Die Aktien von ABB haben dieses Jahr Drive. Von nicht geraumer Zeit noch als "24-Franken-Aktie" verschrien, stieg der Titel bis Anfang September beharrlich an und durchbrach dabei die 30-Franken-Marke deutlich. Zwar ist der Titel vorübergehend stark zurückgekommen, doch das vormalige Rekordniveau wurde mit der jüngsten Aufwärtsbewegung bereits wieder übertroffen.

Kursentwicklung der ABB-Aktien seit Jahresanfang (Quelle: cash.ch).

Dass ABB mit einem Kursplus von 42 Prozent seit Jahresbeginn die viertbeste Aktie im Swiss Market Index (SMI) ist, erstaunt auf den ersten Blick. So dämpften Probleme in der Lieferkette und der Mangel an Computerchips das Umsatzwachstum. Der Konzern musste mit den Drittquartalszahlen das Umsatzziel für dieses Jahr senken.

Vielmehr ist im Preis viel Zukünftiges schon abgebildet. Die Profitabilität und Auftragseingang sind trotz Problemen beim Umsatz weiterhin gut. Und es zeichnet sich ein Ende der Lieferkettenprobleme ab: Der Verwaltungsratspräsident von ABB, Peter Voser, sieht in einem jüngsten Interview den Höhepunkt der Probleme durchschritten.

 

 

Der Konsenserwartung zum organischen Wachstum liegt aktuell bei 7,1 Prozent, 4,7 Prozent und 3,8 Prozent für die nächsten drei Jahre. Ebenso hat ABB das Margenziel für 2023 bereits angehoben, auf mindestens 15 Prozent. Die Konsenserwartung für die nächsten drei Jahre liegt bereits über dieser Kennzahl. 

Was liegt bei ABB daher noch drin?

Für einen weiteren Kursanstieg sprechen vier Elemente: Erstens hat die Aktie Momentum. Der Aufwärtstrend könnte von sich aus noch eine Weile andauern, bevor ein Rücksetzer erfolgt. Zweitens ist das Industrieunternehmen Profiteur der Massnahmen zur Treibhausgasreduktion sowie dem anhaltenden Automatisierungsbedarf - Effizienzerhöhung ins Sachen Energie und Produktion. Daraus sollte ein noch stärkeres Wachstum und noch höhere Margen resultieren. 

Drittens stehen weitgehende Veränderungen in der Konzernstruktur an. ABB will bis im Sommer 2022 die Division Turbocharging über ein Spin-off an die bestehenden Aktionäre oder einen Verkauf veräussern. Ausserdem ist für das zweite Halbjahr 2022 die Veräusserung der Division Power Conversion geplant. Und die Division E-Mobility soll nach wie vor an die Börse gebracht werden. Alles Ereignisse, die Fantasie und oftmals auch Mehrwert erzeugen.

Für ABB spricht viertens der CEO. Seit Björn Rosengren im März 2020 das Amt übernommen hat, geht es mit dem Aktienkurs in der Tendenz nach oben - plus 68 Prozent in weniger als zwei Jahren. Unter dem gewieften Kommunikator ist der Konzern fitter und zielgerichteter geworden. Geplante fünf oder mehr kleine bis mittlere Akquisitionen jährlich sollen für die Aktionäre Mehrwert schaffen.

ABB bleibt trotz Rekordhoch ein Kauf

Es besteht bei ABB noch reichlich Raum für Überraschungen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 24 ist die Aktie im Konkurrenzvergleich trotz Kursanstieg nicht teuer - Siemens mit einem KGV von 23, Rockwell Automation mit 30 und Schneider Electric mit 33. Zudem winkt auch eine nicht vernachlässigbare Dividendenrendite von 2,3 Prozent.

Und sollte sich die Weltwirtschaft 2022 weiterhin Stärke zeigen, könnte sich sogar die Kursprognose Goldman Sachs bewahrheiten. Geht es nach der US-Grossbank, dürfte die zyklische ABB-Aktie in den nächsten 12 Monaten um 45 Prozent auf 51 Franken steigen.

ManuelBoeck
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