Die Zimmer-Vermittlungsplattform Airbnb hat bei ihrem Börsengang ihren Wert mehr als verdoppelt und zeitweise die Schwelle bei 100 Milliarden Dollar überschritten. Die Aktien gingen am Donnerstag mit 146 Dollar in den Handel - der Ausgabepreis lag mit 68 Dollar bei weniger als der Hälfte. In der Spitze stiegen sie auf 165 Dollar, das entspricht einem Kursanstieg um 142,6 Prozent. Es ist der größte Börsengang eines US-Unternehmens in diesem Jahr. Das Kurs-Feuerwerk lässt die Kassen bei den Gründern Brian Chesky, Nathan Blecharczyk und Joseph Gebbia sowie bei den Geldgebern klingeln.

Schon im Vorfeld war der Ausgabepreis deutlich angehoben worden - ursprünglich hatte Airbnb lediglich einen Preis von 44 bis 50 Dollar anvisiert. Das spiegelt die Erholung des Unternehmens wider, das stark von der Corona-Pandemie betroffen war. Beim Marktwert liegt Airbnb inzwischen über dem Hotel-Buchungsdienst Booking Holdings oder der Hotelkette Marriot.

Nach dem Ausbruch der Krise, die einen drastischen Rückgang der Buchungszahlen und unzählige Stornierungen zur Folge hatte, war die Bewertung von Airbnb bei der letzen Finanzierungsrunde im April auf 18 Milliarden Dollar gefallen. Auch aktuell leidet das Unternehmen aus San Francisco unter Reisebeschränkungen und Hygienevorgaben, kommt aber besser durch die Krise als zunächst erwartet, da Menschen - wenn sie derzeit reisen - gerne auf Privatunterkünfte zurückgreifen, um weniger Kontakte zu haben. Dazu kommt, dass viele Pandemie-Flüchtlinge aus der Stadt sich Rückzugsorte auf dem Land gebucht haben. 2017 war Airbnb noch mit 31 Milliarden Dollar bewertet worden.

Insidern zufolge schaut der Konzern seit Ausbruch der Pandemie genau auf die Kosten, hat einen Einstellungsstopp verhängt und das Marketing heruntergefahren. Ziel ist es demnach, dieses Jahr 800 Millionen Dollar einzusparen. Für Analysten überraschend erzielte Airbnb im dritten Quartal einen Gewinn von fast 220 Millionen Dollar und damit nur etwas weniger als im Vorjahreszeitraum.

Airbnb wurde 2008 gegründet, ursprünglich als Website, über die Zimmer während Konferenzen gebucht werden konnten. Zu den wichtigsten Geldgebern gehören die Startup-Investoren Sequoia Capital und Andreessen Horowitz, der Schauspieler Ashton Kutcher, die Beteiligungsgesellschaften General Atlantic, TPG und Hillhouse sowie die Fondsgesellschaften Vanguard und Fidelity.

Airbnb profitiert von den stark gestiegenen Kursen am Finanzmarkt: Alle wichtigen Indizes markierten zuletzt Rekordwerte. Auch für andere Börsenaspiranten war 2020 ein Erfolg. Unter anderem schafften das Musiklabel Warner Music Group, die Datenanalyse-Firma Palantir oder der Datenanbieter Snowflake die Erstnotiz. Erst am Mittwoch wagte sich der Essenslieferdienst DoorDash an die Börse und erzielte dabei eine Bewertung, die viermal so hoch war wie bei der Finanzierungsrunde vor einem halben Jahr. 

(Reuters)