Vielen Anlegern ist der Begriff «Dividenden-Aristokrat» bekannt. Ein Unternehmen muss seit mindestens 25 Jahren eine Dividende zahlen, die Ausschüttung jedes Jahr erhöhen und Teil des S&P 500 Index sein - dabei jedoch eine Marktkapitalisierung von mindestens 3 Milliarden Dollar aufweisen.

Die Kriterien für die sogenannten Dividenden-Könige sind noch strenger - und sie stehen sogar über den Aristokraten in der feudalistischen Hackordnung. Diese Unternehmen müssen mindestens ein halbes Jahrhundert - also 50 Jahre - kontinuierlich ihre Ausschüttungen gesteigert haben. In Europa gibt es zwar keine Dividendenkönige, aber der Getränkehersteller Diageo oder der Pharmakonzern Roche haben ihre Dividenden mehr als 30 Jahre hintereinander erhöht.

Die Zugehörigkeit zur Dividenden-Aristokratie repräsentiert zwar nur einen rückwärtsgewandten Blick und garantiert per se nicht, dass ein Unternehmen aktuell finanziell gesund ist und in Zukunft bleiben wird. Dennoch bedeutet eine Mitgliedschaft meist, dass ein Unternehmen sowohl in guten als auch in schlechten wirtschaftlichen Zeiten kontinuierlich Gewinne erwirtschaftet hat.

Während es in den USA 67 Dividenden-Aristokraten gibt, sind es bei den Königen 25. In der unten stehenden Tabelle sind diese nach ihrer Ausschüttungsrendite geordnet. Der Konsumgüterkonzern Kenvue bietet die höchste Rendite, da er im Mai 2023 infolge der Abspaltung des Konsumgütergeschäfts von Johnson & Johnson an die Börse ging - daher wird kein Wert für das durchschnittliche Dividendenwachstum in den letzten fünf Jahren angegeben. Der Aktienkurs hat in diesem Jahr deutlich nachgegeben und liegt weit unter dem IPO-Preis von 22 Dollar.

Kursentwicklung der Aktien von Kenvue.

Das Portfolio von Kenvue umfasst bekannte Marken wie Tylenol, Listerine, Aveeno und Neutrogena. Obwohl das Unternehmen in einer fragmentierten Branche mit starkem Wettbewerb und sich ständig ändernden Verbraucherpräferenzen tätig ist, gehören viele der Marken von Kenvue dank ihrer starken Markenmacht weltweit zu den führenden in ihren jeweiligen Segmenten. Die von Bloomberg erfassten Analysten sehen den Titel, der mit einem vorwärtsgerichteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 moderat bewertet ist, 22 Prozent höher - wobei den acht «Buys», neun «Holds» und ein «Sell» gegenüberstehen.

Abbott Laboratories und Coca-Cola

Neben Kenvue erzielen nur zwei weitere Dividendenkönige eine Rendite von über 4 Prozent, da meist auch die Aktienkurse mit ansteigen. Der Federal Realty Investment Trust (4,3 Prozent) ist ein Immobilienfonds, der in Einkaufszentren im Nordosten der Vereinigten Staaten, den mittelatlantischen Staaten, Kalifornien und Südflorida investiert. Stanley Black & Decker (4,1 Prozent) ist das grösste Werkzeugunternehmen der Welt mit 50 Produktionsstandorten in den USA und mehr als 100 weltweit.

Titel Kursentwicklung seit Jahresbeginn Dividendenrendite Dividendenwachstum (Ø 5 Jahre) Vowärtsgerichtetes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
Kenvue -15 Prozent 4,4 Prozent * 15
Federal Realty Investment Trust -2 Prozent 4,3 Prozent 1,3 Prozent 26
Stanley Black & Decker -19 Prozent 4,1 Prozent 4,2 Prozent 14
AbbVie +7 Prozent 3,7 Prozent 8,3 Prozent 14
Hormel Foods -5 Prozent 3,7 Prozent 7,0 Prozent 18
Kimberly-Clark +14 Prozent 3,5 Prozent 3,4 Prozent 18
Johnson & Johnson -7 Prozent 3,4 Prozent 5,7 Prozent 13
PepsiCo -4 Prozent 3,3 Prozent 6,6 Prozent 19
Archer-Daniels-Midland -14 Prozent 3,2 Prozent 6,8 Prozent 11
Coca-Cola +7 Prozent 3,1 Prozent 3,6 Prozent 21
Target +2 Prozent 3,1 Prozent 11,4 Prozent 14
Genuine Parts -2 Prozent 2,9 Prozent 5,6 Prozent 13
Procter & Gamble +12 Prozent 2,5 Prozent 5,7 Prozent 24
Illinois Tool Works -10 Prozent 2,4 Prozent 7,0 Prozent 22
Lowe's -4 Prozent 2,2 Prozent 18,0 Prozent 16
Colgate-Palmolive +21 Prozent 2,1 Prozent 2,8 Prozent 25
Abbott Laboratories -6 Prozent 2,1 Prozent 12,1 Prozent 20
PPG Industries -16 Prozent 2,1 Prozent 6,3 Prozent 13
Emerson Electric +12 Prozent 1,9 Prozent 1,4 Prozent 18
Becton Dickinson & Co -6 Prozent 1,7 Prozent 4,2 Prozent 16
Nucor -10 Prozent 1,4 Prozent 6,2 Prozent 13
Walmart +30 Prozent 1,2 Prozent 2,6 Prozent 25
Dover +15 Prozent 1,2 Prozent 1,2 Prozent 18
WW Grainger +11 Prozent 0,9 Prozent 6,7 Prozent 21
S&P Global +2 Prozent 0,8 Prozent 11,1 Prozent 28

Quelle: Bloomberg, Stand 3. Juli 2024. * Erst seit Mai 2023 an der Börse gelistet.

In den USA findet man in der Regel beständige Dividendenzahler hauptsächlich in den Bereichen Konsumgüter, Gesundheit und Energieversorgung. Auf der Liste befinden sich gleich drei grosse Unternehmen aus dem Gesundheitssektor: AbbVie, Johnson & Johnson und Abbott Laboratories. Die Analysten sehen mit plus 21 Prozent das grösste Aufwärtspotenzial bei Abbott Laboratories. Das Unternehmen entwickelt und vermarktet Medikamente für kardiovaskuläre (Herz und Gefässe) und neuromodulatorische (Nerven) Krankheitsbilder. Darüber hinaus stellt es auch Medizinprodukte und -geräte her, die im Gesundheitssektor zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel Blutzuckermessgeräte, Säuglingsnahrung sowie Geräte zur Diabetesdiagnose und -versorgung.

Seit über 100 Jahren zahlt Coca-Cola eine Dividende. Seit 1963 hat der weltweit grösste Getränkekonzern die Ausschüttung sogar kontinuierlich erhöht. Neben einer Dividendenrendite von 3,1 Prozent konnten sich Anleger bislang auch über einen beständig steigenden Aktienkurs freuen. Seit Jahresbeginn beträgt das Plus 7 Prozent. Unabhängig von der Inflation konnte Coca-Cola, das sich seit 1989 im Aktienportfolio von Warren Buffett befindet, auch im letzten Jahr seinen Gewinn steigern.

Kursentwicklung der Aktien von Coca-Cola.

Drei Könige mit durchschnittlichem Dividendenwachstum von über 10 Prozent

Unter den Dividendenkönigen sticht Lowe's in einer Hinsicht als Spitzenreiter hervor. Der auf Heimwerker fokussierte Einzelhändler verzeichnete ein Dividendenwachstum von 18 Prozent. Lowe's ist neben Home Depot ein dominanter Player im milliardenschweren US-Heimwerkermarkt. In einer verbessernden Immobilienmarktlage werden für 2025 positive Impulse erwartet. Auch Target und S&P Global weisen ein durchschnittliches Dividendenwachstum von über 10 Prozent in den letzten fünf Jahren auf.

S&P Global ist zudem der einzige Finanzdienstleister, der es in die Liga der Dividendenkönige geschafft hat. Als weltweit führendes Finanzinformations- und Analytikunternehmen besitzt es neben dem S&P 500 und dem Dow Jones zahlreiche weitere Börsenindizes. Bei der Emission von Produkten wie ETF oder Derivaten, die diese Indizes in irgendeiner Art und Weise nachbilden, werden Lizenzgebühren erhoben. Das Segment Ratings für Staaten und Unternehmen ist deutlich weniger abhängig von der allgemeinen Börsenentwicklung. Zusammen mit den Konkurrenten Fitch und Moody’s hat S&P Global den Markt praktisch aufgeteilt.

Kursentwicklung der Aktien von S&P Global.

Ein weiterer grosser Geschäftsbereich des Unternehmens ist die Einheit für Daten und Analyse. Angesichts der Tatsache, dass Daten als das neue Öl betrachtet werden, wird dieses Segment immer wichtiger. Die grössten Wachstumsraten sind dort in den kommenden Jahren zu erwarten. Die Analysten sind mehrheitlich bullish für die Aktie und sehen einen Kursanstieg von 9 Prozent. Insgesamt gibt es 23 Kaufempfehlungen gegenüber zwei «Holds». In den letzten fünf Jahren hat sich der Wert der Aktie fast verdoppelt.

Interessant wegen Kurseinbruch und Kursanstieg

Archer-Daniels-Midland erlebte Ende Januar einen Kurseinbruch von 24 Prozent - den stärksten Einbruch an einem Tag seit 1929, nachdem Finanzvorstand Vikram Luthar beurlaubt wurde. Das Unternehmen untersuchte die Buchhaltungspraktiken in der Ernährungssparte. Trotz dieser Turbulenzen bietet das multinationale Lebensmittelverarbeitungs- und Rohstoffhandelsunternehmen eine Dividendenrendite von 3,2 Prozent und ist mit einem vorwärtsgerichteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 11 bewertet. Das Agrarunternehmen hält trotz der Vorfälle an der Gewinnprognose für das laufende Jahr fest.

Kursentwicklung der Aktien von Archer-Daniels-Midland.

Walmart zählt ebenfalls zu den Dividenden-Königen, auch wenn die Ausschüttungsrendite wie bei S&P Global nicht sehr hoch erscheint. Dies ist sicherlich zum Teil auf den starken Kursanstieg seit Jahresbeginn zurückzuführen. Der Einzelhandelskonzern wird jedoch von der überwiegenden Mehrheit der Analysten - 39 «Buys», drei «Holds» und ein «Sell» - zum Kauf empfohlen.

Das Unternehmen, bekannt als der weltweit grösste Umsatzbringer, beeindruckt mit einer geschätzten Kundenbasis von nahezu 230 Millionen wöchentlich, einem breiten Netzwerk von über 10'500 Geschäften in 24 Ländern und einer starken Präsenz im E-Commerce. Besonders hervorzuheben sind die kontinuierlichen Zuwächse im Vergleichsumsatz und die soliden Leistungen im Onlinehandel, die Walmart gegenüber seinen Onlinekonkurrenten in eine starke Position bringen und seine Stellung im Einzelhandelsmarkt begünstigen. Neben der beständigen Dividendenrendite kann auch langfristig mit weiter steigenden Kursen gerechnet werden.

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