Bitcoin ist auf fast 40'000 Dollar hochgeschnellt. Vor knapp einer Woche war der Wert der am grössten kapitalisierten Kryptowährung der Welt auf unter 30'000 Dollar gefallen. Das Unterschreiten dieser Marke nährte seit einigen Wochen bestehende Spekulationen, Bitcoin könnte gar gegen 20'000 Dollar fallen. 

Bitcoin-Kurs am Montag (Chart: cash.ch).

Nach dem Kursverfall von 64'912 Dollar Mitte April in den Bereich knapp über 30'000 Dollar hatte Bitcoin Probleme, wieder Momentum zu finden. Der Kursanstieg über das Wochenende ist die stärkste Erholung seit dem Kurssturz vom Rekordhoch. Doch bereits vor einer Woche bewegte sich der Kurs wieder in Richtung 35'000 Dollar.

Über das Wochenende übersteig Bitcoin den gleitenden Durchschnitt von 50 Tagen. Bei Bitcoin, wo häufig Chartanalysen zur Interpretation von Kursverläufen verwendet werden, sehen dies manche als wichtigen Anhaltspunkt für ein positives Sentiment. Die Bitcoin-Rally vom späten Wochenende hat auch andere Kryptowährungen mitgezogen. Die zweitgrösse Internetdevise Ether schaffte in wenigen Stunden ein Kursplus von 8 Prozent. 

Charttechniker sind nun wieder im Aufregung: Das Muster, das Bitcoin zuletzt zeigte, entspricht einem "double bottom": Wenn sich der Kurs W-förmig verhält, sieht die technische Analyse ein Unterstützungslevel. 

So deuten Chartisten den W-förmigen Double Bottom (Chart: Bloomberg). 

Das Double-Bottom-Muster deutet darauf hin, das die Rally bis 44'000 Dollar gehen kann. Dort würden sich der Verlauf des double bottom und der gleitende 200-Tages-Durchschnitt treffen. Die nächsten Widerstandslinien, die der Kurs testet, dürften bei 41'000 und 42'000 Dollar liegen. 

Analysten sehen folgende mögliche Gründe für das neuerwachte Interesse an Bitcoin: 

1. Celebrity Endorsement 1: Amazon

Der Bitcoin-Kurs reagiert unmittelbar auf Unterstützungsäusserungen von bekannten Namen - von Unternehmen oder Einzelpersonen. Der Onlinehandels- und Softwarekonzern Amazon hat vergangene Woche eine Stellenaussschreibung für einen "Digital Currency and Blockchain Product Lead" aufgeschaltet. Amazon erwartet von Bewerberinnen und Bewerbern Expertise in der Sphäre der Kryptowährungen, Blockchain- und Distributed-Ledger-Technologie sowie Zentralbanken-Token. 

Dies führte rasch zu Gerüchten, der wichtigste Onlinehändler der westlichen Welt könnte Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren. Scheinbar bestätigt worden sind diese Gerüchte durch einen Bericht der britischen Gratis-Wirtschaftspendlerzeitung City A.M., die aufgrund von Aussagen einer ungenannten Quelle berichtete, Amazon werde künftig Bitcoin akzeptieren. 

"Es geht nicht darum, hin- und her zuüberlegen, Krypto-Zahlungen irgendwann in der Zukunft zuzulassen - dies ist ein vollständiger, durchdiskutierter, intergraler Bestandteil der künftigen Mechanimsen, wie Amazon funktionieren wird", sagte die Quelle.  Nach Bitcoin würden weitere Kryptowährungen eingeführt, ingesamt seien acht davon im Fokus.   

2. Celebrity Endorsement 2: Elon Musk und Cathie Wood

Zwei der bekanntesten Namen der Tech-Welt, Tesla- und SpaceX-Gründer Elon Musk und die Chefin der Tech-Fondsgesellschaft Ark, Cathie Wood, haben mit ihren Aussagen den Kursen Bitcoin und Kryptos generell zu etwas Schub verholfen. Musk sagte, nachdem Tesla Bitcoin in die Bilanz aufgenommen hat, auch SpaceX könnte dies tun. Tesla hatte im Februar in Bitcoin investiert und den damaligen kometenhaften Kursanstieg noch weiter befeuert. Kritik von Musk an Bitcoin im April trug dann auch zum Kurssturz bei. Ausserdem gab es ein Hin und Her darüber, ob Elektroautos von Tesla mit Bitcoin bezahlt werden könnten. Seit wenigen Tagen ist dies laut Musk wieder möglich. 

Am Wochenende gab es Gerüchte, Tesla habe erneut massiv Bitcoin gekauft. Cathie Wood ihrerseits ist seit längerem als Krypto-Befürworterin bekannt. Sie ist über ihre börsengehandelten Ark-Fonds beispielsweise bei der Bitcoin-Handelsplattform Coinbase investiert. Wood rät Unternehmen, Bitcoin in die Bilanz aufnehmen.

3. Squeeze: Leerverkäufer liquidieren massiv Positionen 

"Das Ausmass des Anstiegs ist möglicherweise getrieben durch übermässig kreditfinanzierte Leerverkäufe", sagte Vijay Ayyar, Asien-Pazifikchef der Kryptobörse Luno in Singapur, zur Nachrichtenagentur Bloomberg. Dies habe mit den Amazon-Gerüchten zusammengespielt. 

Daten von Bybt.com zufolge wurden in den letzten Stunden Leerpositionen in der Höhe von 700 Millionen Dollar liquidiert. Das ist an einem Tag so viel wie seit mindestens drei Monaten nicht mehr. Über 1000 Kontrakte seien innerhalb eines 10-Minuten-Fensters gehandelt worden. 

Wenn Kurse deutlich ansteigen, geraten Leerverkäufer unter Druck. Im Zuge eines "squeeze" müssen sie sich dann von Positionen trennen. Weil Leerverkäufe unter umgekehrten Vorzeichen zum herkömmlichen Handel verlaufen, sind die Leeverkäufer in diesem Moment Käufer. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines knappen Angebots. Damit verstärkt sich ein Kursauftrieb zusätzlich. 

Mit Material der Nachrichtenagentur Bloomberg.