Burry, der dafür bekannt ist, seine Tweets nach kurzer Zeit wieder zu löschen, macht keine weiteren Angaben, welchen Anlagen nun genau zu verkaufen sind oder ob Markteilnehmer short gehen sollen. Den fundamentalen und technischen Hintergrund für seine Verkaufsempfehlung hat der Börsenstar bereits im Januar gelegt. Er warnte zuerst, dass die amerikanische Wirtschaft kaum um eine Rezession herumkomme. Jüngst folgte dann ein Chart des S&P 500 aus der Periode 2000-2003. Die Einkreisung auf der Grafik zeigt den S&P 500, welcher damals nicht in der Lage war, den gleitenden Durchschnitt von 200 Tagen oben nachhaltig zu durchbrechen. Danach ging es mit den Kursen wieder deutlich abwärts. Eine entsprechend ähnliche Situation haben wir heute, wo der S&P 500 damit kämpft, diese Linie zu durchstossen. 

Burry war bereits letztes Jahr sehr negativ eingestellt und sollte mit seiner Einschätzung Recht behalten. Der S&P 500 hat 19 Prozent an Wert verloren. Mit der nun erfolgten Rally zu Jahresbeginn ist wohl die Message, dass der Bärenmarkt nicht zu Ende sei. Der Anstieg im Januar wäre demnach einfach eine scharfe Korrektur nach oben - dies ist ein typisches Merkmal in fallenden Märkten. Der US-Investor erlangte als "Big Short" in der Finanzkrise von 2008 durch seine Wetten gegen den US-Immobilienmarkt Berühmtheit. 

Jim Chanos noch negativer eingestellt

Der berühmte Leerverkäufer Jim Chanos sieht einen alarmierenden Trend auf dem Markt. "Ich bin seit 1980 an den Börsen aktiv und kein einziger Bärenmarkt hat jemals den tiefsten Punkt erreicht, wenn das Kursgewinnverhältnis (KGV) nicht zwischen 9 und 14 lag", sagte Chanos am Montag gegenüber CNBC. Laut Chanos wird der Markt steigende Zinsen und sinkende Unternehmensrentabilität nicht ausgleichen können.

"Aktien sind nicht billig“, erklärt Chanos. "Die Leute preisen ein ziemlich nettes Goldilocks-Szenario ein.“ Chanos stellt fest, dass der Markt in diesem Jahr mit einem Anstieg der Unternehmensgewinne um 12 Prozent, einer Inflation von 2 Prozent und einer Zinssenkung der Fed innerhalb der nächsten sechs bis sieben Monate rechnet. "Das ist so ziemlich das Nirvana, wenn du ein Bulle bist.“ Der Leerverkäufer bezweifelt, dass sich das bullische Szenario entfalten wird. "Wenn Sie glauben, dass die Gewinne des S&P 500 jetzt bei 200 Dollar ihren Höhepunkt erreichen, ist das ein langer Weg nach unten“, sagte Chanos. "Das sind 1800 (KGV von 9) bis 2800 Punkte (KGV von 14). Da sind wir mit 4050 Punkten noch lange nicht.“

Einer ist weder mit Burry noch Chanos einverstanden: Börsenguru Jim Cramer hat jüngst den Bullenmarkt ausgerufen. Ob Cramer oder Burry respektive Chanos Recht erhalten, wird der Markt einmal mehr selbst entscheiden. 

Thomas Daniel Marti
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