Die börsenkotierte Graubündner Kantonalbank (GKB) erwirbt eine 70-Prozent-Beteiligung an der BZ Bank von Martin Ebner, die 1985 gegründet wurde. Das teilt die GKB am Montagmorgen in einem Communiqué mit.  Angaben über den Kaufpreis wurden keine gemacht. Bislang wurde die BZ Bank durch Martin Ebner und seine Frau Rosmarie, die keine Nachkommen haben, vollständig kontrolliert.

Die GKB erhofft sich mit dem Kauf Wachstumsmöglichkeiten und eine "konsequente Fortsetzung ihrer Beteiligungsstrategie." Die Bank hat bereits Beteiligungen an der Bellerive Privatbank und an Albin Kistler in Zürich. Die auf Aktienanlagen und Private Equity fokussierte BZ Bank werde ihre Strategie weiter unabhängig verfolgen.

Mit der Beteiligung steigere die GKB die im Konzern betreuten Kundenvermögen auf über 50 Milliarden Franken, heisst es weiter. Gemäss Geschäftsbericht lagen die verwalteten Vermögen inklusive der eigenen Fonds Ende letzten Jahres bei 47,5 Milliarden Franken. Die Kundenvermögen alleine erreichten 42,4 Milliarden Franken. Die GKB finanziert die Transaktion aus Eigenmitteln. Die Transaktion erfolgt mit Wirkung ab 1.7.2022. 

Der wenig gehandelte Partizipationsschein der Bündner Kantonalbank steigt laut Bloomberg-Daten am Montag im frühen Handel um 1,5 Prozent. In den letzten zwölf Monaten hat der Titel 11 Prozent dazugewonnen.

"Es macht uns ein bisschen stolz, dass Ebner uns sein Lebenswerk anvertraut hat", sagte GKB-CEO Daniel Fust im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Die restlichen 30 Prozent der BZ Bank verbleiben laut Fust bei Martin Ebner. Eine operative Leitung werde Ebner jedoch nicht übernehmen. Eine totale Integration der BZ Bank in die GKB ist laut Fust nicht geplant.

Private Equity im Fokus der GKB

Nebst dem Anlagegeschäft schielt die GKB vor allem auf das Geschäft Private Equity der BZ Bank. Dies ist laut Fust bisher ein "blinder Fleck" gewesen für die GKB. Vor der dem Entscheid zur Beteiligung an der BZ Bank habe die GKB gemäss Fust eine umfangreiche Risikoanalyse durchgeführt, auch in Bezug auf mögliche Reputationsschäden. "Wir sind der Überzeugung, dass wir allfällige Risiken gut im Griff haben", betonte Fust gegenüber AWP.

Nach der Gründung der BZ Bank im Jahr 1985 amtete Ebner bis 2000 als CEO. Vor allem in den 1990er Jahren wurde Ebner bekannt durch seine Einflussnahme und "Shareholder-Aktivismus" bei grossen Schweizer Unternehmen wie Schweizerische Bankgesellschaft oder Roche.

Der bald 77-jährige Ebner verwaltete in den letzten Jahren mit seiner Frau Rosmarie via Beteiligungsgesellschaft Patinex-Holding verschiedene Anteile an Schweizer Firmen. Ebner verdiente Anfang Jahr mit dem Verkauf des St. Galler Pharamunternehmens Vifor rund 1 Milliarde Franken. Patinex hält heute unter anderem noch eine Mehrheitsbeteiligung an Intershop und rund 10 Prozent an Temenos.

Im März 2006 übernahm Ebner zudem die finanziell angeschlagene Airline Helvetic Airways vollständig und investierte etwa 50 Millionen Franken zur deren Rettung. Die BZ Bank selber schrieb 2021 12 Millionen Franken Gewinn.