Für das vierte Quartal erwarten die von AWP befragten Analysten im Konsens beim Industriekonzern ABB einen Auftragseingang von 7,564 Milliarden Dollar, einen Umsatz von 8,028 Milliarden Dollar sowie einen operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 1,322 Milliarden Dollar. Die Marge soll von 14,8 auf 16,6 Prozent steigen und der Reingewinn bei 863 Millionen zu stehen kommen. Zudem wird eine Dividendenerhöhung von 0,82 auf 0,92 Franken erwartet. 

Liegen die Analysten mit ihren Schätzungen richtig, dürfte ABB im vierten Quartal ein robustes organisches Umsatzwachstum erreicht haben - leicht negativ beeinflusst von negativen Währungs- und Konsolidierungseffekten. 

Die ABB-Valoren haben sich seit Jahresbeginn kaum verändert und hinken damit dem leicht positiven Gesamtmarkt etwas hinterher. Im Vorjahr resultierte indes eine starke Jahresperformance von über 30 Prozent. Die Aktie hatte Mitte Dezember ein 23-Jahres-Hoch erreicht, ist seither aber zurückgefallen. 

Aufgrund der nachlassenden Nachfrage im kurzfristigen Geschäft und dem schwachen Bausektor dürfte der Auftragseingang hingegen lediglich gehalten oder etwas tiefer ausfallen als im Vorjahr, nicht zuletzt wegen der hohen Vergleichsbasis aus dem vierten Quartal 2022. Auch die Nachfrage im Bereich Automation und Robotik dürfte demnach weiter eher gedämpft gewesen sein. 

Die Profitabilität, also die operative Gewinnmarge, sollte ABB gemäss den Schätzungen um über ein Prozent weiter verbessert haben.

Für 2023 hatte ABB die Prognosen vom vergangenen Sommer Mitte Oktober etwas präzisiert mit leichter Tendenz nach oben. So wurde mit einem Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis im tiefen Zehner-Prozentbereich gerechnet, nachdem zuvor von einem Umsatzplus von "mindestens 10 Prozent" die Rede war. Die EBITDA-Marge soll dabei im Bereich von 16,5 Prozent bis 17,0 Prozent zu liegen kommen. Hier war die frühere Sprachregelung "mehr als 16 Prozent". Weiter erwartet ABB für 2023 einen freien Cashflow von "rund 3 Milliarden USD oder etwas mehr".

Ehrgeizige Ziele am Investorentag kommuniziert

An einem Investorentag von Ende November formulierte ABB dann neue Mittelfristziele: Künftig will ABB auf vergleichbarer Basis jährlich um "5 bis 7 Prozent über den Konjunkturzyklus" wachsen. Darüber hinaus sollen Akquisitionen wie bisher 1 bis 2 Prozent zum Wachstum beisteuern. Insgesamt soll so ein Umsatzplus von jährlich zwischen 6 und 9 Prozent erreicht werden. 

Für die operative Gewinnmarge (EBITDA) wird künftig ein Wert zwischen 16 und 19 Prozent angestrebt. Davor galt eine Zielvorgabe von "mindestens 15 Prozent" ab dem Jahr 2023. Ausserdem wurde das jährliche Ziel für die Kapitalrendite (ROCE) auf "über 18 Prozent" aktualisiert, von zuvor 15 bis 20 Prozent. Der unverwässerte Gewinn je Aktie soll über die Konjunkturzyklen künftig im "mindestens hohen einstelligen Bereich" zunehmen. 

Ebenfalls bestätigt wurde an jenem Capital Markets Day der strategische Umgang mit den erwirtschafteten Mitteln. Im Vordergrund steht die Finanzierung von organischem Wachstum durch Forschung und Entwicklung sowie Investitionen. Weiterhin soll auch eine über den Zeitverlauf steigende, nachhaltige Dividende ausbezahlt werden.

An nächster Stelle der Prioritätenliste stehen die wertsteigernden Akquisitionen und danach sollen die Mittel gegebenenfalls über Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurückgeführt werden. Investiert werden soll auch weiterhin in die Digitalisierung.

Laut ABB entfielen im Geschäftsjahr 2022 rund 57 Prozent der Aufträge auf Lösungen, die in Zusammenhang mit dem Software- und Digitalangebot standen. Die digitalen Lösungen sollen auch künftig über Ergänzungsakquisitionen gestärkt werden.

(AWP)