An die Quartalszahlen von Temenos bestanden einige Erwartungen. Endlich wollte der Markt sehen, dass die Umstellung auf das Geschäft mit der Datencloud das Unternehmen voranbringt. Das Subskriptionsmodell mit Software-as-a-Service, kurz SaaS, sorgt für eine Zeit lang tiefere Umsätze. In der mitteleren Frist soll es aber Temenos entscheidend voranbringen. Im September schrieben Analysten von Bloomberg, das SaaS-Geschäft verspreche gute Margensteigerungen (cash berichtete). Der Vermögensverwalter Stifel schrieb damals vom dritten Quartal als einem "entscheidenden" für Temenos.
Laut der Zürcher Kantonalbank (ZKB) legte der SaaS-Umsatz im dritten Quartal, über das Temenos am Donnerstagabend berichtete, "wie erwartet" zu. Das traditionellere Lizenzgeschäft legte leicht über den Erwartungen zu. Mit einer Steigerung von 24 Prozent ist es ein Lichtblick in einem ansonsten weitherum kritisierten Resultat.
Kurs bricht um 13 Prozent ein
In den vergangenen Tagen und Wochen hat der Kurs bei Temenos nochmals zugelegt, unter anderem dank neuer Aufträge von Banken. Hoffnungen auf eine Kurssteigerung bei Temenos könnten aber nach der Zahlenvorlage einmal mehr enttäuscht werden. "Die Aktie ist fair bewertet", schreibt die ZKB. Laut deren Discounted-Cashflow-Modell "verdient" Temenos im Moment einen Kurs von 137 Franken. In der Nähe dieses Werts bewegte sich der Kurs bis Donnerstagabend. Nach der Zahlenveröffentlichung allerdings ist der Kurs im frühen Handel an der Schweizer Börse um fast 13 Prozent auf 116,35 Franken gesunken. Nach Handelsstart war das Minus noch grösser.
Die UBS formuliert es deutlicher als die ZKB: Trotz einer tiefen Vergleichsbasis habe das Softwareunternehmen ein abermals enttäuschendes Quartal gezeigt, schreibt Analyst Hannes Leitner. Neben den Umsatzzahlen, hätte etwa auch das Kundenwachstum darauf hingedeutet, dass sich nach der Pandemie kein wirkliches Momentum gebildet habe. Mit dem intensiven Wettbewerb in der Branche, der limitierten Kapazität für Zukäufe bei Temenos und einer anspruchsvollen Bewertung bleibe er vorsichtig was die Titel angehe, so Leitner. Die UBS senkt das Kursziel für Temenos auf 97 von 98 Franken. Die Einstufung lautet weiterhin "Sell".
Goldman Sachs bezeichnet die Ergebnisse zum dritten Quartal als "durchwachsen". Auch die US-Investmentbank schreibt, Temenos könne stärker unter Druck von Konkurrenten gelangen. Goldman Sachs senkt das Kursziel von 115 auf 110 Franken und empfiehlt weiterhin "Sell".
Andere Analysten sehen mehr Potential. Barclays bleibt bei einem Kursziel von 160 Franken und einem "Buy"-Rating. Doch auch bei der britischen Grossbank gibt es Kritik für Temenos. Der zuständige Analyst zeigt mit dem Finger auf das Wartungsgeschäft, das im dritten Quartal die Erwartungen auch nicht wirklich erfüllt hat. Und auch unter den Optimisten bei Bryan Garnier, die auch ein "Buy" ausstehen haben, erhält Temenos eine leichte Kopfnuss aufs Haupt versetzt: Das Kursziel dort sinkt von 164 auf 162 Franken.
Mit Material der Agenturen Bloomberg und AWP.