Die Schweizer Börse hat am Dienstag nachgegeben. Der Handelstag stand ganz im Zeichen der Anhörung des US-Notenbankchefs Jerome Powell vor dem Bankenausschuss des US-Senats am Dienstagnachmittag. Zeigten sich die Anleger bereits im Vorfeld der Ausführungen sehr zurückhaltend, so rutschten die Indizes nach den Aussagen des Fed-Chefs deutlich ins Minus.
Powell bekräftigte im US-Parlament, dass das Fed falls nötig bereit sei, das Tempo der geldpolitischen Straffung wieder zu beschleunigen. Dabei verwies er auf den hohen Inflationsdruck. Die Äusserungen erhöhten nun die Unsicherheit über die US-Leitzinsentwicklung in den kommenden Monaten noch weiter, meinte ein Marktanalyst. Entscheidend für die kommenden Zinsschritte dürfte nun die Ende Woche anstehenden US-Arbeitsmarktzahlen und dann die neuen Inflationsdaten in der nächsten Woche werden.
Der Leitindex SMI schloss am Dienstag um 0,75 Prozent tiefer auf 11'064,08 Punkten und damit auf seinem Tagestief. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab 1,01 Prozent auf 1764,82 Punkte nach und der breite SPI verlor 0,75 Prozent auf 14'258,78 Zähler. Im SLI schlossen 28 Titel im Minus und nur zwei im Plus.
Die deutlichsten Abgaben im SMI/SLI entfielen auf die "technologienahen" Werte AMS-Osram (-4,7%) und VAT (-3,3%). Auch Logitech (-2,7%) gaben im Vorfeld des Investorentags vom Donnerstag deutlich nach. Am Markt wurde befürchtet, dass das Management des Westschweizer PC-Zubehörherstellers einen vorsichtigen Ausblick aufs neue Geschäftsjahr abgeben werde, wie ein Händler sagte.
Kursverluste gab es auch für weitere typische Zykliker wie etwa die Aktien des Bauchemiekonzerns Sika (-2,7%) oder des Logistikkonzerns Kühne+Nagel (-1,7%). Auch die Aktien des Sanitärkonzerns Geberit (-1,1%) gaben vor der Präsentation der Jahresergebnisse am Mittwoch deutlich nach. Klar im Minus gingen aber auch die Aktien des Hörgeräteherstellers Sonova (-2,6%) aus dem Handel.
Mit den gebeutelten Titeln der Credit Suisse (-2,2%) ging es am Dienstag erneut klar abwärts, nachdem sie am Vortag vom endgültigen Ausstieg des einstigen Grossaktionärs Harris belastet worden waren. Aber auch die Aktien der Konkurrentin UBS (-1,6%) und des Vermögensverwalters Julius Bär (-0,8%) erlitten klare Kurseinbussen.
Mit Verlusten schlossen ebenfalls die Versicherungsaktien der Swiss Life (-1,6%). Die Analysten von Citigroup erhöhten zwar das Kursziel für die Swiss Life-Aktien, blieben damit aber weiter unter dem derzeitigen Kursniveau und beliessen ihre Anlageempfehlung entsprechend bei "Neutral".
Bei den beiden Pharma-Schwergewichte fielen die Kursrückgänge bei Novartis (-0,2%) am Tag der Generalversammlung des Basler Konzerns deutlich geringer aus als beim Konkurrenten Roche (-1,2%). Leicht im Plus schlossen dagegen die schwergewichtigen Nestlé (+0,2%), die Montag nach einer Analystenabstufung noch über 2 Prozent verloren hatten. Mit Kursgewinnen schlossen im SLI neben Nestlé nur noch die Titel des Bankensoftwarespezialisten Temenos (+0,5%) leicht aufwärts.
Im breiten Markt legten am Dienstag erneut zahlreiche Unternehmen ihre Ergebnisse für das vergangene Jahr vor. Deutlich unter Druck gerieten Bachem (-8,8%) mit Jahreszahlen, die auch noch unter den tiefsten Analystenschätzungen ausfielen. Heftige Verluste gab es auch für Ascom (-6,2%). Das auf spitalinterne Kommunikation spezialisierte Technologieunternehmen hatte zwar bereits zahlreiche Eckdaten veröffentlicht. Negativ bewertet wurden etwa aber die Angaben zum Cash Flow.
Leicht fester schlossen die Lindt&Sprüngli-PS (+0,2%), nachdem der Schokoladekonzern einen Gewinnanstieg für das vergangene Jahr vermelden konnte. Positiv aufgenommen wurden auch die Jahresergebnisse des Reisedetailhändlers Dufry (+2,2%), der in die schwarzen Zahlen zurückkehrte und sich nun auf die Integration der italienischen Autogrill fokussiert.
(AWP)