Im Juli wurden mit rund 238.000 Fahrzeugen zwei Prozent weniger Autos neu zugelassen als im Vorjahresmonat, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am Montag in Flensburg mitteilte. Im ersten Halbjahr gab es noch 5,4 Prozent Wachstum. Auf dem Neuwagenmarkt lastet die schwache Nachfrage nach reinen E-Autos, seit der staatliche Zuschuss zur Anschaffung Ende 2023 kassiert wurde. Die Neuzulassungen sackten hier im Juli um 37 Prozent auf knapp 31.000 ab. Der Marktanteil batterieelektrischer Wagen lag bei nur knapp 13 Prozent. «Derzeit sind Elektroautos Ladenhüter», sagte Auto-Experte Constantin Gall von der Unternehmensberatung EY.

Der Hochlauf der Elektromobilität stockt hierzulande nachhaltig. Der Markt habe jegliche Dynamik verloren und viele Kunden zweifelten an den Perspektiven von E-Autos, erklärte Gall. «Dass es auch in der Politik immer mehr Stimmen gibt, die eine Abkehr vom Verbrenner-Aus im Jahr 2035 fordern, sorgt für zusätzliche Verunsicherung.» Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) wurden nach sieben Monaten insgesamt nur rund 319.300 Neuzulassungen von Elektro-Pkw registriert, zwölf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, die «grosse Massgabe» bleibe, dass in der EU ab 2035 keine Autos mit CO2-Ausstoss mehr zugelassen werden können. Es gebe neue Anreize mit Steuererleichterungen für Elektroautos. «Es ist klar, dass wir alles tun, damit Deutschland ein starker Automobilstandort bleibt», ergänzte ein Sprecher des grün-geführten Ministeriums.

Dank zweier zusätzlicher Arbeitstage erreichte die Pkw-Inlandsproduktion im Juli zwar ein Volumen von 328.600 Fahrzeugen - ein Plus von 13 Prozent gegenüber Juli 2023. Seit Januar wurden laut VDA jedoch nur gut 2,4 Millionen Autos hergestellt - vier Prozent weniger als vor Jahresfrist. Das Vor-Pandemieniveau wird damit weit unterschritten: Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 lag die inländische Pkw-Produktion nach sieben Monaten 15 Prozent unter dem damaligen Stand.

Exporterwartungen brechen ein

Der deutschen Autobranche macht dabei auch die Schwäche ihres wichtigsten Absatzmarktes China zu schaffen. Entsprechend trübt sich die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Automobilindustrie ein. Das Geschäftsklima in der wichtigen Branche sank im Juli auf minus 18,3 Punkte nach minus 9,5 im Juni, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Managerumfrage mitteilte. Laut Ifo-Expertin Anita Wölfl ist auch in den nächsten Monaten vermutlich keine Verbesserung zu erwarten. Die Kapazitätsauslastung ist auf 77,7 Prozent gefallen und liegt damit neun Prozentpunkte unter dem langfristigen Mittelwert. Bei Volkswagen und Mercedes-Benz zum Beispiel wurden Schichten gestrichen.

Gut vier von zehn Unternehmen klagen über fehlende Aufträge. Auch aus dem Ausland wird nicht mit positiven Impulsen gerechnet. Die Exporterwartungen sind laut Ifo um mehr als 13 Punkte auf minus 16,8 Punkte eingebrochen.

Vor allem Absatzprobleme in China drücken auf die Stimmung: BMW verkaufte in der Volksrepublik im ersten Halbjahr rund vier Prozent weniger Autos, schlug sich damit aber noch besser als die Konkurrenten Volkswagen und Mercedes-Benz. BMW geht von einer Stabilisierung in China aus, während sich Mercedes und Porsche auf anhaltenden Gegenwind einstellten.

(Reuters)