Saisonal gesehen ist der Herbstmonat Strategen zufolge durchaus eine gute Zeit, um Aktien zu kaufen. «Der Börsenmonat ist jedoch auch bekannt für seine Crashs und Paniken wie der Bankenpanik von 1907, der Weltwirtschaftskrise 1929 und dem Schwarzen Montag von 1987», warnt Konstantin Oldenburger, Marktanalyst von CMC Markets.

Der Leitindex Dow Jones Industrial schloss am Freitag mit minus 0,47 Prozent auf 33 507,50 Punkten. Auf Wochensicht bedeutet dies ein Minus von 1,3 Prozent und für den Monat September eines von 3,5 Prozent. Auch die Quartalsbilanz ist negativ.

Der Swiss Market Index verlor im September 1,5 Prozent, der deutsche Dax 3 Prozent.

Die Chance auf eine Jahresendrally sei aber weiter vorhanden, sagt Sven Streibel, Chef-Aktienstratege der DZ Bank. «Wir sehen in der jüngsten Misere aber nur eine gewöhnliche Korrektur nach einem unerwartet erfolgreichen Börsenjahr.»

Eine echte Panik wie beim Bankenbeben im März gebe es nicht, wenn auch die Krisenherde Energie, Zinsen und China die Anlegerstimmung auf ein neues Tief gedrückt hätten. «Der ökonomische Meltdown ist bisher ausgeblieben und die Resilienz der Unternehmensgewinne in den Blue Chip Indizes wird immer noch verdrängt», sagt Streibel. «Wir sehen deshalb weiterhin gute Gründe, investiert zu bleiben und nicht zu verkaufen.»

US-Arbeitsmarktbericht am Mittwoch im Fokus

Ob die Börsenpessimisten in der neuen Woche den Rückzug antreten oder doch ein Crashmonat startet, dürften also unter anderem die anstehenden Wirtschaftsdaten entscheiden. Am Montag werden zunächst Einkaufsmanagerindizes für die Industrie in der Euro-Zone und USA veröffentlicht, zwei Tage danach folgen die Barometer für den Dienstleistungssektor. Am Dienstag stehen Daten zu den offenen Stellen aus den USA im August und zur türkischen Inflation an.

Der US-Arbeitsmarktbericht des privaten Dienstleisters ADP am Mittwoch wirft ein Schlaglicht auf den offiziellen Arbeitsmarktbericht am Freitag, den Börsianer mit besonderer Spannung erwarten. Eine Abkühlung der Wirtschaft und eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten könnten eine weitere Zinserhöhung der Fed unnötig machen, prognostizieren die Strategen von Julius Bär. «In Anbetracht der Entschlossenheit der Fed, die Zinsen länger hoch zu belassen, verschieben wir jedoch den Zeitpunkt der von uns prognostizierten ersten Zinssenkung auf September 2024 nach hinten.»

Ein Regierungsstillstand in den USA könnte die Datenveröffentlichungen in der neuen Woche allerdings verzögern und die Börsen durcheinander wirbeln. Wenn der US-Kongress sich nicht bis zu einer bestimmten Uhrzeit an einem gewissen Tag – dieses Mal am Samstag um Mitternacht (Ortszeit; 06.00 Uhr MESZ am Sonntag) – auf ein Haushaltsgesetz einigt, kann die Regierung ihre Angestellten nicht bezahlen und muss Dienste einstellen.

Das könnte Anleger verunsichern und zu höheren Kursschwankungen führen. Im Repräsentantenhaus blockiert eine vergleichsweise kleine Gruppe erzkonservativer Republikaner die Finanzierung des Bundes ab Anfang Oktober und widersetzt sich damit auch der eigenen Parteiführung. Eine Einigung ist noch nicht in Sicht.

In China schwelt die Immobilienkrise

Auch der Blick nach Fernost bleibt für Investoren nervenaufreibend: in China schwelt die Immobilienkrise, in deren Zentrum der hochverschuldete Bauträger China Evergrande steht. Wegen möglicher Straftaten hatten chinesische Behörden Ermittlungen gegen den Chef und Gründer des angeschlagenen Immobilienkonzerns aufgenommen.

Der Handel mit den Aktien des Unternehmens wurde am Donnerstag ausgesetzt, nachdem dieser erst Ende August nach einer 17-monatigen Aussetzung wieder aufgenommen worden war. Auf etwaige neue Entwicklungen könnten Anleger in China aber erst in der Woche darauf reagieren, da die Aktienmärkte feiertagsbedingt bis zum 6. Oktober geschlossen bleiben.

(Reuters/cash)