Wen trifft es als Nächstes? Eine Frage, die sich stellt, wer in den vergangenen Tagen die Kursstürze von Barry Callebaut, DocMorris, Ems Chemie und Swatch miterlebt hat. Zwischen 8 und 17 Prozent büssten diese Titel an einem Tag nach enttäuschenden, teils desaströsen Halbjahreszahlen ein. 

Solche Einbrüche geschahen zuletzt immer wieder. Schon im März erlitten etwa die Investoren von Kühne+Nagel innert weniger Tage einen Kursverlust von 17 Prozent. Von diesem Absturz hat sich die Kühne+Nagel-Aktie bis heute nur teilweise erholt.

Barry Callebaut, DocMorris, Ems Chemie und Swatch haben sich zwar gefangen, konnten aber noch nicht wieder aufholen. Oft brauche es Zeit, bis sich eine Aktie von einem solchen Kurssturz erholt, erklärt Stratege Anastassios Frangulidis von Pictet. Die Erholung setze ein, wenn die Konjunktur gut läuft und die Firma keine strukturellen Schwächen aufweist.

Manuel Peter, Analyst bei der Helvetischen Bank, sieht bei den Verlusten von Ems-Chemie und Swatch eine Gemeinsamkeit: «Das wirtschaftliche Umfeld ist für diese Unternehmen herausfordernd.» Der Experte verweist auf den hoch verschuldeten Immobiliensektor Chinas und den Einkaufsmanagerindex für Europa, der zurzeit negativ ist. «Deswegen ist aber nicht gesagt, dass weitere Kursstürze folgen werden.»

Auch Frangulidis sieht in den Kurseinbrüchen von Barry Callebaut, DocMorris, Ems-Chemie und Swatch «kein breites Phänomen». Es werde also nicht mehr viele Aktien geben, die aufgrund der Halbjahreszahlen einbrechen. «Denn die Konjunktur ausserhalb der USA erholt sich, und Chinas Wirtschaft zeigt Zeichen einer Stabilisierung.» Ein unerwartetes Abflauen sei aber nicht auszuschliessen. «Es könnte zyklische Aktien belasten - vor allem, wenn sie stark exportabhängig sind.»

Insbesondere zwei Aktien dürften von Gewinnmitnahmen und Kursstürzen aufgrund einer schwachen Konjunktur verschont bleiben: «Die Aktie von Straumann hat das schwache Konsumumfeld zu einem Grossteil eingepreist, auch SIG hat den Boden gefunden», sagt Manuel Peter. Beide Firmen hätten ein stabiles Geschäftsmodell und seien mittelfristig gut positioniert.

Abwärtsrisiko bei Comet, VAT und Inficon

Bei Titeln, die im ersten Halbjahr gut gelaufen sind, sind Gewinnmitnahmen allerdings weiter möglich. Laut Manuel Peter könnte beispielsweise Swissquote verlieren, weil sich die Bewertung verteuert habe und das positive Umfeld allmählich im Kurs reflektiert sei.

Die Swissquote-Aktie ist seit letztem Herbst praktisch ununterbrochen gestiegen. Im Juli hat sie mit einem Wert von 306 Franken ein Allzeithoch erreicht. Aktuell notiert sie bei 280 Franken, hat gegenüber dem Höchststand mehr als acht Prozent eingebüsst. Anscheinend hat ein Teil der Investoren aufgelaufene Gewinne eingestrichen. «Doch die Firma ist attraktiv positioniert, so dass sich der Kurs mittelfristig wieder erholen dürfte», sagt der Analyst der Helvetischen Bank.

Ähnlich sieht es gemäss dem Experten bei Comet, VAT und Inficon aus. «Ihre Aktien weisen ein Risiko für eine Abwärtskorrektur auf.» Jedoch dürften sie mittelfristig vom Wachstum des Halbleitersektors profitieren.

Comet sticht aus diesem Dreierfeld heraus. Die Aktie hat seit Jahresbeginn markant stärker zugelegt als die anderen beiden Valoren, nämlich 46 Prozent. Am Montag erklomm sie mit einem Stand von 389 Franken ein Allzeithoch. Gewinnmitnahmen locken, doch Geduld könnte sich lohnen: Zum Wochenauftakt hat Kepler Cheuvreux das Kursziel für Comet auf 430 von 365 Franken erhöht. Die Einstufung ist bei «Kaufen» geblieben.

Eine Auswahl von Firmen, die sich für das zweite Quartal und das zweite Halbjahr 2024 vorsichtig oder negativ geäussert haben, präsentierte die Investmentbank Stifel schon im Juni. Es handelt sich um Bucher Industries, Dätwyler, Tecan und Zehnder. Diese Titel hatten ein durchwachsenes erstes Börsenhalbjahr. Bis heute haben sie sich wieder von ihren Jahreshochs entfernt, die Kurse sind also bereits wieder gefallen. Die Halbjahreszahlen folgen Ende Juli respektive Mitte August.