Die Aktien von ABB verlieren am Mittwochmorgen 2,8 Prozent auf 46,9 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Market Index (SMI) 0,9 Prozent tiefer steht. Seit Jahresbeginn hat der Titel des Technologiekonzerns, der unter anderem Industrieroboter, Ladestationen für E-Autos, Motoren und Automationslösungen für Fabriken aller Art herstellt, 29 Prozent gewonnen.

Für starken Gegenwind sorgt am Mittwoch Barclays mit einer Sektorstudie. In dieser nimmt die britische Grossbank die Bewertung für ABB mit "Underweight" und einem Kursziel von 40 Franken wieder auf. Dies impliziert ein Abwärtspotenzial von 15 Prozent. Mit einer solchen Entwicklung dürfte der zwischen Oktober 2023 und Juli 2024 bestehende starke Aufwärtstrend endgültig der Vergangenheit angehören. 

Kursentwicklung der ABB-Aktien.

Die Nachfrage im Bereich Automation dürfte ihren Höhepunkt erreicht haben, schreibt der zuständige Analyst von Barclays. Dieser rechnet in den kommenden Jahren auch mit rückläufigen Bestellungen.

Auch dürfte die Erholung bei Robotics schwächer verlaufen als erwartet, zumal der chinesische Markt gedämpft bleiben werde. Dies könne von der gut laufenden Elektrifizierungssparte nicht kompensiert werden, so der Experte weiter. Insgesamt lägen seine Schätzungen für die Gruppe auf Ebene EBITDA für 2025 und 2026 um 3 bis 5 Prozent unter den Konsenserwartungen. Die hohe Bewertung berge seiner Ansicht nach ein erhöhtes Rückschlagpotenzial.

Analysten seit Quartalszahlen vorsichtiger

Auch andere Analysten sehen die Flughöhe bei ABB mit Vorsicht, was angesichts eines Kurs-Gewinn-Verhältnis von 27 nicht gross erstaunt. Seit Ende Juli dominieren laut Bloomberg-Daten die Verkaufsempfehlungen, einzig der Analyst von Redburn Atlantic hat seither eine Kaufempfehlung abgeben, bei einem Kursziel von 58 Franken.

ABB hat im zweiten Quartal so gewinnbringend gearbeitet wie noch nie. Der Auftragseingang blieb bei 8,44 Milliarden Dollar im zweiten Quartal auf vergleichbarer Basis stabil, während der Umsatz um 4 Prozent auf 8,24 Milliarden Dollar anzog, wie Mitte Juli mitgeteilt wurde. Mit dem lediglich stabilen Auftragseingang und dem leicht gesteigerten Umsatz hat das Unternehmen den Finanzmarkt indes enttäuscht.

Mit dem Bestellungseingang hat ABB dabei die Erwartungen der Analysten noch etwas deutlicher verpasst als mit dem Umsatz. Verantwortlich dafür war vor allem der kleinste Geschäftsbereich Robotik & Fertigungsautomation mit den beiden Divisionen Robotics und Machine Automation. Dabei hat Machine Automation unter der Schwäche des Maschinenbausektors in Europa gelitten, wie der abtretende CEO Björn Rosengren ausführte.

ManuelBoeck
Manuel BoeckMehr erfahren