"Holger Cordes verlässt Ascom als CEO, um sich beruflich neu zu orientieren", schreibt das Berner Traditionsunternehmen am Montag in einer Mitteilung. Jeannine Pilloud werde zusätzlich zu ihrer Funktion als Präsidentin des Verwaltungsrates die operative Führung der Ascom-Gruppe als "Acting CEO" übernehmen. Wann genau Cordes von seinem Posten abtritt, lässt Ascom in der Mitteilung offen. Pilloud selber war erst im laufenden Jahr zur Verwaltungsratspräsidentin von Ascom gewählt worden.
"Der Verwaltungsrat dankt dem scheidenden CEO Holger Cordes für seine dreijährige, engagierte Tätigkeit für Ascom und die strategische Neupositionierung der Gesellschaft", heisst es in der Mitteilung weiter. Jürg Fedier, Mitglied des Verwaltungsrates und Chairman des Audit Committee, sei zum Independent Lead Director ernannt worden, "um eine Best-Practice Corporate Governance zu gewährleisten."
Jeannine Pilloud ist einer breiten Öffentlichkeit als erste Frau in die SBB-Konzernleitung bekannt. Von 2011 bis 2017 leitete sie den SBB-Personenverkehr, mit 13'000 Mitarbeitenden die grösste Division. 2018 hat Pilloud dann eine Verwaltungsratskarriere gestartet. Sie ist derzeit etwa Verwaltungsrätin des Telekomunternehmens Salt und Vorstandsmitglied von Schweiz Tourismus. Diesen Frühling kandidierte sie zudem für das Präsidium des Migros-Genossenschaftsbundes, unterlag in der Ausmarchung aber einer Migros-internen Kandidatur.
In einem Interview Mitte Juni gab sich Cordes zuversichtlich, die Gewinnmarge des Unternehmens zu steigern. Das Tempo, in dem die Transformation von einem Produktunternehmen zu einem Lösungsanbieter für Workflow Management vollzogen wird, sei jedoch langsamer gewesen als geplant, gab Cordes zu. Es sei vielleicht grösste Fehler gewesen, dass die Transformationsgeschwindigkeit überschätzt und gewisse Altlasten unterschätzt worden seien, so Cordes. Die Strategie sah er aber bestätigt.
Steht Veraison hinter dem Rücktritt?
Wahrscheinlich ist, dass der aktivistische Aktionär Veraison Druck ausgeübt hat, um Cordes abzusetzen. Veraison zeigte sich in diesem jahr zunehmend unzufrieden mit der operativen Leistung von Ascom. Veraison hatte im Februar 2016 damit begonnen, die Beteiligung an Ascom aufzubauen und hält rund 8 Prozent am Unternehmen.
Die Aktie von Ascom kommt seit Monaten nicht vom Fleck und hat in den letzten zwölf Monaten rund 25 Prozent ihres Wertes verloren.
Gleichzeitig mit dem Chefwechsel machte Ascom auch Angaben zum Halbjahresergebnis, die vom Unternehmen als "enttäuschend" bezeichnet werden. Das ersten sechs Monate des Jahres erste Halbjahr seien von einer schwachen Nachfrage im OEM-Geschäft und anhaltenden Problemen im Service-Geschäft geprägt gewesen, schreibt Ascom. Auf Gruppenstufe ging der Nettoumsatz zu konstanten Währungen um 4,2 Prozent auf 137 Millionen Franken zurück. Die EBITDA-Marge schrumpfte derweil auf 1 Prozent nach 6,5 Prozent in der Vorjahresperiode.
Unter dem Strich resultierte aber trotzdem ein höherer Reingewinn von 6,5 Millionen Franken nach 5,4 Millionen im Vorjahr. Der Grund für den Gewinnanstieg ist laut Mitteilung ein Buchgewinn aus dem Verkauf einer nicht betriebsnotwendigen Liegenschaft in Deutschland.
(Mit Material von AWP)