Der Markt rätselt, ob die Rally an den Aktienbörsen anhalten wird, oder ob ein möglicher 75-Prozent-Zinsschritt der US-Notenbank Fed, rezessive Tendenzen oder bröckelnde Unternehmensgewinne die Kursgewinne bald wieder bremsen werden. Der Markt schwankt irgendwo zwischen Weihnachtsrally-Euphorie und latenter Panik.
Auf den ersten Blick stehen die Zeichen gut. Der SMI hat seit seinem Jahrestief Ende September über 11 Prozent gewonnen. Im generellen Aufwärtstrend fallen aber auch einzelne Aktien auf, die teils besonders gut, teils aber auch unüblich schlecht performt haben. Eine Übersicht zu den Aktien, die jetzt, Anfang Dezember, durch Kursveränderungen besonders aufgefallen sind:
Richemont: Luxus läuft
Der Genfer Luxusgüterkonzern ist derzeit mehr als nur eine Wiedereröffnungswette auf China. Die Geschäfte im diesem für Luxusgüter wichtigsten Markt der Welt könnten von einer sanfteren Lockdown-Politik profitieren, aber auch unter politischen Unsicherheiten leiden. Zuletzt war der Anlegeroptimismus zu China trotz Demonstrationen gegen die Coronapolitik und trotz des schwelenden Taiwan-Konflikts wieder etwas breiter verankert.
Der Grund, dass der SMI-Titel Richemont auf eine Vier-Wochen-Performance von 18 Prozent kommt, liegt auch am gestiegenen Anlegervertrauen in das Unternehmen. Die Halbjahreszahlen, die Richemont vor knapp einem Monat publizierte, sind am Markt positiv angekommen. Die so genannten "Maisons" von Richemont sind durchs Band hindurch Luxusmarken, die sich auch in einem Abschwung gut verkaufen dürften.
Für Luxusgüter werden gar steigende Margen erwartet. "Die Fundamentaldaten stimmen, so dass ein positiver Ausblick für 2023 vorgenommen werden kann, und das die Konsens-Wachstumserartungen für 2022 auf 20 Prozent angehoben werden können", heisst es bei Bloomberg Intelligence im Branchenausblick.
Richemont hebt sich an der Börse derzeit positiv von der eher Billigmarken-orientierten Swatch-Gruppe ab, die seit Beginn der Erholung Ende September schwächer als der Markt performt. Der Markt traut Richemont auch weiterhin mehr zu. Die Kurs kann durchaus noch etwas weiter steigen. Anlegerinnen und Anleger müssen sich aber auch bewusst sein, dass sich das Sentiment zu Luxus angesichts schwer abwägbarer Probleme in der Weltwirtschaft auch schnell wieder abkühlen kann.
Roche: Ein weiteres Übergangsjahr
Der Roche-Genussschein ist mit einer Minusperformance von über 18 Prozent einer der grossen Verlierer am Schweizer Aktienamarkt 2022. Mehr noch: Die Börsen-Erholung der vergangenen Wochen hat beim Pharmakonzern nicht stattgefunden. Der Kurs notiert nur wenig über seinem Jahrestief von Mitte Juni. Auf Monatssicht ist der Roche-Bon mit einem Minus von 5 Prozent der zweitschlechteste SMI-Titel nach der Credit Suisse.
Die Langfristaussichten für Roche gelten weiterhin als intakt. Dieser Eindruck wird auch unterstützt ist durch immer noch zahlreiche Kauf-Empfehlungen. Roche ist in der Krebsbehandlung, der Neurologie und bei seltenen Krankheiten einer der wichtigsten Pharmakonzerne der Welt.
Doch mit Blick auf 2023 sind die Märkte für Roche skeptisch. Nachdem 2022 Forschungsrückschläge und sinkende Einnahmen aus dem Corona-bezogenen Geschäft mit sich brachte, dürfte auch das neue Jahr für Roche ein Übergangsjahr sein. Roche hätte schneller wieder Tritt gefasst, wenn der Alzheimer-Kandidat Gantenerumab Erfolg beschieden gewesen wäre. Doch Mitte November wurde bekannt gegeben, dass die Tests nicht die erhofften Ziele brachten. Auch dies hat den Kurs weiter gedrückt.
Klingelnberg: Ende der Durststrecke?
Im Oktober war der Schweizer Maschinenbauer mit deutschen Wurzeln noch rund ein Viertel von dem wert, was für die Aktie beim Börsengang Mitte 2018 bezahlt wurde. Das Anlegervertrauen bildete sich schon nach dem IPO nicht richtig. Die Pandemie, durch das Hochwasser in Deutschland 2021 verwüstete Anlagen sowie auch die stockenden Lieferketten des Metallverarbeiters waren Ursachen für eine lange, glücklose Zeit des Unternehmens an der Börse.
Doch nun hellen sich die Aussichten auf. Das Halbjahresresultat im Geschäftsjahr 2022/23 von Mitte November fiel solide aus. Die Credit Suisse, die als einzige Bank ein Rating ausstehen hat, bewertet den Titel mit "Outperform”. Analyst Patrick Laager beurteilt die Bestätigung der Ziele im Zusammenhang mit dem Halbjahresergebnis als einerseits überraschend und andererseits ermutigend im jetzt schwierigen Marktumfeld. Das Unternehmen sei auf dem Wachstumspfad und in der Lage, einen höheren Gewinn als bisher angenommen einzufahren.
Softwareone: Vorsichtiger Optimismus
Aktionärinnen und Aktionäre von Softwareone mussten einige heftige Kursrückgänge hinnehmen. Anfang März enttäuschte der Wiederverkäufer von Microsoft-Produkten mit den Gewinnzahlen massiv und fiel daraufhin an nur einem Handelstag um 26 Prozent. Ende September war die Aktie 44 Prozent weniger wert als beim Börsengang drei Jahre davor.
Doch der Staub hat sich gelegt. Zumindest vorsichtiger Optimismus ist bei Softwareone derzeit möglich. Im dritten Quartal 2022 verbesserten sich die Margen deutlich. Ein angekündigtes Aktienrückkaufprogramm sowie eine höhere Chance, das lange Zeit weitherum angezweifelte Jahresziel zu erreichen, bringen dem Unternehmen wieder mehr Anlegervertrauen ein. Weiterhin Top-Thema ist bei Softwareone-Investoren die Cloud, von der das Unternehmen noch stark profitieren kann.
Forbo: CEO-Abgang, Gewinnwarnung und Unklarheiten
Forbo sorgte Ende November für einen Knall: Der Rücktritt von CEO Michael Schumacher per sofort wurde vermeldet. Er soll nächsten März durch den bisherigen Kardex-Chef Jens Fankhänel ersetzt werden. Obendrein lieferte der Bau- und Industriezulieferer auch noch eine Gewinnwarnung mit. Dies löste am darauffolgenden Handelstag einen Kurssturz von 15 Prozent aus.
Eine Minderheit von Analysten schreibt, der Rücksetzer sei eine Kaufgelegenheit, besonders, wenn man als Anlegerin oder Anleger langfristig denke. Doch das Management hat zu den Gründen für den Gewinnwarnung wie auch den abrupten Abgang des CEO Rätselraten ausgelöst. "Wir wissen nicht, ob man die Kosten nicht im Griff hatte oder ob auch gewisse ausserordentliche Faktoren eine Rolle spielten", schrieb die Helvetische Bank. Insinuiert wurde von verschiedenen Seiten, dass der schwierige Betrieb zweier verbleibender Standorte in Russland finanzielle Lasten verursacht haben könnte.
Die Kurshistorie vor dem Corona-Schock im Februar 2020 sowie die Erholung danach zeigt, dass Forbo in der guten Manier von industriellen Schweizer Small und Mid Caps eine gute Performance an der Börse hinlegen kann. In den vergangenen Jahren wirkten auch Aktienrückkäufe positiv. Etwas warten mit dem Einstieg oder einem Zukauf bei der Aktie ist dennoch angebracht.
3 Kommentare
Roche ist seit Jahren auf der Verliererstrasse. Patente sind längs ausgelaufen, neue Produkte sind ein Reinfall, taugen nichts!
Dafür hat Roche die schönsten Bürotürme,ist doch auch was!!
Letzthin haben Sie noch was von 100 Jahren geschrieben und Roche und Novartis ( FCB) verwechselt. Vielleicht kaufen Sie Sich einfach ein paar Biotechktien?