Der Hype um sogenannte Diätpillen oder Abnehmspritzen hat den Aktienmarkt erreicht. Novo Nordisk wurde im vergangenen Monat zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen Europas, was auf die Begeisterung für seine Medikamente Ozempic und Wegovy zurückzuführen ist. Eli Lilly, zu dessen Medikamentenpipeline auch Mounjaro gehört, ist heute nach Marktwert das grösste Gesundheitsunternehmen der Welt.

Die Novo-Nordisk-Medikamente Wegovy und Ozempic waren zuerst zur Behandlung von Diabetes zugelassen. Dabei stellte man fest, dass sie zu einer Gewichtsreduktion führten.

Bezüglich der Aktienperformance bedeutet dieser Börsenhype, dass Novo Nordisk dieses Jahr 51 Prozent und Eli Lilly 55 Prozent zugelegt hat. Und auch wenn kurzfristige Rücksetzer bei einzelnen Aktien nicht auszuschliessen sind, scheint der Gesamtmarkt für Schlankmacher vor einem gigantischen Wachstum zu stehen.  Laut einer Studie von Goldman Sachs könnte sich das Umsatzvolumen von derzeit gut 6 Milliarden Dollar bis 2030 auf 100 Milliarden Dollar mehr als verfünfzehnfachen.

«Der Markt für chronisches Gewichtsmanagement befindet sich in einem Wendepunkt», schreiben die Analysten von Goldman Sachs. Sie sehen Spielraum für ein «solides Wachstum in der Zukunft und eine Spitzengelegenheit, die nach unseren Schätzungen letztendlich einige der umsatzstärksten Medikamente aller Zeiten hervorbringen könnte».

Die Konsenserwartungen gehen davon aus, dass Lilly und Novo Nordisk ein Duopol haben werden, in dem die beiden Arzneimittelhersteller im Jahr 2030 etwa 80 Prozent des Adipositas-Marktes beherrschen werden, so die Goldman-Analysten. «Eine dominante Führungsposition kann auf diesem Niveau gehalten werden», schreiben sie.

Die Euphorie um die beiden Unternehmen ist auch bei den Analysten angekommen: Bei beiden dominieren gemäss Bloomberg-Daten Kaufempfehlungen und bei beiden befindet sich das durchschnittliche Kursziel nur geringfügig unter dem derzeitigen Kursniveau. Die Analysten haben mit dem Kursanstieg auch ihre Kursziel stetig angehoben.

Sollten sich die Prognosen aber bewahrheiten, dürfte das nicht nur positive Auswirkungen am Aktienmarkt haben. Die Folgen für Umsätze und Gewinne von Fast-Food-Ketten, Süsswarenherstellern oder auch Alkoholfirmen sind noch gar nicht abzusehen. Bereits abgestraft wurden Aktien, deren Geschäftsmodell auf der Behandlung von Krankheiten beruht, die ihre Ursache unter anderem im Übergewicht der Menschen haben. Dies zeigt der Kursrutsch von Fresenius Medical um gut 18 Prozent am vergangenen Mittwoch.

Mit Material der Nachrichtenagentur Bloomberg.

ManuelBoeck
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