Defensive Dividendenaktien werden dafür geschätzt, dass sie Volatilität aus dem Portfolio nehmen und ein regelmässiges Einkommen ermöglichen. Bei Schweizer Aktien werden häufig Roche, Nestlé oder Novartis als Aushängeschilder genannt. In den meisten Fällen ist die Kursentwicklung solcher Aktien moderat.

Vor diesem Hintergrund ist es fast schon erstaunlich, dass der Index S&P Europe 350 Dividend Aristocrats seit Anfang Jahr 18,3 hinzugewonnen hat. Der breite Stoxx 600 steht nur 14,4 Prozent höher. Der Markt widerspiegelt die Erwartung, dass die Unternehmen dank der Wirtschaftserholung in der Zukunft grosszügige Ausschüttungen vornehmen werden.

Der S&P-Index mit seinen 350 Dividendenaristokraten ist das europäische Äquivalent der US-Dividendenaristokraten (cash.ch hat hier über diese berichtet). Es handelt sich um einen Aktienindex europäischer Unternehmen, die seit mindestens zehn aufeinander folgenden die Dividenden jedes Jahr kontinuierlich erhöht haben. Eine starke Dividendenfähigkeit macht diese Unternehmen zumindest auf den ersten Blick zu so etwas wie dem Nonplusultra unter den Qualitätsaktien in Europa.

Acht der 40 Titel stammen aus der Schweiz - neben bereits genannten Titeln von Roche und Novartis sowie Nestlé auch Partners Group, Lindt&Sprüngli, Givaudan, Geberit und Swiss Re. Einzig Grossbritannien ist mit vierzehn Aktien stärker vertreten. Die Zugehörigkeit zur "Dividenden-Aristokratie" und die gute Kursentwicklung repräsentiert indes bloss einen Blick in den Rückspiegel. Genauso wichtig ist es, ob das Unternehmen finanziell gesund ist und dies zukünftig auch bleiben wird.

In der folgenden Tabelle sind die zehn besten und schlechtesten Aktien im S&P Europe 350 Dividend Aristocrats Index seit Anfang Jahr aufgelistet:

Die zehn am besten und wenigsten gut performenden Aktien im S&P Europe 350 Dividend Aristocrats Index seit Anfang Jahr (Quelle: Bloomberg).

Die Nummer eins gemessen an der Kursentwicklung sind die Aktien der britischen Ashtead Group (+66 Prozent). Das auch in den USA und Kanada tätige Unternehmen vermietet Investitionsgüter wie Baugeräte, Pumpen oder Hebebühnen. Die Dividende ist mit 0,75 Prozent hingegen eher dürftig. Und das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist mit 36 für einen frühzyklischen Titel bereits hoch. Die Aktien sind langfristig für eine Korrektur anfällig.

Hinsichtlich der Dividende interessanter ist Partners Group, die beste Schweizer Aktie im Index. Die Ausschüttungsquote beläuft sich trotz einem 39-prozentigen Kursanstieg seit Anfang Jahr auf 1,9 Prozent. Der Vermögensverwalter hat sich während der Pandemie als widerstandsfähig erwiesen und ist gut positioniert, um von der wachsenden Nachfrage der Investoren nach Privatmarktanlagen zu profitieren. Der Titel gehört zunehmend in jedes Portfolio.

Noch vor Roche (+24 Prozent) belegt mit dem Sanitärkonzern Geberit (+31 Prozent) ein weiteres Schweizer Unternehmen einen Spitzenplatz. Auch die Dividende ist mit 1,6 Prozent für eine Industrieaktie ansehnlich. Als Zulieferer bei Bau und Renovationen hat Geberit im vergangenen Jahr stark vom "Stay at Home - Spend at Home"-Trend profitiert. Und das Wachstum sollte weiter anhalten. Die Bewertung der Aktie erscheint aber mit einem KGV von 37 bereits ausgereizt.

Das dänische Unternehmen Novo Nordisk (+28 Prozent) ist auf die Behandlung von Diabetes und Fettleibigkeit spezialisiert und entwickelt auch Medikamente gegen Hämophilie und wachstumshormonbedingte Erkrankungen. Das Unternehmen liefert fast die Hälfte des weltweiten Insulins aus Produktionsstätten in Brasilien, China, Dänemark, Frankreich und den USA. Der Aktienkurs von Novo Nordisk dürfte vom Wiederanlaufen der weltweiten Gesundheitssysteme weiter profitieren. Eine wirkliche Dividendenperle ist der Titel mit einer Ausschüttung von 1,7 Prozent jedoch nicht, vielmehr überzeugt das Wachstumspotenzial.
 
Zwei Verlierer sind nicht nur wegen der hohen Dividende interessant

Der Nahrungsmittelgigant Unilever ist zwar von der Kursentwicklung der Verlierer schlechthin, aber die Dividendenrendite von 3,5 Prozent kann sich sehen lassen. Zudem sind die Aktien mit einem KGV von 24 im Branchenvergleich günstig bewertet - Nestlé hat eines von 27. Die von Bloomberg befragten Analysten sehen im Durchschnitt immerhin ein Aufwärtspotenzial von 6 Prozent. Für einen defensiven Player wie Unilever ein zusätzliches Kaufargument.

Mit Novartis und Swiss Re sind auch zwei Schweizer Titel bei den Verlierern vertreten. Vor allem Novartis könnte für Anlegerinnen und Anleger im zweiten Halbjahr interessant werden. Einerseits ist die Ausschüttungsquote mit 3,6 Prozent ansehnlich. Andererseits dürfte im zweiten Quartal der Pharmakonzern wie der gesamte Sektor von tieferen Vergleichszahlen profitieren.

Der Rückversicherer Swiss Re glänzt zwar mit einer Ausschüttungsquote von knapp 7 Prozent. Und bei den Halbjahreszahlen kann sich der Konzern gegenüber dem Vorjahr, wo ein Verlust resultierte, nur verbessern. Doch vor der Hochphase der Hurrikan-Saison - August bis Oktober - zu kaufen, birgt Kursrisiken. Der Titel gehört auf die Kaufliste für den Spätherbst.

Unter den Verlierern ist mit der deutschen Fresenius Medical Care auch der weltweit führende Anbieter von Dialyseprodukten und Dialysedienstleistungen zur überlebensnotwendigen Versorgung von Menschen mit chronischem und akutem Nierenversagen. Sowohl das Abwärts- als auch das Aufwärtspotenzial sind begrenzt. Doch mit einer Dividende von 1,9 Prozent bleibt der Titel eine zweite Wahl.

Wer das Risiko von Einzelaktien nicht eingehen will, bietet sich auch der Kauf eines ETF (Exchange Traded Fund) an. Eine Möglichkeit hierzu ist der "SPDR S&P Euro Dividend Aristocrats UCITS ETF". Auf globaler Ebene empfiehlt sich der "SPDR S&P Global Dividend Aristocrats UCITS ETF", wobei dort die Aufnahmekriterien auf den ersten Blick weniger restriktiv sind: Ein Unternehmen muss die Dividenden für mindestens 10 aufeinanderfolgende Jahre erhöhen oder beibehalten, aber gleichzeitig eine positive Eigenkapitalrendite und einen positiven Cashflow aus der Geschäftstätigkeit aufweisen.

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