Doch bei genauerer Betrachtung überrascht, wie viele US-Titel 2021 einen schlechten Lauf hatten. Das Finanzportal marketwatch.com hat 94 in der USA gelistete Large-Caps ausgemacht, die sich in einem Bärenmarkt befinden. Diese sind um mindestens 20 Prozent gegenüber ihren Intraday-Hochs von 2021 gefallen.
Dass sich der S&P 500 trotz vieler schlecht laufender Aktien so stark zeigte, liegt hauptsächlich an seiner Zusammensetzung. Die Gewichtung eines einzelnen Titels erfolgt durch die Marktkapitalisierung. Dadurch erhalten allein Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet und Tesla zusammen ein Gewicht von 23 Prozent im Index. Alle ausser Amazon haben dieses Jahr über 30 Prozent zulegen können und den Index wesentlich nach oben gedrückt. Für Schweizer Anleger ist dieses Phänomen nichts neues, bestimmen doch Roche, Novartis und Nestlé stark die Performance des Swiss Market Index (SMI).
Analysten sehen bei den Losern Potenzial
Doch sind die diesjährigen Loser an der US-Börse alles tatsächliche Nieten? Nicht, wenn es nach den Analysten geht. Für 30 der 94 Titel haben Analysten ein "Buy"-Rating in der absoluten Mehrheit von mindestens zwei Dritteln stehen. Die untenstehende Tabelle ist sortiert nach dem 12-Monats-Aufwärtspotenzial, das sich aus dem Durchschnitt der Analysten-Kursziele ergibt.
Dabei ist augenfällig, wie viele in den USA kotierte chinesische Unternehmen abgestraft wurden: Pinduoduo, Baidu, JD.com oder Trip.com um bis zu 74 Prozent. In China standen Technologiefirmen das ganze Jahr durch unter innenpolitischem Druck - die alles bestimmende Staatspartei will die Macht der grossen IT-Konzerne beschneiden. Und die Spannungen zwischen China und den USA sind auch unter US-Präsident Joe Biden nicht geringer geworden.
Die Bewertungen sind günstig und ein Kauf insbesondere bei Pinduoduo verlockend - der Betreiber E-Commerce-Plattform hat mit 87 Prozent das grösste Aufwärtspotenzial. Und auch beim Suchmaschinenbetreiber Baidu - die Nummer Eins in China - winkt ein Ertragspotenzial von 65 Prozent. Aber die politischen (Kurs-)Risiken werden auch 2022 bestehenbleiben. Ein Einstieg ist daher weiterhin mit grösseren Risiken verbunden.
Titel | Korrektur vom Jahreshoch | Anteil "Buy"-Ratings | Durchschnittliches Kursziel | Aufwärtspotenzial |
Pinduoduo | -74 Prozent | 76 Prozent | 105 Dollar | 87 Prozent |
Baidu | -60 Prozent | 83 Prozent | 232 Dollar | 65 Prozent |
JD.com | -39 Prozent | 94 Prozent | 106 Dollar | 61 Prozent |
MercadoLibre | -35 Prozent | 87 Prozent | 2011 Dollar | 53 Prozent |
Caesars Entertainment | -23 Prozent | 94 Prozent | 137 Dollar | 48 Prozent |
Generac Holdings | -34 Prozent | 77 Prozent | 514 Dollar | 48 Prozent |
Alaska Air Group | -29 Prozent | 93 Prozent | 78 Dollar | 47 Prozent |
PayPal | -39 Prozent | 84 Prozent | 274 Dollar | 44 Prozent |
CrowdStrike | -31 Prozent | 86 Prozent | 292 Dollar | 41 Prozent |
Trip.com | -49 Prozent | 79 Prozent | 33 Dollar | 41 Prozent |
T-Mobile | -21 Prozent | 81 Prozent | 166 Dollar | 40 Prozent |
Enphase Energy | -34 Prozent | 67 Prozent | 261 Dollar | 40 Prozent |
Global Payments | -39 Prozent | 85 Prozent | 188 Dollar | 39 Prozent |
NetEase | -28 Prozent | 97 Prozent | 135 Dollar | 38 Prozent |
Activision Blizzard | -36 Prozent | 71 Prozent | 91 Dollar | 36 Prozent |
Southwest Airlines | -35 Prozent | 78 Prozent | 57 Dollar | 36 Prozent |
Fidelity National Information Services | -30 Prozent | 74 Prozent | 147 Dollar | 34 Prozent |
Match Group | -27 Prozent | 68 Prozent | 175 Dollar | 32 Prozent |
Leidos Holdings | -22 Prozent | 71 Prozent | 115 Dollar | 30 Prozent |
WestRock | -29 Prozent | 67 Prozent | 57 Dollar | 29 Prozent |
Medtronic | -23 Prozent | 85 Prozent | 135 Dollar | 29 Prozent |
Teleflex | -27 Prozent | 75 Prozent | 424 Dollar | 29 Prozent |
Zimmer Biomet Holdings | -29 Prozent | 68 Prozent | 164 Dollar | 28 Prozent |
PTC | -20 Prozent | 71 Prozent | 156 Dollar | 28 Prozent |
Phillips 66 | -22 Prozent | 79 Prozent | 94 Dollar | 26 Prozent |
Boeing | -26 Prozent | 73 Prozent | 260 Dollar | 26 Prozent |
Okta | -24 Prozent | 82 Prozent | 280 Dollar | 25 Prozent |
Walt Disney | -24 Prozent | 70 Prozent | 193 Dollar | 25 Prozent |
Corning | -20 Prozent | 69 Prozent | 44 Dollar | 19 Prozent |
Lamb Weston Holdings | -28 Prozent | 78 Prozent | 73 Dollar | 18 Prozent |
Aus politischer Sicht gefahrlos sind dagegen die US-Titel. Die Aktien des Casionbetreibers Caesars Entertainment sind 23 Prozent und die des Medienunternehmens Walt Disney 24 Prozent tiefer als zu den Höchstständen 2021. Die anhaltende Corona-Pandemie erschwert die Geschäftstätigkeit weiterhin und lastet seit dem November wieder stärker auf der Bewertung. Bei Disney sorgt immerhin das Streaming-Angebot für Fantasie dank weiterhin grossen Wachstumsmöglichkeiten.
Corona mit der raschen Ausbreitung der Omikron-Variante bestimmt ebenso den Kursverlauf der Aktien von Alaska Air Group und Southwest Airlines. Ein Kauf auf dem jetzigen Kursniveau ist aber interessant. Winken mit der "Normalisierung" des Pandemie-Geschehens im Frühling doch wieder ein grösseres Passagieraufkommen und steigende Aktienkurse. Bei Alaska Air Group sehen die Analysten sogar ein Aufwärtspotenzial von 47 Prozent.
Ebenfalls auf die Kaufliste gehört das seit Anfang November stark zurückgekommene CrowdStrike - mit einem Aufwärtspotenzial von 41 Prozent. Das Unternehmen ist in der IT-Sicherheit für Cloud-basierte Systeme tätig und bietet Schutz auf Geräteebene - Laptops, Smartphones, Servers und Sensoren. Das Unternehmen benutzt künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und die Verhaltensanalyse für sein Angriffserkennungssystem und gehört damit zu den Vorreitern in der IT-Sicherheit.
Vorsicht ist hingegen bei Boeing angebracht - die Skepsis gegenüber dem Unternehmen ist in manchen Punkten berechtigt - und manchmal hinken Analysten bei den Änderungen ihrer Kursziele dem Marktgeschehen auch hinterher. Qualitätsmangel haben dem Flugzeugbauer wiederholt zu schaffen gemacht. Und Airbus macht dem US-Konzern zukünftig auch die Vormachtstellung im Frachtbereich streitig. Bei Paypal stellt sich ein ähnliches Problem - darüber kann das Aufwärtspotenzial von 44 Prozent nicht hinwegtäuschen. Der Zahlungsdienstleister muss sich gegen eine stärker werdende Konkurrenz durch Fintechs im Wachstumsmarkt durchsetzen. Ein schwieriges Unterfangen mit ungewissem Ausgang.