In der neuen Woche werden die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Europäische Zentralbank (EZB) ihre nächsten Zinsentscheide treffen. Beide Zentralbanken befinden am Donnerstag über das weitere geldpolitische Vorgehen.

Bei der SNB rechnet die UBS mit einem Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte auf ein Leitzinsnivau von 0,75 Prozent. Es gibt aber auch Beobachter, die einen «Jumbo»-Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte sehen. Carsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, gehört zu diesen Beobachtern. Ein grosser Zinsschritt sei möglich, da die Wirtschaft unter ihrem Potenzial wachse, die Arbeitslosigkeit steige und die Inflation tief sei.

Auch die EZB dürfte Ökonomen zufolge einen weiteren Lockerungsschritt beschliessen. Die grosse Mehrheit erwartet eine Senkung des am Finanzmarkt richtungsweisenden Einlagensatzes, der inzwischen als Leitzins gilt, um einen Viertelprozentpunkt auf 3,00 Prozent. «Auf Basis der wieder normaleren Inflation könnte die EZB mit einer grösseren Zinssenkung als um den üblichen Viertelprozentpunkt Dax & Co zwar weiteren Rückenwind verleihen – allerdings dürfte sie eher auf einen stabilen Kurs setzen, solange die Konjunktur nicht noch schwächer wird», sagte Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck.

Die EZB hatte im Zuge der abebbenden Inflationswelle in der Währungsunion, die im Oktober 2022 mit 10,6 Prozent ihren Höhepunkt erreicht hatte, im Juni erstmals wieder die Zinsen gesenkt. Sie legte dann im September und im Oktober nach.

Es wird sich zeigen, wie die Märkte auf die Zinspolitik der Zentralbanken reagieren - und ob sie neue Impulse erhalten: Der Swiss Market Index (SMI) hat die letzte Woche auf einem Stand von 11'780 Punkten abgeschlossen. Am Freitag resultierte ein leichtes Minus, auf Wochensicht ein Plus von 0,14 Prozent. 

Unterdessen haben die US-Aktienmärkte am Freitag an ihren jüngsten Rekordkurs angeknüpft und sind überwiegend fester ins Wochenende gegangen. Lediglich die Standardwerte an der Wall Street gaben mehrheitlich nach. Die Technologietitel führten die Gewinner an. Aktuelle US-Arbeitsmarktdaten beflügelten Händlern zufolge die Wetten auf eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed noch im Dezember.

Der Dow Jones Industrial schloss 0,28 Prozent tiefer bei 44'642 Punkten. Auf Wochensicht hat der Leitindex damit 0,6 Prozent verloren. Der marktbreite S&P 500 erreichte am Freitag einen Höchststand und endete 0,25 Prozent höher bei 6'090 Zählern. Auch der Nasdaq 100 schaffte eine Bestmarke und stieg letztlich um 0,92 Prozent auf 21'622 Punkte. Daraus resultierte für den technologielastigen Auswahlindex ein Wochengewinn von rund 3,3 Prozent.

US-Inflation im Fokus

Im Rampenlicht bei den Konjunkturdaten steht der US-Inflationsbericht für November, der am Mittwoch veröffentlicht wird. Daraus erhoffen sich Börsianer weitere Hinweise auf den nächsten Zinsschritt der US-Notenbank Fed, die versucht, mit straffer Geldpolitik die Teuerungsrate in Schach zu halten. Chefanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets mahnt zur Vorsicht: Aktuell gelte eine Zinssenkung der Fed bei ihrer Entscheidung am 18. Dezember als ausgemachte Sache. Der Inflationsbericht könnte die Erwartungen aber noch einmal ordentlich umkrempeln.

Ausserdem warten die Investoren auf die am Dienstag anstehenden chinesischen Aussenhandelsdaten und endgültigen Inflationsdaten für Deutschland im November.

Lonza liefert Investor-Update

Am Donnerstag wird das Versicherungsunternehmen Helvetia einen Kapitalmarkttag abhalten, und beim Pharmazulieferer Lonza steht ein Investor-Update auf der Agenda.

Bei Volkswagen gehen die Tarifverhandlungen am Montag in die nächste Runde. Am Dienstag debütiert die wachstumsstarke Nahost-Tochter von Delivery Hero an der Börse in Dubai. Experten rechnen beim grössten IPO des Jahres in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit Kursgewinnen, nachdem die Talabat-Titel am oberen Ende der Angebotsspanne zugeteilt worden waren.

Auf dem Plan stehen auch einzelne weitere Konzernbilanzen. Ihre Bücher öffnen unter anderem der Industrie- und Autozulieferer Stabilus und der Grosshandelskonzern Metro. Geplant zur Veröffentlichung in den USA sind unter anderem die Zahlen des SAP-Rivalen Oracle und des Chipkonzerns Broadcom.

(Reuters)