Der Swiss Market Index (SMI) liegt knapp vor Börsenschluss in der verkürzten Berichtswoche im Plus mit 0,19 Prozent bei 11'592 Punkten. Die UBS und im Schlepptau die Credit Suisse führen die Gewinnerliste mit einem Anstieg von 5,86 Prozent respektive 5,25 Prozent im Wochenvergleich an, gefolgt von Holcim (+3,33 Prozent), ABB (+3,22 Prozent) und Richemont (+2,68 Prozent). Die grössten Abschläge verzeichneten auf der anderen Seite Sonova, welche bei den Quartalszahlen nicht überzeugten und 9,70 Prozent tiefer notieren. Die nachfolgenden Kurszielreduktionen von Analysten drücken weiter auf den Kurs des Hörgeräteherstellers.

Anfang Woche wurden die US-Börsen durch den Streit zwischen Demokraten und Republikanern um die US-Schuldenobergrenze belastet. Dies färbte sich zuerst auch auf den Schweizer Aktienmarkt ab. Zu Wochenmitte zeichnet sich allerdings ab, dass eine Lösung in der nächsten Woche möglich ist. Entsprechend tendierten die Börsen in Europa und Übersee zum Wochenschluss fest. 

In den kommenden Wochen dürfte sich nebst der Konjunkturentwicklung das Interesse auf das Ende der sogenannten Blackout-Periode in den USA richten. Der Begriff beinhaltet den Zeitrahmen, während dem US-Unternehmen rund um die Publikation Ihrer Kennzahlen keine Aktienrückkäufe tätigen dürfen. Dieses Fenster schliesst sich nun Ende Monat und die Unternehmen können die rekordhohen Rückkäufe fortsetzen. 

Welchen Einfluss Aktienrückkaufprogramme haben, zeigte sich am letzten Handelstag der Woche bei SoftwareOne. Deren Titel legten am Freitag um 5,12 Prozent zu, nachdem das Unternehmen mitteilte, am kommenden Montag die Aktienrückkäufe wieder aufzunehmen. Dabei fiel der während der Woche vorgelegte Quartalsausweis eher durchzogen aus. Für Unterstützung sorgte am Freitag auch die Erhöhung des Ratings auf Kaufen von Research Partners. Gleichzeitig wurde das Kursziel von 14 auf 16,50 Franken angehoben.  

Aktienrückkäufe von Unternehmen haben tendenziell einen positiven Einfluss auf die Kursentwicklung. Erzielt die Firma den gleichen Gewinn wie im abgelaufenen Geschäftsjahr, so steigt der Gewinn pro Aktie, weil durch die Aktienrückkäufe weniger Titel im Umlauf sind. Das stützt den Aktienkurs oder verlieht ihm je nach Börsensituation Schub.

Auch technisch zeigt sich eine Privatbank überzeugt, dass sich die Kurserholung bei SoftwareOne in den nächsten Wochen fortsetzen wird. Rahn + Bodmer schreiben in ihrem Börsenbarometer, dass hohe Lohnkosten und negative Währungseffekte beim Softwareproduzenten für einen regelrechten Margenschwund im ersten Quartal sorgten. "Der neue CEO plant offenbar, die Strategie des Unternehmens zu überprüfen und allfällige Schlüsse anlässlich des Semesterreportings zu publizieren. Trotz des moderaten Kursrücksetzers bleibt der seit circa zwei Monaten relevante Erholungstrend noch ungefährdet." 

Neue Impulse nach der Berichtssaison gefragt

Nächste Woche legen am Dienstag Julius Bär die Zahlen für die ersten 4 Monate des laufenden Jahres sowie am Mittwoch Ypsomed die Jahreszahlen vor. Die Zürcher Privatbank dürfte gemäss Einschätzung der Zürcher Kantonalbank (ZKB) aufgrund der Probleme bei der Credit Suisse und der geplanten Fusion mit der UBS sowohl Kundenberaterinnen und -berater hinzu gewinnen und auch Neugelder anziehen.

Es wird jedoch einige Zeit dauern, bis diese Zuflüsse bei Julius Bär landen, da es nicht so einfach ist, komplexere Portfolios zu einer anderen Bank zu transferieren. "Insgesamt dürfte Julius Bär in den ersten vier Monaten mit überzeugenden, wenn auch nicht wirklich überraschenden, Kennzahlen aufwarten." 

Ypsomed wird seine Zahlen für das gesamte Geschäftsjahr 2022/2023 vorlegen. Die ZKB rechnet mit einem Umsatzwachstum von rund 21 Prozent und einer unverändert starken Performance. 

Bei den grosskapitalisierten Titeln dürfte sich die Frage stellen, ob die freundliche Stimmung nach der Berichtssaison erhalten bleibt und der SMI das Jahreshoch hinter sich lassen kann. Nestlé und Novartis, welche diese Woche konsolidierten und 1,15 Prozent respektive 2,15 Prozent nachgegeben haben, könnten mit neuerlichen Kursgewinnen aufgrund der hohen Indexgewichtung den SMI anschieben. Gerade Novartis hat nach den positiven Analysten-Kurszielerhöhungen der letzten zwei Wochen weiteres Potenzial. 

Geht die Tech-Rally an der Wall Street weiter?

Die Frage nach der Fortsetzung der Kursrally an den Aktienmärkten dürfte auch in den USA neue Nahrung vor allem bei den Techwerten erhalten. Nach einem Ausverkauf von 40 Prozent im letzten Jahr haben sich grosse US-Technologieunternehmen im Jahr 2023 bisher gut entwickelt. Der FANG+TM-Index (unter anderem Facebook, Amazon, Netflix und Google sowie Tesla und Microsoft), der die 10 meistgehandelten Technologiegiganten umfasst, ist in diesem Jahr um 48 Prozent gestiegen - gegenüber 8 Prozent für den S&P 500 Index.

Mega-Cap-Technologieaktien erhielten Auftrieb durch die Gewinnsaison für das erste Quartal, die zwar in absoluten Zahlen schwach war, aber auf einen geringeren Gewinnrückgang als befürchtet hindeutete, schreibt Mark Haefele, CIO von UBS Wealth Management in einem Kommentar. 

Die Märkte begrüssten auch die robusten Margen und Ausschüttungen mehrerer Top-Technologieunternehmen an die Aktionäre. Dennoch hält der UBS-CIO den Technologiesektor für den am wenigsten bevorzugten Sektor. Globale Technologieaktien werden mittlerweile mit mehr als dem 23-fachen der künftigen 12-Monats-Gewinne gehandelt, was einem Aufschlag von 32 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre entspricht.
 

Thomas Daniel Marti
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