Die Nestlé-Valoren legen im Wochenvergleich um 7,7 Prozent auf 83,40 Franken zu, während der Swiss Market Index (SMI) auf die gleiche Frist um 2,5 Prozent vorrückte. Nestlé hat am Donnerstag seinen Jahresabschluss präsentiert, der bei Investierenden auf Anklang stiess. Die Befürchtungen, die Talsohle sei noch nicht erreicht, wurden vorerst zerstreut.

Vor allem der Ausblick stimmte einige Analysten zuversichtlich. Dem Barclays-Analyst Warren Ackerman, welcher die Aktie mit «Equalweight» und einem Kursziel von 90 Franken einstuft, gefällt die Aussage von Nestlé, dass der Nahrungsmittelkonzern das Wort «moderater» Rückgang im Jahr 2025 fallen gelassen und die schlechter abschneidenden Geschäftsbereiche näher beschrieben hat. Für ein Kauf-Rating reicht es nicht, da es nur «bescheidene Übertreffungen» bei Wachstum, Marge, Gewinn pro Aktie und freiem Cashflow im Geschäftsjahr 2024 gegeben habe.

Für Patrik Schwendimann von der Zürcher Kantonalbank, welcher die Aktie mit «Übergewichten» einstuft, dürfte die Nestlé-Aktie nach dem Kursanstieg von 12 Prozent seit Jahresbeginn kurzfristig eine Kurspause einlegen. Die tiefen Markterwartungen lassen jedoch aus Sicht des ZKB-Experten weitere positive Überraschungen zu, was zusätzlichen Kursaufwind ermöglichen würde. «Auf Jahressicht trauen wir ein Kursniveau von 90 bis 94 Franken je Aktie zu, was inklusive der Dividende einer Performance von 11 bis 16 Prozent entsprechen würde.» Den fairen Wert sieht Schwendimann aufgrund der diskontierten Cashflow-Berechnung bei 104 Franken.

Es bleibt viel Arbeit zu erledigen

So positiv die erste Reaktion der Börse ausfiel: Es zeigen sich nicht alle Analysten überzeugt. UBS-Analyst Guillaume Delmas nimmt nach der Präsentation der Jahreszahlen keine Änderungen an seiner Schätzung vor und bleibt bei «Neutral» mit einem Kursziel von 83 Franken. Positiv sei, dass Nestlé Zahlen für das vierte Quartal und das Geschäftsjahr 2024 meldete, welche die Markterwartungen bei allen wichtigen Kennzahlen erfüllten oder leicht übertrafen. Das sei das erste Mal seit über einem Jahr, so der UBS-Experte.

Der Ausblick des Konzerns für 2025 stimmte auch mit den wichtigsten Botschaften überein, die das Unternehmen am Kapitalmarkttag im November letzten Jahres übermittelte. Die Veröffentlichung der Jahreszahlen scheint somit offiziell das Ende des langen Gewinnherabstufungszyklus von Nestlé zu markieren.

Trotzdem bleibt der UBS-Analyst vorsichtig. «Wir möchten jedoch anmerken, dass das reale interne Wachstum (RIG oder Real Internal Growth), welches den Volumen- und den Umsatzmix darstellt, im vierten Quartal schwach blieb - abgesehen von den starken Preisen im Süsswarenbereich und der Erholung von Nestlé Health Science.»

Darüber hinaus warnte Nestlé, dass aufgrund einiger nachteiliger Kalendereffekte im ersten Quartal - ein Handelstag weniger und spätere Ostern, einer anhaltend schwachen Verbrauchernachfrage und des langsamen und allmählichen Nutzens der neuen Massnahmen des Konzerns keine plötzlichen Verbesserungen zu erwarten seien. «Alles in allem sehen wir angesichts des Fehlens bedeutender Upgrades und greifbarer Anzeichen einer Beschleunigung des Kategorie-Wachstums in den nächsten sechs Monaten nur begrenzten Spielraum für eine wesentliche Neubewertung und würden uns daher vorerst lieber zurückhalten», so das Fazit des UBS-Experten Delmas. 

Der Pessimist bleibt standhaft

David Hayes von der US-Investmentbank Jefferies vermag bei Nestlé auch nach dem gestrigen Tag wenig Positives abzugewinnen und hält an seiner Einschätzung «Underperform» mit einem Kursziel von 78,78 Franken fest. Die Konsensschätzung werde für 2025 wahrscheinlich unverändert bleiben, so die Begründung. Der Jefferies-Analyst sieht zudem ein Glaubwürdigkeitsproblem beim Kosteneinsparungsprogramm, da die in Aussicht gestellten Einsparungen schwierig zu erreichen sein dürften.

Thomas Daniel Marti
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