Die Entspannung bei den Dollar-Zinsen bescherte der Gold-Unze in den letzten Tagen wieder steigende Preise. Für eine Rückkehr auf über 2000 Dollar reichte es allerdings nicht. Vielmehr pendelte sich das Edelmetall knapp unterhalb ein.
Gerade bei der Bank Julius Bär will man dieser Erholung beim Goldpreis nicht so recht trauen. Vielmehr warnt der zuständige Charttechniker vor einem Rücksetzer auf 1800 Dollar je Unze. Das läge sogar etwas unter den bisherigen Jahrestiefs bei 1805 Dollar.
Wie der Experte schreibt, ist es der Gold-Unze auch im dritten Anlauf nicht gelungen, dauerhaft über die psychologisch wichtige Marke von 2000 Dollar vorzustossen. Seines Erachtens zeichnet sich damit ein sogenanntes "Tripple Top" ab. Für gewöhnlich kündigt diese Chartformation eine Trendumkehr nach unten an.
Neuerdings auf einer Linie mit dem hauseigenen Rohstoffstrategen
Um dieser neuen Ausgangslage Rechnung zu tragen, stuft der Charttechniker die Gold-Unze von "Inline" auf "Bearish" herunter. Er begründet diesen Schritt auch damit, dass das Edelmetall zuletzt auch gegenüber dem US-Aktienleitindex S&P 500 an Kraft verloren hat. Der Experte befürchtet zudem, dass die Anleiherenditen in den USA hoch genug sind, um den Edelmetallen das Wasser abzugraben.
Mit seiner negativen Haltung für die Gold-Unze schwenkt der für die Bank Julius Bär tätige Charttechniker auf die Linie des hauseigenen Rohstoffstrategen ein. Dieser stuft das Edelmetall schon seit längerer Zeit mit "Cautious" ein. Er sieht den Preis für eine Unze in drei Monaten bei 1850 Dollar stehen. Auf einen Anlagehorizont von 12 Monaten hält der Experte gar Preise von 1725 Dollar für möglich. Das entspräche aus heutiger Sicht einem Rückgang um mehr als 14 Prozent. Zeitweise widersprachen sich die beiden Experten bei ihren jeweiligen Empfehlungen sogar.
Der Rohstoffstratege glaubt, dass die Eskalation im Nahen Osten dem Goldpreis nur sehr kurzfristig Rückenwind verleihen wird. Die jüngste Erholung sei stimmungsgetrieben und werde kaum von wirklichen Safe-Haven-Käufen begleitet. Früher oder später würden deshalb Faktoren wie das freundliche Wirtschaftsumfeld, die dauerhaft hohen Zinsen und das vergleichsweise solide Bankensystem beim Edelmetall zu tieferen Preisen führen, so sein Urteil. Eine Einschätzung, welche beileibe nicht von allen seinen Berufskollegen bei anderen Banken geteilt wird.