Im Vorfeld der Veröffentlichung der ersten Quartalsergebnisse der UBS seit der Übernahme der Credit Suisse im Rahmen einer beispiellosen Rettungsaktion können sich die Anleger der UBS auf eine Fülle von Superlativen und Dramen einstellen. Fünf Monate nach der Zustimmung zu dem Deal wird Chief Executive Officer Sergio Ermotti voraussichtlich am Donnerstag über einen der grössten Buchgewinne berichten, den eine Bank je eingefahren hat, sowie über mögliche Abschreibungen auf Bilanzpositionen und Details zur Zukunft von Tausenden von Arbeitsplätzen.
Wichtiger als die Zahlen werden die Fortschritte bei der Integration der Credit Suisse sein, insbesondere im Hinblick auf das Wealth-Management-Geschäft und die Zukunft der Schweizer Einheit. Die Anleger werden Ermottis Kommentare auch nach neuen Hinweisen auf seine strategische Vision für die UBS auswerten.
Als UBS-Veteran, der in seiner ersten Amtszeit als CEO die Bank nach dem Beinahe-Zusammenbruch in der Finanzkrise zu einem Vorzeigeunternehmen im Vermögensverwaltungsgeschäft gemacht hat, ist sich Ermotti der politischen Sensibilitäten im Zusammenhang mit der Übernahme der Credit Suisse sehr bewusst. Überraschend beschloss die UBS in diesem Monat, freiwillig auf ein Sicherheitsnetz zu verzichten, das als Teil des Kaufs ausgehandelt worden war, einschliesslich einer staatlichen Absicherung in Höhe von 9 Milliarden Franken.
Diese Entscheidung verringert das Potenzial für politische Irritationen und öffentlichen Ärger, wenn die UBS wie angekündigt nach der Übernahme der Credit Suisse einen massiven Gewinn ausweisen wird, während sie gleichzeitig Zehntausende von Arbeitsplätzen abbaut. Analysten erwarten für den Konzern einen Quartalsgewinn von etwa 34 Milliarden Dollar. Treiber ist ein Buchgewinn («Badwill») aus der Transaktion, denn der Kaufpreis entsprach nur einem Bruchteil des Credit-Suisse-Eigenkapitals.
Der Buchgewinn wird somit zu einem der höchsten Bankgewinne aller Zeiten führen und könnte den Gewinn von JPMorgan Chase in Höhe von 14,3 Milliarden Dollar im ersten Quartal 2021 übertreffen. Der Verzicht auf die Staatsgarantien könnte es der UBS auch erleichtern, das Schweizer Geschäft der Credit Suisse zu integrieren. Das ist umstritten, weil es ihre dominante Stellung im Inland weiter stärken würde.
Die UBS hatte lange signalisiert, dass sie die inländische Sparte behalten möchte, aber die Wahlen in der Schweiz im Oktober hatten die Geschäftsleitung gezwungen, das Vorhaben herunterzuspielen. Erwartet wird, dass der Konzern das Inlandsgeschäft der Credit Suisse vollständig integriert, sich von der Marke dabei aber komplett verabschiedet. Details dazu, wie dies praktisch aussehen könnte, dürfte es bereits am Donnerstag geben.
Die Entscheidung betrifft nicht nur die reibungslose Übertragung von Millionen von Privatkundenkonten, sondern auch Tausende von Arbeitsplätzen. Etwa 30 Prozent der Mitarbeiter der Grossbank sind in der Schweiz beschäftigt, allerdings sind in dieser Zahl auch Mitarbeiter eingeschlossen, die für Konzernfunktionen oder im Wealth- und Asset Management tätig sind. Weltweit werden voraussichtlich rund 35'000 Stellen abgebaut, die meisten davon bei der Credit Suisse.
Drei Abbaurunden beim Personal
Wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten, wurden die Mitarbeiter bereits darauf hingewiesen, dass sie in diesem Jahr mit drei Abbaurunden rechnen müssen, von denen zwei vorläufig für September und Oktober geplant sind. Ermotti sagte im Juni, dass seit der Übernahme bereits 10 Prozent der Mitarbeiter der Credit Suisse die Bank verlassen haben. Die UBS-Führungskräfte schätzten schon früh, dass sie Kosten in Höhe von 8 Milliarden Dollar einsparen könnten, wovon rund 6 Milliarden Dollar auf den Abbau von Personal und etwa 2 Milliarden Dollar auf die IT und andere Infrastruktur entfallen würden. Am Donnerstag könnten detailliertere Zahlen darüber vorgelegt werden, wie viel die Integration kosten wird und wie viel sie letztlich bringt.
Ein Bereich, in dem die UBS versucht hat, die Banker der Credit Suisse zu halten, ist das Wealth Management. Durch die Zusammenlegung der beiden Private-Banking- und Asset-Management-Bereiche könnte UBS die Marke von 5 Billionen Dollar an verwalteten Vermögen für vermögende Privatkunden und institutionelle Anleger überschreiten. Allerdings nur, wenn es der UBS gelingt, die Abflüsse bei der Credit Suisse einzudämmen, die seit der Panik im März, die den Zusammenschluss ausgelöst hat, anhalten.
Die Credit Suisse meldete für das erste Quartal Abflüsse von Vermögen in Höhe von 61 Milliarden Franken und einen Rückgang der Kundeneinlagen um 67 Milliarden Franken. Für das zweite Quartal werden weitere Abflüsse in Milliardenhöhe erwartet, sagten mit der Sache vertraute Personen. Die Zahlen könnten schwer zu entschlüsseln sein, da die UBS beabsichtige, die Abflüsse für die Credit Suisse zu konsolidieren und nicht nach Geschäftsbereichen aufzuschlüsseln, hiess es.
In der Region Asien-Pazifik plant die UBS den Ausstieg aus Darlehen in Milliardenhöhe, die an vermögende Kunden der Credit Suisse vergeben wurden. Dabei handelt es sich grösstenteils um strukturierte Kredite, die komplexer und mit einem höheren Risiko behaftet sind, als es der UBS lieb ist.
Die Quartalszahlen am Donnerstag dürften den vollständigen Umfang des Kreditabbaus belegen. Im Fokus steht dabei auch ein Portfolio von “schwer zu bewertenden”, illiquiden Wertpapieren wie Derivaten mit langen Laufzeiten sowie Swaps. Auch werden genauere Angaben erwartet zum Umfang von Handelspositionen oder Finanzierungen, für die sich die Investmentbank der Credit Suisse verpflichtet hat und die mehr Kapital erfordern, als UBS bereit ist, zur Verfügung zu stellen. Möglicherweise muss die Bank auch ihr Engagement bei Kreditgeschäften überprüfen, bei denen beide Banken als Underwriter fungierten, als sie noch Konkurrenten waren.
(Bloomberg)
2 Kommentare
Verschenkt wurde die CS! Notabene mit Staatsgsrantie! Morgen hören wir ein Wehklagen ohne zu leiden resp. sich hinter vorgehaltener Hand in's Fäustchen lachend! Ein Armutszeugnis für dieses Land inkl. seiner politischen Führung!
Ich bin überzeugt, dass die UBS den verabschiedeten Mitarbeitern menschenwürdige Abgangsentschädigungen und HILFE bieten wird.
Ich hoffe, dass sich die Politik ausnahmsweise nicht einmischt, und dies möge nicht wishful thinking sein!
Ralph