«Die deutsche Exportwirtschaft befindet sich im freien Fall», kommentiert daher der Präsident des Bundesverbandes Grosshandel, Aussenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura. «Nach einem bereits historisch schlechten Jahresstart sinken die Zahlen immer noch weiter. Es fehlt in unserem Sektor völlig an Dynamik und Impulsen.» Wie andere Verbände hofft der BGA, dass eine neue Bundesregierung den Wirtschaftsstandort Deutschland wieder nach vorn bringen wird.
Rückgang der Exporte zu Jahresbeginn
Für Januar steht sowohl im Vergleich zum Dezember als auch im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Minus in der Ausfuhrbilanz, wie aus den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Heimische Hersteller lieferten im ersten Monat des Jahres 2025 Waren im Gesamtwert von 129,2 Milliarden Euro ins Ausland. Das waren nach Angaben der Wiesbadener Statistiker 2,5 Prozent weniger als im Dezember und 0,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Das Gesamtjahr 2024 hatten Deutschlands Exporteure trotz Zuwächsen im Dezember mit einem Minus abgeschlossen. Insgesamt exportierte Deutschland nach den jüngsten Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr Waren im Gesamtwert von 1.556 Milliarden Euro und damit 1,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Die Einfuhren nach Deutschland legten unterdessen im Januar auf 113,1 Milliarden Euro zu, wie aus den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Das ist ein Plus sowohl im Vergleich zum Vormonat (plus 1,2 Prozent) als auch zum Vorjahresmonat (plus 8,7 Prozent).
Wachsende Handelskonflikte als Gefahr
Die aggressive Industriepolitik Chinas setzt der Exportwirtschaft ebenso zu wie zunehmende Handelskonflikte mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump. Lola Machleid von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) verweist darauf, dass die Auswirkungen der US-Handelspolitik in den Januar-Zahlen des Statistischen Bundesamtes noch nicht erfasst sind. Es sei «zu befürchten, dass die USA künftig als wichtigster Exportmarkt ausfallen».
Generell rechnen nur wenige Branchen in den nächsten Monaten mit steigenden Auslandsumsätzen, wie die jüngste Umfrage des Ifo-Instituts zu den Exporterwartungen ergab. Darunter ist die Möbel- und Getränkeindustrie. Auch die Hersteller von elektrischer Ausrüstung blicken demnach vorsichtig optimistisch auf die kommenden drei Monate.
Sonst überwiegt Pessimismus. «Der Exportwirtschaft fehlt es an Dynamik und Aufbruchstimmung», fasst Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, zusammen. «Die heimischen Unternehmen warten weiterhin auf einen Anstieg der Nachfrage aus dem Ausland.»
Hoffnungsschimmer im Maschinenbau
Bei Deutschlands Maschinen- und Anlagenbauern rettete das Auslandsgeschäft vor allem mit den Euro-Partnern die Januar-Bilanz. In Summe verpasste die exportorientierte Branche mit mehr als einer Million Beschäftigten bei den Neubestellungen das Ergebnis des Vorjahresmonats preisbereinigt nur knapp um zwei Prozent.
«Stabilisierend wirkten wieder einmal die Auslandsbestellungen», ordnet der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) ein. Insgesamt stagnierten die Bestellungen im Auslandsgeschäft, während das Ordervolumen aus Deutschland um sechs Prozent unter dem Vorjahresergebnis blieb.
Industrie überrascht im Januar
Mit einem unerwartet erfreulichen Plus begann das Jahr 2025 für die deutsche Industrieproduktion - auch, weil die Autoindustrie aufholen konnte: Im Januar legte die Fertigung in den Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes im Monatsvergleich um 2,0 Prozent zu. Dies ist der stärkste Produktionsanstieg seit dem vergangenen August.
Nach Einschätzung von ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski bestätigen diese Daten des Statistischen Bundesamtes, «dass die Talsohle der deutschen Industriekonjunktur erreicht» ist. «Es ist jedoch noch zu früh, um von einer grundlegenden Trendwende zu sprechen», schränkt Brzeski ein.
Michael Herzum, Leiter Volkswirtschaft bei der Fondsgesellschaft Union Investment, erwartet für die kommende Monate eine leichte Zunahme der Industrieproduktion: Es glaube, dass das Frühlingsgefühl auch dann anhalten werde, wenn US-Präsident Trump etwa durch seine Zollpolitik zwischendurch für Eintrübung sorge./ben/jkr/DP/jha
(AWP)