Die Einblicke der am Montag vorgelegten Studie von Moody’s Analytics sind erstaunlich: Mehr als 2'200 Firmen haben laut den gemeldeten Angaben nach Manager, die 123 Jahre und älter sind, wie Moody’s-Experte Richard Graham erklärte. Der älteste bekannte Mensch der Welt indessen wurde nur 122 Jahre alt.

Das Alter eines Managers einer börsennotierten Firma lag laut den von Moody’s gesichteten Unterlagen sogar bei 943 Jahren, womit er im 11. Jahrhundert geboren wäre. Neben eigenartigen Geschäftsführern sieht Moody’s weitere Warnsignale wie Massenregistrierungen, Inaktivität und wechselseitiges Eigentum.

Zunehmende Komplexität

Während Briefkastenfirmen legitime Zwecke haben können, wird ihre Undurchsichtigkeit oft dazu benutzt, kriminelle finanzielle Aktivitäten zu verbergen, so Moody’s Analytics. Implikationen hat das auch für Unternehmen, die neue Geschäftsbeziehungen eingehen.

"Unternehmen sehen sich heute mit einer zunehmenden Komplexität konfrontiert, wenn es darum geht, die wahren Eigentumsverhältnisse zu verstehen und riskante Unternehmensbeziehungen zu erkennen", sagt Ted Datta, Leiter der Compliance-Praxis für Finanzkriminalität in Europa, Afrika und Amerika bei Moody’s Analytics. "Indem wir diese Diskrepanzen aufdecken, können wir Ermittlern und Analysten die Werkzeuge an die Hand geben, um Betrug besser zu erkennen."

Die Moody’s-Studie zeigt, wie wichtig, aber auch aufschlussreich Due-Diligence im Hinblick auf Geschäftspartner ist: So wies ein in China ansässiger Textil- und Bekleidungshersteller für 2019 einen Umsatz von über 2 Milliarden Dollar aus, obgleich er nur einen Mitarbeiter hatte. Tausende von Beispielen gibt es für Geschäftsführer, die jünger als fünf Jahre sind. Und eine Person hatte 5'751 Funktionen in 2'883 verschiedenen Unternehmen inne.

Noch viel muss gemacht werden

Humor im Betrug offenbart auch der Umstand, dass 22'000 Unternehmen ihre registrierte Adresse bei den ägyptischen Pyramiden haben.

Eine wachsende Zahl von Transparenzvorschriften in aller Welt soll helfen, die von Briefkastenfirmen ausgehenden Risiken einzugrenzen. Dennoch bleibt noch einiges zu tun, nicht nur in Hinblick auf Betrugsgefahren, sondern auch hinsichtlich Geldwäsche, wo Moody’s Analytics von einem jährlichen Volumen von 1,6 Billionen Dollar ausgeht.

Für die Studie wurden im November rund 472 Millionen Unternehmen untersucht. Das Land mit der höchsten Anzahl von Firmenmänteln war das Vereinigte Königreich mit fast 5 Millionen Firmen.

Die meisten Hinweise auf finanzielle Anomalien gab es in den USA, wo diese bei über 1,25 Millionen im Land registrierten Unternehmen gefunden wurden. Panama ist ebenfalls ein Hotspot: Hier schrillen für Moody’s bei 47 Prozent der Unternehmen die Alarmglocken. Im Zuge der Untersuchungen zu den Panama-Papers ist hier immerhin die Zahl der anonymen Registrierungen zurückgegangen.

(Bloomberg)