Anglo wies am Mittwoch die letzte Bitte von BHP um mehr Zeit für die Verhandlung einer Offerte zurück. Damit zog das Unternehmen einen Schlussstrich unter die Avancen des australischen Bergbauriesen, der zuletzt mit einem erhöhten Angebot von 49 Milliarden Dollar gewunken hatte. Erst vor einer Woche hatte Anglo diese Offerte abgelehnt, zugleich aber die Frist für eine verbindliche Offerte um sieben Tage bis zu diesem Mittwoch um 18 Uhr verlängert. BHP hatte um eine Fristverlängerung gebeten, damit man sich mit dem Angebot länger befassen könne. Der Konzern kann aber immer noch bis zum Abend eine verbindliche Offerte vorlegen oder ganz von einem Kauf von Anglo Abstand nehmen.

Der Deal wäre eine der grössten Übernahmen in der Branche seit Jahren. Mit einem Zusammenschluss entstünde der weltgrösste Kupferförderer, auf dessen Konto zehn Prozent der weltweiten Produktion gehen. Die Aktien von BHP gingen am Mittwoch unverändert aus dem Handel an der Börse in Australien. Anglo-Aktien notierten in London ebenfalls kaum verändert.

Anglo erklärte, es habe umfangreiche Gespräche mit BHP gegeben, mit besonderem Schwerpunkt auf die vorgeschlagene Struktur nach einem Deal und die damit verbundenen Risken für seine Aktionäre. Doch die jüngste Offerte von BHP habe die gleiche «hochkomplexe und unattraktive Struktur» vorgesehen wie schon die beiden vorherigen Angebote, die Anglo Ende April und Mitte Mail zurückgewiesen hatte. Das Unternehmen hatte sich vor allem an der Bedingung gestossen, vor der Übernahme durch BHP seine südafrikanischen Platin- und Eisenerzeinheiten abzuspalten.

BHP hatte bei seiner Bitte um Fristverlängerung mit einer Abfindung geworben, falls der Deal aus kartellrechtlichen Gründen blockiert würde oder die behördliche Genehmigung ausbleibe. Um die Bedenken von Anglo gegen eine Übernahme zu zerstreuen, schlug BHP unter anderem die Sicherung von Arbeitsplätzen für die Beschäftigten in Südafrika vor. Doch Anglo reichten diese Zusagen nicht aus: «BHP hält zwar weiter dran fest, dass die Risiken nicht wesentlich sind, hat jedoch wiederholt öffentlich als auch während der Gespräche erklärt, dass es nicht bereit ist, seine vorgeschlagene Struktur zu ändern, um diese Risiken zu übernehmen.»

Eine den Überlegungen von Anglo nahestehende Person sagte, die Investoren des Unternehmens teilten die Bedenken hinsichtlich der Pläne von BHP. «Die Mehrheit der Anglo-Aktionäre hat volles Verständnis für die Bedenken und ich glaube nicht, dass sie das Gefühl haben, dass die Risiken der Struktur und des Preises von BHP voll berücksichtigt werden», erklärte der Insider. Eine weitere mit der Sache vertraute Person sagte, es sei für BHP nahezu unmöglich, bis zum Ablauf der Frist am Mittwoch ein Angebot zu unterbreiten. Die Übernahme sei damit praktisch gescheitert.

Anglo wurde 1917 in Johannesburg gegründet und beschäftigt mehr als 40.000 Menschen in Südafrika. Ein Rückzug wäre ein weiterer wirtschaftlicher Schlag für das Land, dessen Bergbauunternehmen schon seit längerem Arbeitsplätze abbauen und ihre Investitionen zurückfahren. Nach Umfragen droht dem Afrikanischen Nationalkongress (ANC) bei den aktuellen Wahlen erstmals seit 30 Jahren der Verlust der Mehrheit im Parlament. Die Partei kämpft mit Korruption, Arbeitslosigkeit und Ärger über häufige Stromausfälle. Die Analysten von JP Morgan hatten prognostiziert, dass eine Übernahme von Anglo durch BHP zu Abflüssen von 4,3 Milliarden Dollar aus Südafrika führen und den Rand schwächen könnte.

(Reuters)