger nicht hineingreifen, dann hier.

Performance des S&P 500 und seiner Mitglieder vom 24. bis 28. Februar 2020 (Quelle: Bloomberg)