Die neue Handelswoche dürfte mehr Stabilität an den zuletzt stark schwankenden Aktienmarkt bringen. Denn viele institutionelle Anleger kehrten meist erst in der zweiten Januarwoche zurück, sagt RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar. Der Experte mahnt allerdings zur Vorsicht: «Stabilisierung ja, Erholung nein – für eine Entwarnung ist es noch zu früh, der Deutsche Aktienindex bleibt angeschlagen und anfällig für einen Rutsch auf die 16'000er Marke.»

Zurückhaltend zeigen sich auch die Analysten der Helaba. Mit einer Fortsetzung der jüngsten Rally, bei der die Hoffnung auf Zinssenkungen den Dax zeitweise über 17.000 Punkte getrieben hat, sei demnach eher nicht zu rechnen. «Anleger neigen zum Jahresende gerne zu Übertreibungen. Das läuft bekanntermassen unter dem Namen 'Jahresendrally'», heisst es im Helaba-Bericht. «Nun beginnt 2024 mit etwas Ernüchterung beziehungsweise mehr Realitätssinn.» Die Korrektur nach den Rekordhochs vom Jahresende hat den deutschen Leitindex in der alten Woche stark unter Druck gesetzt. Am Freitagnachmittag lag er mit 16'486 Punkten 1,6 Prozent unter dem Vorwochenschluss.

Nahost und Zinsen weiterhin im Brennpunkt

Ein zentrales Thema für den Markt bleiben die Entwicklungen in Nahost. Für Verunsicherung sorgen vor allem die zuletzt verstärkten Angriffe der anti-israelischen Huthi-Rebellen aus dem Jemen auf Frachter im Roten Meer. Diese haben zuletzt für eine Achterbahnfahrt vor allem bei den Ölpreisen und den Aktien der Grossreedereien gesorgt. Die Beeinträchtigung der Transits auf der wichtigen Schifffahrtsroute im Suezkanal sorgt für Lieferengpässe. Die Aussicht auf aus diesem Grund steigende Transportpreise haben zugleich zuletzt Zeit die Papiere von Logistikunternehmen gestützt. Die Titel von Branchenriesen wie Hapag-Lloyd und Maersk gewannen in der alten Woche gut 20 beziehungsweise knapp 16 Prozent.

Die Investoren behalten auch die Geldpolitik der US-Notenbank Fed im Blick. Die Experten sehen dabei viel Potenzial für Enttäuschungen. «Der Grund für die überschwängliche Reaktion des Marktes auf den Zinsentscheid im Dezember war vor allem die Überraschung, dass Fed-Chef Jerome Powell die Möglichkeit von Zinssenkungen überhaupt in Betracht zieht», sagt Michael Hewson, Chefanalyst des Brokers CMC Markets. Aus dem am Mittwoch veröffentlichten Sitzungsprotokoll gehe allerdings hervor, dass der genaue Fahrplan für eine mögliche geldpolitische Lockerung höchst ungewiss bleibe.

Schweizer Teuerung und US-Inflation im Fokus

Daher warten die Investoren bei den Konjunkturdaten vor allem auf die Schweizer Teuerungsdaten am Montag und auf die am Donnerstag anstehenden US-Inflationsdaten für Dezember. Sie erhoffen sich daraus Hinweise auf die künftigen Schritte der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der amerikanischen Fed. Gerade letztere versucht, mit erhöhten Zinsen die Teuerungsrate in Schach zu halten, zuletzt aber wie die SNB auf weitere Zinsschritte verzichtete. Die Analysten zeigen sich skeptisch. «Die US-Inflation ist tendenziell weiter auf dem Rückzug. Ein klares Signal wird von den Dezemberdaten aber wohl nicht ausgehen», sagt Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. Auch im November haben sinkende Energiepreise die US-Inflation leicht gedrückt, was zeitweise für steigende Kurse an den Börsen sorgte. Experten weisen jedoch auf weiterhin hohe Raten bei der für die Fed besonders wichtige Kerninflation hin, bei der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert werden.

Zudem stehen die Daten zur zuletzt schwächelnden deutschen Industrie an. Geplant zur Veröffentlichung am Montag sind die Auftragseingänge im November. Am Dienstag folgen die Zahlen zur Produktion im gleichen Zeitraum. Auch hier seien keine guten Nachrichten zu erwarten, kommentiert Commerzbank-Ökonom Balz. Die Nachfrage nach deutschen Industriegütern dürfte nach wie vor durch die hohen Zinsen gebremst werden.

Zum Wochenausklang rückt die chinesische Konjunktur mit den für die Volksrepublik besonders wichtigen Aussenhandelsdaten für Dezember in den Vordergrund. China hatte in diesem Jahr mit zahlreichen wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen, darunter mit einer lauen Nachfrage im In- und Ausland.

Am Freitagnachmittag schliessen die US-Erzeugerpreise für Dezember die Konjunkturdatenwoche ab. Dieser wichtige Vorbote für die Inflation legte im November etwas weniger zu als erwartet.

(cash/AWP/Reuters)