Vor zwei bis drei Jahren stand die Werkzeugmaschinenbranche hierzulande schwer unter Druck. Während vergleichbare Unternehmen etwa in Deutschland florierten, litten die Schweizer Unternehmen deutlich, nicht zuletzt wegen des starken Frankens. Inzwischen ist die Branche wieder auf die Beine gekommen.

Sowohl Tornos, Mikron wie Starrag stellen Werkzeugmaschinen her. Sie beliefern Kunden in einem schwierigen Markt und mussten in den vergangenen Jahren das Geschäft neu in Gang bringen. Alle drei haben sie auch einen bedeutenden Grossaktionär. Der Industrieinvestor Walter Fust hält 46 Prozent an Tornos und 54 Prozent an Starrag, während Mikron zu knapp 42 Prozent im Besitz der Ammann-Group beziehungsweise der Familie von Bundesrat Johann Schneider-Ammann ist. Bei Mikron ist mit 10 Prozent auch der aktivistische Fonds Veraison beteiligt, der jüngst mit seinem Einstieg bei Rieter von sich reden machte.

Wie sich bei Tornos zeigt, konnte eine Firma auch am Aktienmarkt massiv punkten. Der Drehmaschinenhersteller aus Moutier BE (künftig JU) führt mit einem Kursgewinn von 83 Prozent trotz eines Kursrückgangs seit April den SPI immer noch an. Bei Mikron und Starrag haben sich die Kurse bisher verhaltener entwickelt – was per so noch nichts Negatives heissen muss.

Die Kursverläufe von Tornos (rot), Mikron (grün) und Starrag (blau) in den letzten zwölf Monaten (Grafik: cash.ch)

Heisst es nun zukaufen, beobachten oder doch die Finger von den drei Aktien lassen? Eines steht vorab fest: Wer Aktien aus der Werkzeugmaschinenbranche anschaut, wird kaum auf Dividendenrenditen aus sein. Diese sind in diesem Segment generell tief. Mehr interessiert die Frage, ob es sich um Wachstumsgeschichten handelt. Der Vergleich sieht folgendermassen aus:

Tornos

Tornos baut Maschinen, auf denen Metallteile gedreht werden. Eingesetzt werden diese im Autobau und der Uhrenindustrie, aber auch bei Medizinaltechnikern oder bei der Fertigung elektronischer Geräte. Das frühere Krisenunternehmen Tornos hatte dank Kostensenkungen, einer konsequenteren Ausrichtung auf Schwellenlandmärkte und nicht zuletzt dank der Abschwächung des Frankens an der Börse lange einen ausserordentlich einen guten Lauf.

Die Aktie ist heute dreimal so viel wert wie im November 2016, auch wenn sich seit dem vergangenen April ein Kursrutsch von 30 Prozent erreignet hat. Dabei ist die Aktie relativ günstig bewertet. Die Bank Vontobel schätzt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für das laufende Jahr auf 17. Das Unternehmen findet derzeit ziemliche Beachtung. Bestätigt wurde das positive operative Bild zuletzt von einem guten Halbjahresergebnis.

Mikron

Die Fertigungstechnolgie und die Anlagen von Mikron gelten als hervorragend. Auch dieses Unternehmen beliefert verschiedene Industrien, darunter Pharma, Autobau, Medizinaltechnik und Elektronikindustrie. Das Problem dieses Unternehmens ist, dass es keine grossen Stückzahlen herstellt und teils gar Einzelanfertigungen macht.

Eine höhere Marge zu erzielen, ist dabei schwierig: Mikron erreichte gerade einmal 3,4 Prozent Ebit-Marge, will aber 6 bis 8 Prozent erreichen. Zumindest beim Umsatz, Auftragseingang und beim Gewinn hat Mikron im ersten Halbjahr 2018 deutlich zugelegt. Innerhalb von zwölf Monaten ist der Aktienkurs (endlich) um fast die Hälfte in die Höhe gegangen. Das laut Bank Vontobel bei 22 liegende KGV ist allerdings schon relativ hoch.

Starrag

Bei Starrag geht nur ein kleiner Teil der Produkte in die Autoindustrie, dafür befinden sich die wichtigen Abnehmer vor allem im Flugzeugbau, der Energieversorgung sowie der Transporttechnik. Doch auch Starrag hat das Problem, nicht in grossen Stückzahlen zu produzieren. Stattdessen werden eher komplexe Systeme in kleiner Zahl gefertigt. Mit einer Betriebsmarge von 3,5 Prozent ist die Profitabilität wie bei Mikron eine Herausforderung. Zudem ist im ersten Halbjahr 2018 der Umsatz zurückgegangen, die Prognose wurde gesenkt.

Der Aktienkurs bei Starrag hat sich per Saldo in den letzten zwölf Monaten fast nicht bewegt. Zwei Jahre zurückbetrachtet ergibt sich immerhin ein Kursplus von 34 Prozent. Mit einem geschätzten KGV von 21 ist der Titel aber trotzdem nicht ganz billig.

«Tornos macht alles richtig»

Bei Mikron und Starrag ist die Wachstumsstory wenn, dann erst im Entstehen. Beide Firmen verfügen über gute Produkte, müssen ihre Profitabilität aber deutlich verbessern. Umsatz- und Gewinnsteigerungen hinterlassen bei Mikron ein optimistischeres Bild als bei Starrag. Zumal Mikron davon profitieren könnte, wenn die Firma eine Immobilie in Nidau BE gewinnbringend entwickeln kann. Zum Kauf bietet sich Starrag nicht an, und bei Mikron muss sich der positive Eindruck noch verfestigen, bis an einen Einstieg gedacht werden kann.

Bleibt Tornos. Hier hat sich die Wachstumsstory schon gezeigt. "Tornos hat alles richtig gemacht. Die Maschinenpalette wurde erneuert, was bei den Kunden gut ankommt. Es lassen sich hohe Stückzahlen verkaufen", sagt Robin Seydoux vom Analyseunternehmen Research Partners in Zürich. Aber auch wenn der Kursrückgang seit April neue Einstiegsfantasien wecken könnte: "Von diesem Erfolg ist schon viel in der Aktie eingepreist“, sagt Sedoux. Sein Kursziel liegt bei 12 Franken – derzeit kostet der Tornos-Titel 10,85 Franken. Die Ebit-Marge könne von derzeit 6,6 Prozent mittelfristig auf 8 Prozent gesteigert werden.

Das Problem bei stark performenden Aktien wie Tornos ist, dass sie schnell Opfer ihres eigenen Erfolges werden können. Dies geschieht dann, wenn Erwartungen nicht mehr erfüllt werden. Mit 75 Prozent Umsatzanteil in Europa stellen eine konjunkturelle Abkühlung der Eurozone wie auch ein wieder stärkerer Franken Risiken dar. Auch die geringe Grösse von Tornos ist ein gewisses Problem.

Doch während Starrag und Mikron noch mit Vorsicht betrachtet werden müssen, lohnt es sich defintiv, Tornos weiter zu beobachten. Operativ hat Tornos in der Zwischenzeit eine beeindruckende Position erreicht. Mit den aktuellen Finanzmarktunsicherheiten könnte der Kurs noch weiter sinken, und mit der Zeit den Einstieg wirklich attraktiv machen.