Die Zahl der Baugenehmigungen sank um 29,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 19'300, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Von Januar bis September gab es ein Minus von 28,3 Prozent auf 195.100 Wohnungen. «Zum Rückgang der Bauvorhaben dürften weiterhin vor allem hohe Baukosten und schlechte Finanzierungsbedingungen beigetragen haben», so die Statistiker. Die Bundesregierung hat sich ursprünglich das Ziel von jährlich 400.000 Wohnungen gesetzt, um dem wachsenden Bedarf vor allem in den Grossstädten zu begegnen.
Ein rasches Ende der aktuellen Baumisere erwarten Experten nicht. «Viele Bauprojekte liegen mit höheren Zinsen und Materialkosten auf Eis – mit sichtbaren Folgen für Projektentwickler, Bauunternehmen und vor allem den Wohnungsmarkt», sagte der CEO des Kreditversicherers Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Milo Bogaerts. 2023 fehlten schätzungsweise 700.000 Wohnungen. «Bezahlbarer Wohnraum ist schon seit Jahren knapp, die aktuelle Situation dürfte dies noch weiter verschärfen.»
Bei Einfamilienhäusern gab es in den ersten neun Monaten einen Rückgang der Baugenehmigungen um 38,4 Prozent auf 37'900. Bei den Zweifamilienhäusern wurde sogar ein Minus von 51,9 Prozent auf 11.100 registriert. Auch bei der Gebäudeart mit den insgesamt meisten Wohnungen, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der Genehmigungen deutlich - und zwar um 27,2 Prozent auf 105'200. Nur bei Wohnheimen gab es einen Zuwachs von 8,4 Prozent auf 6200.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Kampf gegen die Inflation die Zinsen auf das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion angehoben. Der Leitzins liegt aktuell bei 4,50 Prozent. Erst für Ende kommenden Jahres rechnen viele Ökonomen mit sinkenden Leitzinsen, wodurch dann auch die Baufinanzierung wieder günstiger werden dürfte.
(Reuters)