Die Aktie von ABB steigt am Dienstag knapp über 37 Franken - das ist der höchste Stand seit Juli 2000. In diesem Jahr hat die Aktie schon rund 30 Prozent zugelegt. Das Plus resultiert dabei fast ausschliesslich aus dem steilen Anstieg der Aktie seit Mitte Oktober.

Bereits am Montag erreichte die ABB-Aktie mit einem Tagesplus von 3 Prozent knapp die Marke von 37 Franken, nachdem Analysten der US-Grossbank Citigroup den Titel von von "Neutral" auf "Kaufen" hochgestuft hatten mit einem neuen Kursziel von 42 Franken.

Die Bank stellt in ihrer Analyse ein schnelleres Gewinnwachstum bei ABB und "eine ungerechtfertigte Bewertungslücke" im Vergleich zum Hauptkonkurrenten Schneider Electric fest. Ein neuer Aktienrückkauf im Wert von 2 bis 3 Milliarden US-Dollar wird bis 2026 zudem als "wahrscheinlich" angesehen.

Ironischerweise steigen die ABB-Aktien seit dem Folgetag der Bekanntgabe der Drittquartalszahlen 2023 steil an. Die Zahlen vom 18. Oktober selber, die im Rahmen der Erwartungen ausgefallen waren, kamen im Markt noch nicht gut an, der Titel fiel über 5 Prozent. Doch seither und insbesondere auch nach dem Investorentag von Ende November geht es aufwärts.

Die neuen Finanzziele von ABB seien konsistent, ehrgeiziger als zuvor und von Zuversicht geprägt, beurteilte Bernd Laux, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank, die Zahlen damals gegenüber cash.ch (zum Artikel geht es hier). Der Konzern habe zuletzt aufgrund der Margenverbesserung eine gute Basis geschaffen, um von dort profitabel weiter zu wachsen.

Mit Rosengren kam die Wende

So richtig aufwärts geht es mit der ABB-Aktie erst seit der Corona-Krise. Zuvor, zwischen 2009 und 2019, wurde die der Titel lange als "20-Franken-Aktie" belächelt, weil er ständig um diese Marke herumdümpelte. Investoren waren mit dem Ulrich Spiesshofer, ABB-Chef von 2013 bis 2019, zunehmend unzufrieden.

Seit Björn Rosengren im März 2020 das Amt übernommen hat, ist der Aktienkurs weit mehr als das Doppelte gestiegen. Der Umbau des Unternehmens mit Fokussierung auf Elektrifizierung und Automatisierung ist aus Rosenbergs Sicht nun abgeschlossen.

Die Erfolgsgeschichte mit dem 64-jährigen Rosengren ist zugleich eine Gefahr für die Aktie. Denn womöglich schon im nächsten Jahr könnte ABB Änderungen an der Konzernspitze verkünden - und je nach Nachfolgelösung könnte dies Unsicherheiten am Markt auslösen.

Nicht alle Beobachter sehen eine baldigen Abgang Rosengrens: «Wir vermuten, dass ABBs CEO Björn Rosengren seine Aufgabe bei ABB noch nicht ganz erfüllt sieht und noch weitere Ziele erreichen möchte”, sagte Laux von der ZKB zu cash. Dennoch wären er überrascht, wenn ABB eine Nachfolgelösung für die CEO-Position nicht bereits vorbereiten würde.

Daniel Hügli
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